Saison 1993/1994

Der „blonde Engel“ kommt

Als Bayer 04 in die Saisonvorbereitung geht, kann Manager Reiner Calmund den Fans einen Überraschungscoup präsentieren. Es gelingt ihm, den „blonden Engel“ Bernd Schuster von einem Wechsel aus Spanien unter das Bayer-Kreuz zu überzeugen. Bernd Schuster soll mit seinen Spielmacherqualitäten der Bayer 04-Elf Spielkultur geben und dabei helfen, den Fußball im Ulrich-Haberland-Stadion attraktiver zu gestalten. Neben dem Weltklassespieler kommen noch Paulo Sergio von Corinthians aus Brasilien, Jens Melzig aus Dresden, Ralf Becker aus Ditzingen und Jens Haustein aus Chemnitz. In der Winterpause stößt noch Torhüter Walter Junghans für ein halbes Jahr zu Bayer 04.

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Weihnachtsmeister Bayer 04 Leverkusen

Weihnachten 1993 thront Bayer 04 nach 20 Spieltagen an der Spitze der Tabelle. Nach einer durchwachsenen Hinrunde belegt die Mannschaft nach dem 12. Spieltag und einem 5:1-Sieg gegen Schalke 04 Platz 7 der Tabelle, der Abstand zu Spitzenreiter Eintracht Frankfurt beträgt fünf Punkte. Bei diesem Spiel wird der Schalker Torhüter Jens Lehmann in der Halbzeit ausgewechselt und tritt den Heimweg nach Gelsenkirchen mit der S-Bahn an. Erst ab dem 16. Spieltag beginnt der Angriff auf die Tabellenspitze, die man am 19. Spieltag nach einem 1:1 in München bei den Bayern übernimmt und mit einem weiteren 1:1-Unentschieden zu Hause gegen Wattenscheid verteidigt. Bayer 04 Leverkusen ist Weihnachtsmeister 1993.

Lange im Winterschlaf

Nach der Winterpause und dem Trainingslager in Orlando in den USA startet die Bayer-Elf mit 1:9-Punkten. Die Mannschaft steckt noch im Winterschlaf und rutscht innerhalb weniger Wochen von Platz 1 auf Platz 7. Doch mit einer Serie von 9:1-Punkten gelingt der Sprung auf Platz 3, und vier Spieltage vor Ende der Saison rückt die Qualifikation für den UEFA-Pokal wieder näher. Doch die Konkurrenz ist groß. Zwischen Platz 2 der Tabelle, dem 1. FC Kaiserslautern, und Platz 10, dem 1. FC Köln,  liegen gerade mal drei Punkte Abstand. Am letzten Spieltag muss Bayer 04 zum schon als Absteiger feststehenden VfB Leipzig. Der VfB will sich gut aus der Bundesliga verabschieden und bereitet den Gästen große Probleme. Nach einer 2:1-Pausenführung gelingt den Sachsen in der 79. Minute der Ausgleich, und Bayer 04 ist zu diesem Zeitpunkt nicht im internationalen Geschäft. In den letzten zehn Minuten versucht die Mannschaft nochmal alles, und tatsächlich trifft Torjäger Ulf Kirsten in der 89. Minute zum 3:2. Bayer 04 Leverkusen beendet die Saison 1993/1994 mit dem dritten Platz, die beste Platzierung seit der Bundesligazugehörigkeit.

Der Wahnsinn gegen Benfica

Im Europokal der Pokalsieger, der letztmalig in der Saison 1998/1999 ausgetragen wird, treten alle Pokalsieger aller europäischen Länder an. Nach dem leichten Aufgalopp gegen den tschechischen Vertreter Boby Brünn, den man mit 2:0 und 3:0 bezwingt, bekommt Bayer 04 es mit dem griechischen Vertreter Panathinaikos Athen zu tun. Vor 60.000 Zuschauern gelingt den Gästen eine Glanzleistung. Vor allem in der zweiten Halbzeit wirbeln Andreas Thom, Pavel Hapal, Ulf Kirsten und Pauls Sergio die Athener Abwehr permanent durcheinander und das 4:1 ist mehr als verdient. Nach dem Schlusspfiff verabschieden die Athener Bayer 04 mit Standing Ovations. Im Rückspiel wird aber noch etwas gezittert. Als den Griechen in der 66. Minute das 2:0 gelingt, wird nicht nur die Mannschaft nervös, auch das Leverkusener Publikum wird zunehmend unruhiger. Erst Ulf Kirstens Treffer zum 1:2 beruhigt die Gemüter, und letztlich zieht Bayer 04 Leverkusen verdient in das Viertelfinale ein. Hier trifft man auf den portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon. Nach einem guten Spiel in Lissabon und einem verdienten 1:1 wird das Rückspiel zum Wahnsinn. Alles scheint in ruhigen Bahnen zu laufen und Bayer 04 hat mit dem 2:0 in der 58. Minute den Einzug in das Halbfinale vor Augen. Innerhalb von 20 Minuten dreht Benfica das Spiel und geht mit 3:2 in Führung. Die Antwort von Bayer 04 ist kämpferisch. Ulf Kirsten und Pavel Hapal sorgen mit ihren Treffern wieder für eine 4:3-Führung, doch Benfica gleicht in der 85. Minute erneut aus und steht damit im Halbfinale. Die Dramaturgie des Spielverlaufs und die Wechselbäder der Gefühle, sowohl bei den Akteuren auf dem Platz als auch bei den Zuschauern, machen dieses Viertelfinale in Leverkusen zu einem „Wahnsinns-Spiel“.

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