Die 50er Jahre

In den fünfziger Jahren gibt es in der Stadt Leverkusen, mit nicht einmal 100.000 Einwohnern, zwei Großvereine: Die Sportvereinigung Bayer 04 Leverkusen und den Turn-und Spielverein 04 Leverkusen. „Der Bayer“, wie der Verein im Volksmund mittlerweile nur noch genannt wird, strebt nach Wettkampf und Erfolg, der TuS hingegen ist mehr für den Breitensport zuständig, ohne den Wettkampf aus den Augen zu verlieren. Beide Vereine haben  eine Handball-, Faustball- und eine Leichtathletikabteilung, Fußball und Boxen sind im „Bayer“ verankert, das Kunstturnen und Fechten wird beim TuS 04 betrieben. Die kleine Stadt Leverkusen mausert sich zur Sportstadt und wird durch ihre Sportler und das Bayerwerk weltweit bekannt.

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Der Haupteingang zum Stadion „Am Stadtpark“ Anfang der fünfziger Jahre.

Unseren Fußballern gelingt in der Saison 1950/51 endlich der so lang ersehnte große Wurf – der Aufstieg in die Oberliga West und damit verbunden endlich der Vergleich mit den großen Fußballvereinen wie Schalke 04, Rot-Weiß Essen, Borussia Dortmund oder Fortuna Düsseldorf. Am 10. Spieltag übernimmt die Bayer-Elf nach einem 2:0-Sieg im Stadion am Stadtpark gegen TuRu Düsseldorf erstmals die Tabellenführung in der 2. Oberliga West, die sie bis zum Ende der Saison nicht mehr abgibt. Am 08. April 1951 ist es endlich soweit: Im heimischen Stadion vor 5.000 Zuschauern wird die Fortuna aus Köln mit 5:2 aus dem Stadion gefegt und der Aufstieg perfekt gemacht. Der Vereinsvorsitzende Dr. Fritz Jacobi ehrt seine Mannschaft mit einem großen Siegerkranz und übergibt ihn dem Spielführer Hans Frömmel. Bereits während des Spiels wird ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „Bayer 04 Leverkusen in der Oberliga“ gespannt.

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Die Meistermannschaft 1951 vor dem Clubhaus „Am Stadtpark“. Hinten von links: Masseur Hans Bochniak, Heinz Papenhoff, Hans Flohr, Paul Wiorek, Jakob Kaiser, Heinz Müller, Hans Steingans, Reinhold Pütz, Heinz Spikofski, Theo Kirchberg, Vorne von lnks.: Trainer Raymond Schwab, Hans Frömmel, Richard Job, Helmut Rennen, Peter Röger, Emil Becks, Betreuer Paul Harig

Hans Frömmel, Emil „Bubi“ Becks, Heinz Papenhoff, Paul Wiorek, Richard Job oder Theo Kirchberg sind seinerzeit in Leverkusen jedem geläufig. Der Großteil der Mannschaft arbeitet im Bayer-Werk und wird dienstags und donnerstags ab mittags für das Training freigestellt. Die neue Saison in der Oberliga startet verheißungsvoll, sehr schnell ist Bayer 04 in der Oberliga etabliert. Verstärkt durch Spieler wie Fredy Mutz, Fritz Tiede und Walter Nußbaum wird die Mannschaft erst am 11. Spieltag erstmalig geschlagen und hat mit dem Abstieg auch die nächsten beiden Jahre nichts zu tun. Vor allem Fredy Mutz macht sich in den nächsten Jahren in Leverkusen einen Namen und ist für zehn Jahre nicht aus dem Bayer 04-Tor wegzudenken.

1954/55 klopft Bayer 04 erstmals an die Tür zur Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Schon in der Jubiläumswoche zum 50-jährigen Bestehen des Vereins wird, neben anderen Sportwettkämpfen, der amtierende deutsche Meister Hannover 96 in einem Freundschaftsspiel mit 4:0 geschlagen. Ganz Leverkusen geht hoffnungsvoll in die neue Saison. Lange hält man den Kampf mit den beiden Kontrahenten Rot-Weiß Essen und SV Sodingen offen. Bayer 04 schlägt zum Beispiel die Dortmunder Borussia zu Hause mit 3:1 und schickt den Lokalrivalen 1. FC Köln im April 1955 mit 4:0 wieder heimwärts. Eine Woche später kommt es am drittletzten Spieltag zum Showdown gegen den Tabellenzweiten SV Sodingen. Im heimischen Stadtpark liegt man bis zur Halbzeit mit 2:1 in Führung und erhält in der 56. Minute einen Foulelfmeter, der leider durch Walter Nußbaum vergeben wird. Kurze Zeit später erzielt Sodingen den Ausgleich, und in der noch verbleibenden Zeit gelingt der Bayer-Elf nicht mehr der Siegtreffer. Sodingen rettet den Vorsprung in der Tabelle bis zum Saisonende ins Ziel, und Bayer 04 beendet diese sehr erfolgreiche Saison auf Platz drei.

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Am 11. April 1955 schlägt Bayer 04 den 1. FC Köln im heimischen Stadtpark mit 4:0. Mittelstürmer Fritz Tiede beim Torschuß.

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Und die Bayer 04-Fankurve beim ausgelassenen Torjubel.

Ein ganzes Jahr später steht man vor den Scherben einer furchtbaren Saison und muss erstmals in der Vereinsgeschichte absteigen. Bis zum Ende der fünfziger Jahre spielt die Sportvereinigung erstmal in der Zweitklassigkeit, der 2. Oberliga West. Trotz der sportlichen Lage beginnen im April 1956 die Bauarbeiten an der Bismarckstraße, an der damals noch die Autobahn A1 endet, für ein neues Stadion — gegen den Widerstand vieler Traditionalisten. Der kleinere der beiden Plätze am alten „Stadtpark“ wird mit dem Lise-Meitner-Gymnasium bebaut. Der alte Hauptplatz bleibt erst einmal noch bestehen und wird auch noch von den Fußballern benötigt.

Das Ulrich-Haberland-Stadion, benannt nach dem großen Sportförderer und Generaldirektor der Bayer AG, wird am 2. August 1958 feierlich eingeweiht. Fortuna Düsseldorf kommt als erster Gegner und die beiden Kapitäne Fredy Mutz und Erich Juskowiak führen die Mannschaften auf den neuen Rasen.

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Einlauf der Mannschaften beim Eröffnungsspiel im Ulrich-Haberland-Stadion

Gerade der Rasen bereitet im November noch Probleme. Bei einem Spiel gegen den MSV Duisburg wird dieser dermaßen ramponiert, dass die Bayer-Elf bis zum Ende der Saison wieder zurück zum alten Stadtpark ziehen muss und erst ab der Saison 1959/60 bis heute endgültig seine Heimstätte an der Bismarckstraße hat. Allerdings haben die Bayer-Spieler durch ihre Leistungen ihre Sympathien verspielt. In der 20.000 Zuschauer fassenden Arena begrüßt man selten mehr als 3.000 Besucher. Die Atmosphäre ist aufgrund der zusätzlich eingebauten und trennenden Aschelaufbahn fast gespenstisch und nicht zu vergleichen mit der Stimmung im reinen Fußballstadion „Am Stadtpark“.

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Blick auf das Ulrich-Haberland-Stadion 1958, rechts mittig. Links in der Mitte erkennt man noch Platz 1 der Sportanlage „Am Stadtpark“ und das alte Clubhaus. Im Hintergrund die Kurt-Rieß-Anlage und davor der Platz vom VfL Leverkusen.

Vier junge Spieler aus den eigenen Reihen machen in den 50ern auf sich aufmerksam. Horst Stollenwerk, ein wieselflinker Rechtsaußen, spielt von 1953 bis 1961 in unserer 1. Mannschaft und lässt unsere Fans seinen Vorgänger Theo Kirchberg fast vergessen. Werner Röhrig, der Mittelfeldstratege und spätere Kapitän, sowie Günter Haarmann, der torgefährliche Abwehrspieler, spielen noch bis weit in die sechziger sehr erfolgreich für den Bayer. Heinz Höher wird ab 1958 ein wichtiger Bestandteil der Bayer-Elf. Der geborene Leverkusener wird wie die anderen drei den Beginn der 60er maßgeblich beeinflussen.

Quellen:

  • Walter Scharf – „50 Jahre Bayer 04 – Die Geschichte eines Sportvereins“
  • Matthias Bauschen – „100 Jahre Bayer 04 – Die Geschichte eines einzigartigen Sportvereins“
  • Werner Röhrig – Gesammelte Zeitungsausschnitte aus 100 Jahren Bayer 04 Leverkusen (Bayer 04 – Archiv)