Die 70er Jahre

Die Anfangsjahre der 70er gestalten sich schwierig, denn unser „Bayer“ kommt nicht in Fahrt. Am Ende der Saison 1971/72 wird Trainer Theo Kirchberg entlassen, und der Start unter dem neuen Trainer Gero Bisanz misslingt. Mit 0:12-Punkten geht die Mannschaft ins Rennen – Abstiegsangst macht sich breit. Der 13. Mai 1973 wird dann zum Trauertag. Vor 400 Zuschauern schlägt die Bayer-Mannschaft zwar die Alemannia aus Aachen mit 4:1, aber der Abstieg ins Amateurlager ist nicht mehr zu vermeiden. „Nun nehmen wir Abschied vom Bayer 04“ steht auf einem Transparent.

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Bayer 04–Fans nach dem Abstieg aus der Regionalliga in der Saison 1971/72.

Ein Abstieg ist immer ärgerlich, aber dieser ist es doppelt, denn in der neuen Saison wird es keinen Aufsteiger aus der damaligen Verbandsliga in die Regionalliga geben. Der DFB macht aus den fünf Regionalligen unter der 1. Bundesliga zwei 2. Bundesligen, Nord und Süd, so dass Bayer für mindestens zwei Jahre im Amateurlager verschwindet.

Die Saison 1973/74 bringt einen überraschenden Neueinkauf: Vom Bundesligisten MSV Duisburg stößt Gerhard Kentschke zu uns. Er wird für die nächsten beiden Jahren in der Verbandsliga den großen Unterschied machen.

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Gerd Kentschke am 16. März 1975 in einem Heimspiel gegen Frechen 20.

Die Mittelrheinmeisterschaft im ersten Jahr kann die Mannschaft leider nicht vergolden, aber immerhin nimmt sie an den Endrundenspielen zur Deutschen Amateurmeisterschaft teil. In der ersten Runde wird der SC Flensburg ausgeschaltet, aber in der zweiten Runde ist Schluss für unsere Mannschaft: Viktoria Hamburg ist dann doch zu stark.

In der Saison 1974/75, der letzten im Amateurlager, kommt ein Stürmer von Frechen 20 zu uns, der mit seinen Toren zweimal maßgeblich an den Aufstiegen von Bayer 04 Leverkusen beteiligt sein wird: Matthias Brücken.

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Matthias Brücken am 6. Oktober 1974 in einem Heimspiel gegen DJK Westwacht Aachen.

Sowohl in seiner ersten Saison mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga als auch einige Jahre später, als der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelingt, wird er jeweils Torschützenkönig in der Liga. Die Tore von Matthias Brücken, die Vorarbeiten von Gerd Kentschke, der unserem Verein noch sehr viele Jahre als Co- und Amateurtrainer erhalten bleiben wird, und die sichere Abwehr um den umsichtigen Libero und Elfmeterschützen Willi Rehbach sorgen für eine erneute Meisterschaft und die Chance, sich in den Aufstiegsspielen für die 2. Bundesliga Nord zu qualifizieren. In der Aufstiegsrunde bekommen wir  es mit Arminia Hannover und Union Solingen zu tun. Nach dem dritten Spiel und dem 3:2-Sieg gegen die Niedersachsen vor 10.000 Zuschauern wird der Aufstieg in der ganzen Stadt gefeiert. „Der Bayer“ ist zurück im bezahlten Fußball.

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Der Aufsteiger in die 2. Bundesliga Nord 1975 direkt nach dem Spiel.

Zur ersten Saison in der 2. Bundesliga 1975/76 verpflichtet Bayer 04 zwölf neue Spieler, unter ihnen so bekannte und für die nächsten Jahre prägende wie Fred Bockholt, Walter Posner, Rainer Klimke, Norbert Ziegler und Hans-Jürgen Scheinert. Doch der Aufsteiger tut sich schwer. Die Bayer-Elf kämpft von Beginn an gegen den Abstieg. Nach einer 0:1-Niederlage beim weit abgeschlagenen Tabellenletzten Spandauer SV aus Berlin ist man nur noch drei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Danach kommt es zum Trainerwechsel: Für den in dieser Phase glücklosen Aufstiegstrainer Manfred Rummel verpflichtet der Klub Radoslaw Momirski für wenige Wochen. „Der Bayer“ rutscht zwar nie auf die Abstiegsränge, kann sich aber von diesen auch nicht entscheidend entfernen.

Am 5. April 1976 übernimmt dann endlich Willibert Kremer den Trainerposten und leitet die Wende ein. In den nächsten Jahren bringt er Konstanz in die Mannschaft und auch einige neue Spieler tragen ihr Übriges dazu bei. Spieler wie Jürgen Gelsdorf, Dieter Herzog und Peter Hermann kommen 1976, Matthias Brücken (wieder zurück), Klaus Bruckmann, Thomas Hörster und Harry Gniech ergänzen den Kader ein Jahr später. So langsam formt sich die Mannschaft, die den großen Schritt in die höchste deutsche Liga schaffen wird. Aber erst einmal muss sie noch durch ein kleines Tal. In der Saison 1977/78 läuft es alles andere als gut. Wieder rutscht man in der Rückrunde in die Nähe der Abstiegsplätze, aber dann reißt „der Bayer“ das Ruder herum. Nach fünf siegreichen Spielen beendet das Team die Saison auf einem guten 8. Platz und nimmt das Selbstvertrauen mit in die neue Saison. Mit nur drei Neuerwerbungen – Peter Szech aus Neuss, Klaus Schulze von Preußen Berlin und Willi Korth von Schwarz-Weiß Essen – startet Bayer 04 durch. Ab dem zweiten Spieltag der Saison 1978/79 steht die Bayer-Elf an der Tabellenspitze und wird erst am 21. Spieltag zum ersten Mal bezwungen.

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13. Mai 1979. Die Mannschaft, die den endgültigen Schritt in die 1. Bundesliga vollzieht. Stehend von links: Matthias Brücken, Klaus "Atze" Schulze, Peter Klimke, Harry Gniech, Peter Szech, Hans-Jürgen Scheinert, Jürgen Gelsdorf, Klaus Bruckmann, Thomas Hörster, Fred Bockholt, Dieter Herzog

Am 13. Mai 1979 kommt es zum großen Treffen gegen den Rivalen und Zweitplatzierten Bayer 05 Uerdingen. Die Kremer-Elf benötigt noch einen Punkt zum direkten Aufstieg, liegt aber in der 62. Minute scheinbar hoffnungslos mit 0:3 hinten. Vor 15.000 Zuschauern beginnt eine aufregende Aufholjagd, die in der 85. Minute letztlich belohnt wird.

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85. Minute im Ulrich-Haberland-Stadion. Der Ausgleich durch Matthias Brücken.

Nach dem Tor zum 3:3 von Matthias Brücken brechen im Ulrich-Haberland-Stadion alle Dämme. Das beschauliche Leverkusener Stadion wird zum Tollhaus, und beim Schlusspfiff sind die Fans nicht mehr zu halten, sie stürmen den Platz.

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Ehrenrunde

Die 1. Bundesliga ist erreicht – nun beginnen die Lehrjahre in der harten Welt der höchsten deutschen Spielklasse.

Quellen:

  • Matthias Bauschen – „100 Jahre Bayer 04 – Die Geschichte eines einzigartigen Sportvereins“
  • Alex Feuerherdt – Bayer 04 Leverkusen (Die Fußball-Chronik)