Ein­mal Lever­ku­sen, immer Lever­ku­sen

Kim Fal­ken­berg

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Bayer 04 im Blut – darum geht es in Teil sechs der Serie „Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ mit Kim Falkenberg.

Die meisten Fußballfans wissen noch, wie das alles anfing mit der Liebe zu einem Verein. Bei Kim Falkenberg ist es ein Stadionbesuch mit seinem Vater. Sechs Jahre ist er alt, als sie Mitte der 1990er Jahre in Leverkusen ein Bundesliga-Spiel von Bayer 04 gegen den SV Werder Bremen besuchen.

Spiel, Stadion, Namen wie Rüdiger Vollborn, Christian Wörns, Bernd Schuster oder Paulo Sergio, für Kim ist klar: Bayer 04 Leverkusen ist sein Verein. Was zunächst reines Fantum ist, wird ein paar Jahre später mehr.

Training bei Mutti

Falkenbergs fußballerische Laufbahn beginnt im oberbergischen Bergneustadt. Von den Bambinis an ist er dabei. Trainiert wird sein Team von seiner Mutter, die eigentlich mit Fußball nicht besonders viel am Hut hat. „Für sie standen der soziale Gedanke und Spaß für die Kinder im Vordergrund. Und mein Vater hat ihr immer ein paar Übungen mitgegeben“, erinnert sich Falkenberg. Das klappt ganz gut.

Die Bergneustädter Jungs machen auch regional auf sich aufmerksam. Bei einem Hallenturnier fällt der kleine, schnelle Kim den Bayer 04-Scouts auf. Der blonde Junge schießt als Stürmer Tor um Tor. Die Eltern wollen allerdings erst einmal abwarten, ob der Sprung aufs Gymnasium gelingt. Als das klar ist, darf Falkenberg 2000 in der U12 von Bayer 04 einsteigen.

Vom Torjäger zum Gegenteil

Der Schritt von der oberbergischen Asche auf die damals neue Anlage des Leistungszentrums am Kurtekotten ist enorm: „Dort hattest du einfach tolle Möglichkeiten und ein besonderes Flair. Als D-Jugendliche haben wir U19- und U17-Spiele geguckt und mitgejubelt, als hätten wir selbst auf dem Feld gestanden.“

Und auch sportlich ändert sich einiges. Trainer Jörg Bittner macht aus dem Angreifer einen defensiven Mittelfeldspieler. Oder wie Falkenberg es lachend selbst sagt: „Aus einem Torjäger wurde einer der ungefährlichsten Profis, die es je gegeben hat.“ Aber dazu später mehr. Zunächst gibt es für den jungen Kim nur Bayer 04. Training, eigene Spiele und Turniere, immer wieder bei den „Großen“ der A- oder B-Junioren zuschauen und natürlich mit den Profis in der BayArena mitfiebern. „Eine bessere Jugendzeit konnte ich nicht haben“, weiß er heute.

Als U19-Meister in die 2. Liga

Diese wird gekrönt mit der Deutschen Meisterschaft mit den A-Junioren 2007. Beim 2:1 nach Verlängerung gegen den FC Bayern München in einer proppenvollen BayArena steht Kim Falkenberg als Innenverteidiger in der Startelf: „Auf einmal steht da dein Name auf dem Trikot, ein unglaublicher Moment.“ Ein kleiner Vorgeschmack, auf was da kommen könnte. Falkenberg trainiert bereits bei der U23 von Bayer 04 unter Ulf Kirsten, fährt mit den Profis in Trainingslager und steht bei Cheftrainer Michael Skibbe einmal im Bundesliga-Kader.

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Aber die Konkurrenten auf der rechten Abwehrseite heißen Gonzalo Castro und Clemens Fritz. Trotz U19-Titel und knapp 20 Länderspielen für deutsche Nachwuchsteams ab der U15 ist Falkenberg klar: Weiter geht es in Leverkusen erst einmal nicht. „Vom Wappen her fiel der Abschied schwer. Aber ich konnte mich schon immer ganz gut selbst einschätzen und wusste, dass der nächste Schritt kommen muss“, sagt er.

Schnelles Wiedersehen

Der führt den jungen Verteidiger in die 2. Liga zu Rot-Weiß Oberhausen. Der Gegner beim Profi-Debüt: natürlich Bayer 04 Leverkusen. In der 1. Runde des DFB-Pokals geht es mit RWO gegen die Werkself. „Das war schon verrückt. Vor ein paar Wochen hatten wir noch zusammen trainiert und dann stehst du da neben Castro, Kießling und Renato Augusto im Spielertunnel“, erinnert sich Falkenberg. Oberhausen bietet Bayer 04 Paroli, muss sich erst in der Verlängerung mit 2:3 geschlagen geben.

Es ist zunächst der letzte Kontakt mit Leverkusen. Aber Falkenberg macht ein überzeugendes Spiel. In Oberhausen startet er durch, kommt in der ersten Saison auf 29 Zweitliga-Einsätze und macht beim 2:0 gegen den FSV Frankfurt sein erstes Profi-Tor. Dass es auch sein letztes sein sollte, weiß der damals 20-Jährige natürlich nicht.

Großer Kreis um Leverkusen

In Oberhausen beginnt die zehnjährige Profi-Reise, die irgendwie um Leverkusen herum kreist. Von RWO geht es zu Greuther Fürth, mit dem Falkenberg 2010 das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht. Von dort nach Aachen, weiter nach Sandhausen, Saarbrücken und schließlich zum VfL Osnabrück. Nach knapp 200 Profispielen und einigen Verletzungen spielt Falkenberg 2014 in der 3. Liga.

Jonas Boldt hat mir angeboten, ein Praktikum im Scouting zu machen.

Die Werkself verfolgt er die ganz Zeit – als Fan: „Das ist tatsächlich immer so geblieben und wird auch immer so bleiben.“ Das Karriere-Ende von Stefan Reinartz lässt 2016 den Kontakt nach Leverkusen wieder aufleben. Auf einer kleinen Feier trifft Falkenberg neben ehemaligen Mitspielern auch Jonas Boldt, damals bereits Sportmanager. „Ich habe mich mit Jonas darüber unterhalten, dass ich nebenbei Sport-Business studiere und auch noch ein Praktikum machen müsste“, erzählt Falkenberg. Von Boldt kommt das Angebot, das doch im Scouting von Bayer 04 zu machen.

Süchtig nach Fußballspielen

„An so etwas hatte ich überhaupt nicht gedacht“, gibt Falkenberg zu. Und doch ist es der Impuls zur Rückkehr. Schon nach den ersten Video-Sichtungen wird ihm klar: „Das ist genau mein Ding. Ich war direkt süchtig.“ Falkenberg spielt weiter in Osnabrück Fußball und sichtet nebenbei für Bayer 04 auf unterschiedlichen Märkten. Als Ende 2017 nach einem Kreuzbandriss klar wird, dass die aktive Zeit bald vorbei ist, strukturiert Bayer 04 gerade seine Scouting-Abteilung um.

Falkenberg heuert für den Sommer 2018 als „Chefscout Top-Talente“ an. Bis dahin hat er schon hunderte von Spielen und Spielern gesichtet und ist immer noch fasziniert: „Fokussiert Fußball gucken, Spieler beschreiben, Mannschaftstaktiken beschreiben und immer im Hinterkopf der Gedanke: Was könnte zu Bayer 04 Leverkusen passen? Das macht einfach unheimlich Spaß.“

Schnell einen Schritt weiter

Es dauert nur ein Jahr, bis der nächste Schritt folgt. 2019, mit 31 Jahren wird Kim Falkenberg Chefscout der Werkself. Als der Posten frei wird, überzeugt sein Konzept Sportdirektor Simon Rolfes und Tim Steidten, Leiter Scouting und Kaderplanung. Falkenberg kreist jetzt nicht mehr nur um Leverkusen, es ist das Zentrum seines Lebens geworden. Frau, zwei Kinder, ein Haus sowie wieder und immer noch Bayer 04 – so sieht sein Leben aus.

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Egal, ob es um sportliche oder berufliche Entwicklung geht, für Falkenberg gibt es keinen besseren Ort: „Hier hast du alle Möglichkeiten, dich zu entfalten und zu entwickeln, weil alle alles dafür und für den Klub tun.“ So geht Falkenbergs Leverkusen-Geschichte als Spieler, Mitarbeiter und Fan weiter. Und die nächste Generation mit Bayer 04 im Blut ist schon in Sicht. Den ersten Stadionbesuch in Leverkusen haben seine Kinder natürlich schon hinter sich.

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil V: Jonas Meffert

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil IV: Fabian Giefer

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil III: Stefan Reinartz

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil II: Erik Zenga

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil I: Gonzalo Castro