Am 13. Juni 1920 veranstalten „Groß-Wiesdorf“, d.h. Wiesdorf inklusive der immer noch so genannten Werksansiedlung „Leverkusen“ an der Kaiser-Wilhelm-Allee, Bürrig und Manfort einen groß angelegten Sportplatzwerbetag. Die Turnvereine der drei Gemeinden weisen bei dieser Kundgebung mit Sprechchören und Plakaten auf fehlende Möglichkeiten hin, Sport zu treiben. Es geht nicht nur um Sportplätze, es mangelt auch an Turnhallen und einer öffentlichen Badeanstalt am Rhein (am Werk gab es eine). In einem von allen Turnvereinen unterstützten Sternenlauf treffen sich alle Beteiligten auf dem Marktplatz zur großen Kundgebung, unter ihnen auch viele komplett in weiß gekleidete Kinder. Danach gibt es eine Sportveranstaltung auf dem Platz an der Dhünn. Mehrere tausend Zuschauer säumen den Spielfeldrand.
Aufgrund dieser Veranstaltung wird eine alte Ziegeleigrube gegenüber dem Wiesdorfer Hof – der heutige Autohof des CHEMPARK zwischen Willy-Brandt-Ring und dem großen Möbelhaus am Ludwig-Erhard-Platz – von den Farbenfabriken zu einem Sportgelände ausgebaut, der DT-Platz genannt, und der geplante Abriss des auf dem Werksgelände stehenden Wiesdorfer Hofes und des angrenzenden Germaniasaals (heute die Ecke Titanstraße/Friedrich-Ebert-Straße) bis auf weiteres verschoben. Das bis „auf weiteres“ verschiebt sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Germaniasaal wird jetzt von allen Abteilungen stark als Sporthalle frequentiert. Die Fußballer, übrigens im Moment noch in den Farben des TuS 04 schwarz und weiß gekleidet, spielen in den unteren Gefilden der Kölner Kreisklassen.
1923 kommt es zur deutschlandweiten „reinlichen Scheidung“ zwischen Turnen und „Sport“. Die Turner wollen wieder zurück zu Turnvater Jahn, d.h. Turnen beinhaltet nicht nur das Reck oder den Barren, sondern durchaus auch Fechten, Schwimmen und Ballspiele, wie z.B. Faustball, aber eben keine Rasenspiele aus dem Ausland. Die Fußballer sehen das anders und wollen vor allem den Wettkampfsport mit anderen Mannschaften. Es kommt in vielen Vereinen in Deutschland zu Abtrennungen einzelner Abteilungen. Beim TuS 04 trennt sich die Fußballabteilung vom Gesamtverein und gründet einen eigenen Verein: den „Fußballverein 04 Leverkusen“, kurz FV 04 Leverkusen, Vereinsfarben Rot und Schwarz.
In diesen Jahren kristallisiert sich auch die erste überragende Spielerpersönlichkeit der Fußballer heraus: Richard Bartsch. Langjähriger Spielführer, erfolgreicher Torschütze und Spielgestalter, dessen Qualitäten sich aus einer Mischung aus Schnelligkeit, Schusskraft und glänzender Ballbeherrschung ergeben. Er ist seinen Gegnern auch physisch überlegen und gilt als „Fußballkoloss“.
Der Dhünnplatz wird leider immer noch zu oft vom Hochwasser heimgesucht, so dass die Fußballer immer wieder ausweichen müssen. Die dicken Grasbüschel, die das in der Mitte des Platzes abgetretene Lehm- und Aschenfeld einrahmen, schießen oft derartig in die Höhe, dass die Fußballer nicht nur ihre Gegner, sondern auch die oft noch lästigeren Grasbüschel umspielen müssen.
Ausweichplatz ist vorzugsweise ein Sportplatz auf dem ehemaligen Ziegeleigelände nördlich der Manforter Straße, die damalige Heimat des BV Wiesdorf, einen Steinwurf vom DT-Platz der TuS 04 entfernt. Dort steht heute das Gebäude der Deutschen Rentenversicherung. Ab 1927 haben sie noch einen Ausweichplatz zur Verfügung. Das Manforter Stadion westlich der Kalkstraße wird am 12.06.1927 feierlich eingeweiht und auch das eine oder andere Mal bis in die Nachkriegszeit zum Trainieren oder zu Spielen der Fußballmannschaft genutzt.
Die Fußballer des FV 04 Leverkusen haben auch Spieler in ihren Reihen, die gerne mal den Ball mit der Hand werfen, aber leider stehen nicht genug Spieler für echte Wettkämpfe zur Verfügung. Feldhandball wird ab 1927 immer populärer. Auch die Boxer des Boxsport Wiesdorf haben Männer, die abends als Ausgleich auf dem Platz des BV Wiesdorf dem Handballspiel frönen – ebenfalls in nicht genügender Anzahl. So kommt es, dass die Sportler sich zusammenschließen und aus Freude am Spiel als „FV 04 Leverkusen / Boxsport Wiesdorf komb.“ Freundschaftsspiele austragen. Sowohl Fußballer als auch Boxer müssen in ihren Vereinen sehr viel Überzeugungsarbeit leisten bis es zur Fusion kommt. 1928 gründet sich die „Sportvereinigung Wiesdorf-Leverkusen 04“ mit den Abteilungen Fußball, Boxen, Feldhandball, Leichtathletik und Faustball. Der zweite Großverein neben dem TuS 04 ist gegründet. Die Vereinsfarben bleiben Rot und Schwarz.
Zeitgleich mit der Fusion tritt ein junger Spielgestalter und Mittelstürmer in das Rampenlicht: Peter „Fitti“ Schmitz, ein famoser Techniker mit großem Kämpferherz. Wenn er sich kleine Kunstpausen leistet, dröhnt die Stimme von „Papa“ Schmitz laut über die gesamte Anlage und animiert den Filius zum Weitermachen. 19 Jahre lang ist er das Herz des Bayer-Spiels.
Am 28. Januar 1929 schreibt der General-Anzeiger: „Vor einer zahlreichen Zuschauermenge konnte sich der Platzverein in seiner neuen Tracht stellen: orange Trikots, blaue Hosen und orange Stutzen.“ In dieser Farbkombination tritt die Sp.Vg. Wiesdorf-Leverkusen in den nächsten zweieinhalb Jahren ihren Gegnern gegenüber – wahlweise auch mit blauen Oberteilen, orangenen Hosen und Stutzen und schaffen endlich den Sprung in die dritthöchste deutsche Liga, die 1. Bezirksklasse. Aber das passiert erst in den 30er Jahren.
Quellen: