Gegner-Check: Mutig in den Kampf um den Klassenerhalt

Der Tabellenletzte empfängt den Tabellenersten. Die Rollen sind klar verteilt, könnte man meinen. Aber wenn die Werkself am Samstag, 3. Februar (Anstoß: 15.30 Uhr), im Merck-Stadion am Böllenfalltor antritt, sollte sie sich auf einen unbequemen Kontrahenten gefasst machen. Denn für den SV Darmstadt 98 hat der Kampf um den Klassenerhalt längst begonnen. Der Gegner-Check.
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Position

Seit zwölf Spielen sind die Lilien ohne Sieg. Eine solche Negativserie hatten sie zuletzt in der Saison 1981/82 hingelegt – und waren damals abgestiegen. Dabei haben sie am vergangenen Wochenende beim 1. FC Union Berlin (0:1) phasenweise eine ansprechende Leistung gezeigt. Beeindruckender geriet freilich das 2:2 im Hessen-Derby zu Hause gegen Eintracht Frankfurt eine Woche zuvor. Gegen die SGE war Darmstadt nach einem 0:2-Rückstand stark zurückgekommen. Erst hatte Winter-Neuzugang Julian Justvan den Anschlusstreffer erzielt, dann rettete Innenverteidiger Christoph Klarer kurz vor Ablauf der langen Nachspielzeit noch einen Punkt. „Jeder hat heute das wahre Böllenfalltor gesehen“, zeigte sich Torhüter Marcel Schuhen angetan von der frenetischen Unterstützung durch die eigenen Fans. Gerne hätten sie den Schwung aus dem 2:2 gegen die Eintracht schon mit nach Berlin genommen. Das 0:1 bei Union tat Darmstadt besonders weh, weil es gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt ging. „Wir haben zu zögerlich gespielt“, monierte Trainer Torsten Lieberknecht.

Der letzte Sieg gelang Anfang Oktober vergangenen Jahres. Der 2:1-Erfolg beim FC Augsburg und das 4:2 gegen den SV Werder Bremen eine Woche zuvor waren bislang die einzigen Dreier in dieser Saison. Im DFB-Pokal hatten die Südhessen schon in der 1. Runde beim Regionalligisten FC 08 Homburg (0:3) die Segel streichen müssen. Dennoch ist Darmstadt in der Liga mit elf Punkten noch nicht abgeschlagen. Punktgleich mit dem Vorletzten 1. FSV Mainz 05 beträgt der Abstand zum 1. FC Köln auf Platz 16 nur einen Zähler.

Personal

Gerade in der Defensive haben die Lilien in dieser Saison personell mit einigen Problemen zu kämpfen. Verletzungen oder Sperren - unter anderem aufgrund von vier Roten Karten – zwangen Torsten Lieberknecht immer wieder zu Umstellungen in diesem Mannschaftsteil. Nun hat es am vergangenen Wochenende auch Innenverteidiger Clemens Riedel erwischt. Der 20-Jährige war beim Spiel in Berlin umgeknickt und hat sich dabei einen Bruch des Innenknöchels zugezogen. Für ihn dürfte am Samstag Christoph Zimmermann in die Innenverteidigung rücken. Sollte Lieberknecht gegen Bayer 04 wieder auf eine Viererkette setzen, dürften Kapitän Fabian Holland und Matthias Bader auf den Außenpositionen erste Wahl sein. Neben Zimmermann ist Christoph Klarer als Innenverteidiger gesetzt. Im zentralen Mittelfeld übernahm Klaus Gjasula in Berlin die Sechser-Position, den offensiveren Part spielten Fabian Nürnberger und Bartol Franjic. Nürnberger konnte in dieser Woche allerdings wegen Problemen am Sprunggelenk nicht alle Trainingseinheiten mitmachen.

Seit Mitte Januar verstärkt Gerrit Holtmann die Lilien. Der 28 Jahre alte Stürmer war im Sommer 2023 vom VfL Bochum 1848 nach Antalyaspor ausgeliehen worden und kam nun von dort nach Darmstadt. Holtmann hatte 2021 für Bochum nach einem spektakulären Sololauf gegen Mainz einen Treffer erzielt, der zum „Tor des Jahres“ gekürt wurde. Ebenfalls im Winter liehen die Darmstädter Mittelfeldspieler Julian Justvan von der TSG Hoffenheim aus, der mit seinem Treffer gegen Frankfurt einen gelungenen Einstand gefeiert hatte. Marvin Mehlem, mit drei Toren und zwei Assists einer der torgefährlichsten Darmstädter, stand am vergangenen Samstag erstmals nach seinem Wadenbeinbruch wieder im Kader. Im Angriff dürften Tim Skarke, mit sechs Treffern und zwei Assists erfolgreichster Scorer der Lilien, und Luca Pfeiffer (ein Tor, sechs Assists) wieder in der Startformation stehen. Kurz vor Transferschluss lieh der SV Darmstadt für die restliche Saison noch Sebastian Polter vom FC Schalke 04 aus. „Mit seiner Physis und Statur ist er der klassische Zielstürmer, den wir unserem Kader zuführen wollten“, erklärte Torsten Lieberknecht.

Prunkstück

„Es ist eine sehr positive Energie in der Mannschaft, obwohl der Tabellenplatz nicht so gut ist“, hat Neuzugang Julian Justvan schon nach wenigen Tagen in Darmstadt festgestellt. Im vergangenen Heimspiel gegen Frankfurt haben die Lilien in der Tat eine starke Moral bewiesen. Und die positive Energie war nicht nur in der Mannschaft zu spüren, sondern auch auf den Rängen. Die besondere Atmosphäre am „Bölle“ kann im Abstiegskampf noch ganz wichtig werden – wenn sie denn immer so mitreißend ist, wie beim Hessen-Derby gegen Frankfurt. An Laufbereitschaft, Kampfgeist, Aggressivität und Leidenschaft fehlte es den Darmstädtern in dieser Saison ohnehin noch nie.

Probleme

Der SV Darmstadt 98 hat die mit Abstand meisten Gegentore in der Liga kassiert. Schon 47-mal musste Keeper Marcel Schuhen die Kugel aus dem Netz holen. Allein 13 Treffer schluckten die Lilien in der Hinrunde in den beiden Partien gegen Spitzenreiter Bayer 04 (1:5) und den Zweiten FC Bayern München (0:8). Auffällig: Zwölf dieser Tore fielen in der zweiten Hälfte. Mit insgesamt 31 Gegentoren nach Wiederanpfiff weisen die Südhessen hier den schlechtesten Wert aller Teams auf. Die Probleme in der Defensive hängen auch mit den bereits erwähnten Personalnöten der Darmstädter zusammen, die sehr oft in unterschiedlichen Abwehr-Formationen aufgelaufen sind. In Bestbesetzung konnten sie bislang noch nie antreten. Auch offensiv läuft es noch nicht rund. Vorne fehlt es der Lieberknecht-Truppe häufiger an Durchschlagskraft. „Wir bereiten viele Situationen gut vor und sind dann im und um den Sechzehner im Denken zu kompliziert“, sagt der Trainer. Apropos Sechzehner: Kein anderes Team hat so wenige Ballaktionen im gegnerischen Strafraum wie Darmstadt (340). Die Werkself weist mit 734 Ballaktionen mehr als doppelt so viele auf.

Prognose

Der Klassenerhalt war schon vor der Saison das große Ziel des Aufsteigers. Daran hat sich nichts geändert. Dass es schwer werden würde, wussten sie am Böllenfalltor. Gelingt es Trainer und Mannschaft, die Defensive zu stabilisieren und können die Neuzugänge zur Belebung der Offensive beitragen, ist aber noch viel möglich für das Tabellenschlusslicht. Der Abstand zu Union Berlin auf Platz 15, der den direkten Klassenerhalt bedeuten würde, beträgt sechs Punkte. Wobei die Köpenicker ein Spiel weniger ausgetragen haben. Weil aber die direkten Konkurrenten Mainz und Köln nicht viel besser dastehen als Darmstadt, ist der Relegationsplatz 16 in Reichweite. Und schon an diesem Samstag soll auch die Werkself wieder „das wahre Böllenfalltor“ erleben. Auch wenn die Bochumer Leihgabe Gerrit Holtmann großen Respekt vor einem „unfassbar schweren Gegner“ und einer „gefühlt unknackbaren Mannschaft“ hat. „Aber auch die haben Fehler, und die müssen wir halt nutzen.“

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