Anfang der Sechziger Jahre bildet sich in Leverkusen eine Mannschaft aus eigenem Nachwuchs und jungen hungrigen Spielern, die von auswärts dazu geholt wurden. Zu den Eigengewächsen Werner Röhrig, Heinz Höher und Günter Haarmann gesellen sich Spieler wie Uwe Klimaschefski, Manfred Manglitz, Werner Torner, Werner Görts und Hans-Otto Peters. Diese Truppe kann die Leverkusener wieder begeistern und schafft in der Saison 1961/62 den Wiederaufstieg in die Oberliga West.
Der Meister der 2. Oberliga West und damit Aufsteiger in die höchste deutsche Spielklasse. Hinterste Reihe von links: Hans-Otto Peters, Dr. Klaus Heydenreich; mittlere Reihe von links: Werner Görts, Klaus Niemuth, Werner Röhrig, Gerd Kubaschek, Helmuth Weber, Uwe Klimaschefski, Egon Rosinski, Günther Haarmann; vorderste Reihe von links: Hans Zimmermann, Karl Rafet, Heinz Godyla, Ernst Dykstra, Manfred Manglitz, Werner Torner, Horst Wehrle, Heinz Höher, Günther Pospiech
Nach sechs Jahren Zweitklassigkeit kommt der Aufstieg leider zu spät, um noch eine reelle Chance für die im Jahr 1963 neu geschaffene Bundesliga zu haben. In der Oberliga-Saison 1962/63 geht es für die Bayer-Elf darum, nicht den letzten oder vorletzten Platz zu belegen, um wenigstens das Minimalziel, die ebenfalls neu gebildete Regionalliga West, zu erreichen, den Unterbau der 1. Bundesliga.
Schauen wir uns diese Mannschaft, in der so viel Qualität steckt mal etwas genauer an: Sechs zukünftige Bundesligaspieler (Manfred Manglitz, Heinz Höher, Werner Görts, Uwe Klimaschefski, Werner Biskup, Hans-Otto Peters), ein zukünftiger Nationalspieler (Manfred Manglitz), ein U-23-Nationalspieler und zukünftiger Schweizer Torschützenkönig (Hans-Otto Peters), ein deutscher Amateur-Nationalspieler (Heinz Höher), ein nominierter Nationalspieler (Werner Görts, auch wenn es zu keinem Einsatz kommt), drei zukünftige Bundesligatrainer (Uwe Klimaschefski, Werner Biskup, Heinz Höher, die zufällig alle drei 1985 mit ihren jeweiligen Mannschaften in die Bundesliga aufsteigen) und Spieler wie Werner Röhrig, Günter Haarmann, Werner Torner, Horst Wehrle, Klaus Niemuth und Dr. Klaus Heydenreich tragen zum größten Teil über viele Jahre das Bayer 04-Trikot. Leider bricht diese Mannschaft nach der Oberligasaison 1962/63 auseinander. Es kommen magere Jahre auf die Bayer-Fans zu.
Bayer 04 Leverkusen 1962/63 von links: Werner Röhrig, Manfred Manglitz, Werner Torner, Heinz Höher, Hans-Otto Peters, Werner Görts, Horst Wehrle, Uwe Klimaschefski, Werner Biskup, Dr. Klaus Heydenreich, Klaus Niemuth
1965 steht unsere Elf auf dem drittletzten Tabellenplatz der Regionalliga West und eigentlich als einer von drei Absteigern fest, es sei denn, der Regionalliga West-Meister Borussia Mönchengladbach würde den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Diesen Gefallen tun uns die Borussen, und so können wir zweitklassig bleiben. Allerdings bringt die Saison einen Trainerwechsel mit sich: Der ehemalige Spieler Theo Kirchberg schwingt für die nächsten sieben Jahre das Zepter an der Bismarckstraße, länger als je ein Trainer vor und auch nach ihm. Zunächst wird es unter Trainer Kirchberg auch nicht wesentlich besser: 14. Platz 1966, 10. Platz 1967.
Aber dann kommt es zum großen Umbruch. Vielen Abgängen stehen nur wenige Neuverpflichtungen gegenüber. Es kommen Torwart Hans Benzler, Klaus Görtz, Peter Rübenach, Willi Haag, Karl-Heinz Brücken und Friedhelm Strzelczyk. Mit einem Kader von nur 13 Feldspielern und zwei Torhütern startet Bayer 04 in die Saison 1967/68 und überrascht alle. Früh in der Saison steht die Mannschaft an der Tabellenspitze. Die heimische Journaille glaubt, dass Bayer diesen Tabellenplatz dem günstigen Spielplan zu verdanken hat. Zwar sehen alle die spielerische Verbesserung, aber so wirklich glaubt keiner an eine Meisterschaft in der Regionalliga West. Am 12. Mai 1968 tritt unsere Mannschaft am letzten Spieltag bei Schwarz-Weiß Essen an und benötigt einen Punkt zur Erringung der Regionalliga West-Meisterschaft. In strömendem Regen und unterstützt von endlich mal wieder tausenden Leverkusenern, die in dieser Saison ihren „Bayer“ wiederentdecken, gelingt ein 3:3. Nach dem Spiel liegen sich Spieler und Fans in den Armen.Nun stehen die Aufstiegsspiele an. Damals werden die beiden Erstplatzierten der fünf Regionalligen in zwei Gruppen verteilt und die jeweiligen Sieger der Gruppen 1 und 2 steigen auf. „Der Bayer“ bekommt es mit Tennis Borussia Berlin, Kickers Offenbach, Arminia Hannover und TuS Neuendorf zu tun. Nach acht schweren Spielen beendet die Bayer-Elf diese Gruppe als Zweiter hinter Kickers Offenbach und verpasst knapp den Aufstieg in die Bundesliga. Nicht wenige in Leverkusen sind darüber erleichtert, denn das Abenteuer Bundesliga scheint doch noch eine Nummer zu groß zu sein.
Regionalliga West – Meister 1967/68. Stehend von links: Leo Wilden, Masseur Hans Bochniak, Klaus Görtz, Helmut Richert, Helmut Röhrig, Karl-Heinz Zickel, Wilfried Seifert, Peter Rübenach, Karl-Heinz Brücken, Trainer Theo Kirchberg; Knieend von links: Günther Haarmann, Friedhelm Strzelczyk, Matthias Brücken, Hans Benzler, Friedhelm Renno, Wilhelm Haag, Fredy Hennecken
Ein weiteres Highlight der Saison ist das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg, Tabellenführer der 1. Bundesliga. Am 27. Januar 1968 steigt das Spiel der Herbstmeister. Bayer 04 unterliegt nach hartem Kampf zwar mit 0:2, bekommt aber das erste Mal das Gefühl, mit den Großen des deutschen Fußballs mithalten zu können.
Das Jahrzehnt wird mit einem – im Vergleich zu den Hoffnungen – enttäuschenden 8. Platz beendet. In den Siebzigern soll alles besser werden. Am Ende wird es das auch, aber der Weg dorthin ist sehr steinig und schwer.
Quellen: