Eine Fami­lien-Ange­le­gen­heit

Jonas Mef­fert

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Im fünften Teil der Serie „Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ geht es um Jonas Meffert und die besondere Verbindung zwischen Familie und Nachwuchsfußball bei Bayer 04.

Jonas Meffert lässt nicht lange den Kopf hängen. Kürzlich hat er mit Holstein Kiel das Rückspiel der Bundesliga-Relegation gegen den 1. FC Köln mit 1:5 verloren, bleibt mit den „Störchen“ in der 2. Liga. Er kennt das. 2015 scheiterte er bereits äußerst unglücklich mit dem Karlsruher SC gegen den Hamburger SV. „Damals war viel Pech dabei. Dieses Mal war es am Ende verdient“, gibt der 26-Jährige zu. Außerdem hat er ja Unterstützung. Seine Eltern waren zum Spiel aus der Heimat in Rösrath nach Kiel gekommen. Wie immer, kann man sagen.

Erst zögerlich, dann durchgestartet

Alles fängt 2005 an, als Jonas in der U12 zum Bayer 04-Nachwuchs stößt. Zunächst fahren ihn die Eltern – wie so viele andere Fußball-Familien – selbst zum Training nach Leverkusen. Ralf Meffert erinnert sich lachend: „Ich musste ihn fast dahin schleifen. Aber das hat sich sehr schnell normalisiert.“ Der Vater war früher begeisterter Basketballer und wurde als Jugendtrainer später mit seinem Team deutscher Vizemeister. Als die Anfrage von Bayer 04 kommt, ist es deshalb für ihn keine Frage, dass Fußballspielen in Leverkusen eine Chance bedeutet. „Der Junge hatte ein Talent in einem bestimmten Bereich. Und ich bin der Meinung gewesen: Wenn man etwas richtig gut kann, dann sollte man das auch so lange machen, wie es geht.“

Familienausflüge durchs ganze Land

Und für Jonas geht es sehr lange. Schnell findet er im zentralen Mittelfeld seine Position und durchläuft alle Nachwuchsmannschaften. Und die Familie? Macht eben mit. „Ich glaube, dass es so gut gelaufen ist, war auch ein Verdienst meiner Eltern, weil die dem Fußball gegenüber immer so positiv waren“, sagt er.

Ob Köln, Dortmund, Süddeutschland, Brandenburg, Niederlande, Schweiz – wenn Jonas spielt, sind Vater Ralf, Mutter Brigitte, die beiden Zwillingsschwestern Anna und Kira sowie – wo möglich – Hund Bagira fast immer dabei. „Ich glaube, mein Vater hat fast jedes meiner Jungendspiele gesehen“, erinnert sich Jonas.

Turniergewinn in Vorden (NL), 2006; Bildquelle: privat


Enge Bindung zwischen Familie und Verein

Die weiteren Reisen nutzt Familie Meffert auch, um Land und Leute kennenzulernen. „Als Jonas Schwestern noch kein waren, waren die Turnierfahrten schon so etwas wie Familienausflüge“, berichtet Vater Ralf. So entwickelt sich eine enge Bindung zum Verein, zu den Trainern und auch zu den anderen Eltern. Dabei finden die Mefferts immer ein offenes Ohr. Das kann Ralf Meffert nur bestätigen: „Vom Kern des Fußballs habe ich keine Ahnung. Weil mich das aber interessiert hat, habe ich immer das Gespräch mit den Trainern oder später auch mit dem damaligen Nachwuchsleiter Jürgen Gelsdorf gesucht. Die sind mir immer sehr offen begegnet.“ Sohn Jonas hat davon profitiert. „Mein Vater hat mir dann erklärt, was die Trainer oder Jürgen Gelsdorf gesagt haben, aber ohne da irgendeinen Druck mit aufzubauen“, erinnert er sich.

Vertrauen wird belohnt

Ein weiterer Pluspunkt in dieser Konstellation, weiß Jonas Meffert heute: „Auch als ich im ersten B-Junioren-Jahr kaum gespielt habe, wusste ich immer, wo ich stand, und hatte nie das Gefühl, dass ich es nicht trotzdem schaffen kann, Profi zu werden.“ Dieses Vertrauen in sich selbst, Familie und Verein führt ihn letztlich zum Ziel.

Am 22. November 2012 wird er beim Europa-League-Spiel der Werkself bei Metalist Charkow in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Profi-Debüt mit 18 Jahren. Eineinhalb Jahre später folgt der Wechsel in die 2. Liga zum Karlsruher SC. Dort startet Meffert sofort durch, kommt auf 28 Pflichtspieleinsätze und verpasst 2015 mit dem KSC ganz knapp den Bundesliga-Aufstieg. Die Familie ist so oft wie möglich dabei.

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Unterstützung in schwieriger Phase

Das gilt auch für seine schwierigste Karriere-Phase. Im Sommer 2016 wechselt Meffert zum SC Freiburg in die Bundesliga. Doch dort kommt der Mittelfeldspieler nicht zurecht. „Ich habe mir das erste Mal selbst Druck gemacht“, weiß er heute. Oft sitzt er auf der Bank. Es folgen Erkrankungen und Verletzungen.

„Wir haben gemerkt, dass es ihm insgesamt nicht gut geht“, erinnert sich Vater Ralf. Die Eltern und seine Schwestern besuchen ihn regelmäßiger in Freiburg. „Sie haben alles versucht, dass es mir besser geht“, sagt Jonas. Als 2017 die erste schwere Verletzung der Karriere folgt, ist klar, wo die Reha stattfinden soll.

„Ein halbes Jahr bei meiner Familie, meinen Freunden, in einem Umfeld mit viel Vertrauen. Das hat mir so viel Kraft gegeben, dass ich mich da wieder rauskämpfen konnte“, blickt Meffert auf die Zeit zurück. In dieser Phase ist auch Bayer 04 eine Hilfe. Vater Ralf tauscht sich öfter mit Jonas‘ damaligem U12-Trainer Slawomir Czarniecki aus. Jonas selbst findet viel Unterstützung und Rat bei Burak Yildirim, früher Trainer bei den Werkself-Junioren und mittlerweile einer der Mannschaftsärzte der Lizenzabteilung.

Feste Größe in Kiel

Mit dem Wechsel nach Kiel endet 2018 eine knapp zweijährige Leidenszeit, von der Meffert heute allerdings sagt: „Das hat mich gerade wegen der Probleme und Enttäuschungen viel, viel weitergebracht. Ich bin jetzt ein anderer Mensch.“

Bei Holstein entwickelt er sich zur festen Größe im zentralen Mittelfeld. Der Vertrag wird schon nach einem Jahr vorzeitig bis 2022 verlängert. Knapp 100 Pflichtspiele sind es in drei Jahren. „Hier fühlt sich Fußball fast an wie in der Junioren-Zeit“, sagt Meffert - inklusive Familie natürlich: „Wenn es meiner Familie, meiner Freundin gut geht, geht es mir auch gut. Allein dadurch komme ich schon viel besser über andere Sachen hinweg.“

„Vom Kurtekotten in die Profi-Welt“ – Teil IV: Fabian Giefer

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