Eine gute Rückrunde, ein umfangreicher Umbruch und eine erste Halbserie, die für die zweite Saisonhälfte viel Spannung verspricht: 2023 bot für die Leverkusenerinnen Höhen und Tiefen, vor allem aber auch viele spannende Entwicklungen. Das Jahr der Bayer 04-Frauen im Rückblick.
In der Vorbereitung auf den Rest der Saison 2022/23 bestritt Bayer 04, nach den ersten zehn Spieltagen Tabellensechster, im Januar drei Tests. Nach einem 0:0 gegen Fortuna Sittard ging es ins Trainingslager ins niederländische Zeist, wo die Mannschaft auf dem Campus des Niederländischen Fußballverbands (KNVB) trainierte. Das zweite Testspiel der Vorbereitung gegen Ajax Amsterdam endete dort mit einem 4:2-Sieg. Zurück in der Heimat gab es eine Woche vor dem Wiederauftakt ein 0:2 gegen den Liga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt.
Die Hinserie beendeten die Leverkusenerinnen auf dem siebten Rang, weil der Re-Start gegen den SV Werder Bremen vor eigenem Publikum missglückte. Nach dem 0:2 berappelte sich die Werkself schnell und machte es eine Woche später erneut im UHS besser. Gegen den MSV Duisburg siegten die Gastgeberinnen dank eines Doppelpacks von Amira Arfaoui 2:0.
Ein torloses Remis im Derby beim 1. FC Köln leitete den März ein. Beim 1:4 gegen den VfL Wolfsburg waren die Bayer 04-Frauen anschließend chancenlos. Dafür erkämpften sie sich in Unterzahl beim SV Meppen spät einen 2:1-Auswärtssieg. Gegen den SC Freiburg, einen direkten Konkurrenten im Kampf um Platz fünf, besiegelte schließlich ein Doppelpack von Jill Bayings den 2:0-Sieg und damit den zweiten Dreier in Folge.
Die frisch erarbeitete Offensivkraft stockte in den beiden Liga-Spielen im April. Im witterungsbedingt verlegten Nachholspiel bei der SGS Essen reichte es noch für ein 0:0. Gegen die TSG Hoffenheim nutzten die Leverkusenerinnen ihre Torchancen nicht und verloren durch einen späten Elfmetertreffer 0:1.
Im Heimspiel gegen die Eintracht drehten die Bayer 04-Frauen zwar nach 0:3-Rückstand in der Schlussphase noch einmal auf, verloren aber letztlich doch 2:3. Es blieb die letzte Niederlage der Saison. Erst gelang beim späteren Absteiger Turbine Potsdam ein ungefährdetes 5:1, dann vertagten die Leverkusenerinnen durch ein beachtliches 0:0 gegen Bayern München sogar die Meisterschaft der Gäste. Zum Abschluss gewann das Team von Cheftrainer Robert de Pauw am 22. Spieltag in Bremen 2:0 und sicherte sich so mit 30 Punkten und erstmals überhaupt mit einem positiven Torverhältnis (31:28) Tabellenplatz fünf.
Was für ein beeindruckender Erfolg für die U17-Mädchen von Bayer 04: Im Finale um die Deutsche Meisterschaft der B-Juniorinnen gewann das Team von Trainer Aleksandar Vukicevic am 17. Juni in Bergisch Gladbach gegen die SpVg Aurich 2:1 – der erste Titel bei der ersten Finalteilnahme für den Werksklub. Zuvor hatte das Team Ende Mai die Staffel West/Südwest auf Tabellenplatz eins abgeschlossen. Die beiden Stürmerinnen Delice Boboy und Estrella Merino Gonzalez rückten anschließend zur neuen Saison fest in den Profikader auf.
Der Juli war von einem großen Kaderumbruch geprägt. Zehn Spielerinnen verließen den Werksklub, darunter Top-Torschützin Bayings (FC Bayern), Juliane Wirtz (Werder Bremen) und nach 14 Jahren bei Bayer 04 auch Rekordspielerin Anna Klink (FC Basel). Dem gegenüber standen bis zum Saisonauftakt im September insgesamt zwölf Neue. Von den Bayern wechselten in Karólína Lea Vilhjálmsdóttir und Emilie Bragstad zwei Spielerinnen aus der Meister-Mannschaft auf Leihbasis unters Kreuz, hinzu kamen insgesamt sieben weitere externe Zugänge.
Nach dem 6:0 gegen den Zweitligisten FSV Gütersloh im Rahmen der Saisoneröffnung von Bayer 04 ging es für die Frauen ins Trainingslager. Zur Vorbereitung auf die neue Spielzeit arbeitete die Mannschaft im nordrhein-westfälischen Goch nahe der niederländischen Grenze. De Pauw sprach anschließend von „einem der besten Trainingslager“ seiner Trainer-Karriere. Neben viel konditioneller und taktischer Arbeit auf dem Platz stand für die neuformierte Mannschaft vor allem das Teambuilding im Fokus. So versuchten sich die Spielerinnen in Kleingruppen unter anderem erfolgreich bei einem gemeinsamen Floß-Bau und am „Pitch and Put“, einer speziellen Golf-Variante. Auf die Tage in Goch folgten zwei Tests bei Eintracht Frankfurt (1:3) und gegen Fortuna Sittard (2:2).
Das 4:1 gegen Feyenoord Rotterdam am Kurtekotten markierte einen erfolgreichen Abschluss der Vorbereitung. Eine Woche später gelang in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals ein souveräner Pflichtspiel-Auftakt: Beim SV Meppen setzten sich die Leverkusenerinnen letztlich deutlich 3:0 durch. Weitere sieben Tage später misslang beim starken Champions-League-Finalisten VfL Wolfsburg das erste Spiel in der Google Pixel Frauen-Bundesliga (0:3). Dafür sicherte sich Bayer 04 bereits zwei Wochen später gegen Aufsteiger 1. FC Nürnberg dank einer offensiven Gala-Vorstellung durch ein 6:0 den ersten Dreier der Saison.
Der Oktober hätte aus Sicht der Frauen auch gut und gerne mit der perfekten Ausbeute von neun Punkten aus drei Spielen enden können. Dass es am Ende „nur“ sieben wurden, ist dennoch aller Ehren wert. Beim Vorjahres-Vierten, der TSG Hoffenheim, im Vorjahr noch 18 Punkte besser als Schwarz-Rot, führten die Gäste eine halbe Stunde vor Schluss 2:0, ehe es nach einem verschossenen Elfmeter anstatt 3:0 plötzlich 2:2 stand. Die verpassten Punkte holte sich das Team von de Pauw dafür im folgenden Heimspiel gegen den SC Freiburg (3:0), der chancenlos die Rückreise aus dem UHS antrat. Zum Auftakt des 5. Spieltags stand schließlich noch das Nachbarschaftsduell beim 1. FC Köln an. Kapitänin Elisa Senß, Nikola Karczewska und Lilla Turányi fielen kurzfristig krankheitsbedingt aus. Dennoch erkämpfte sich die Werkself dank des Premierentreffers von Janou Levels die nächsten drei Punkte.
Nach der zweiten Länderspielpause der Saison teilten sich die Leverkusenerinnen gleich dreimal in Folge die Punkte. Nach dem ereignisarmen 0:0 gegen die SGS Essen rettete die erst 16-jährige Merino Gonzalez mit ihrem ersten Bundesliga-Treffer zum 2:2 bei Eintracht Frankfurt einen Punkt im Topspiel. Danach stand Bayer 04 auch gegen Aufsteiger RB Leipzig lange am Rande einer Niederlage, ehe die eingewechselte Verena Wieder mit einem spektakulären Fallrückzieher in der Nachspielzeit das 1:1 erzielte. Im Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten Hamburger SV agierte der Bundesligist dann wieder souverän und zog durch ein 4:0 hochverdient ins Viertelfinale ein.
Der Dezember begann für Elisa Senß mit einem Paukenschlag. Als Lohn für ihre konstant starken Leistungen hatte Bundestrainer Horst Hrubesch die 26-Jährige erstmals in ihrer Karriere für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Im wichtigen vorletzten Spiel der UEFA Women’s Nations League gegen Dänemark wechselte er sie bereits zur Pause ein – und Senß gelang bei dem wichtigen 3:0-Sieg ein überzeugendes Debüt. Prompt stand sie im Gruppen-Finale in Wales in der Anfangsformation und trug bei dem 0:0 über 90 Minuten auf dem Feld ihren Teil dazu bei, dass das DFB-Team mit dem Halbfinal-Einzug seine Chance auf die Olympia-Teilnahme wahrte. Zurück bei den Bayer 04-Frauen konnte auch Senß das 0:3 bei Bayern München und damit die zweite Saisonniederlage, nicht verhindern. Dafür half sie nur vier Tage gegen den MSV Duisburg mit, dass durch ein 4:1 im UHS ein versöhnlicher Jahresabschluss gelang.