Freude und Frust lagen beim VfL Bochum am vergangenen Wochenende nur 24 Stunden auseinander. Am Samstagnachmittag hatte der späte Ausgleich von Keven Schlotterbeck bei Hertha BSC für eine Rieseneuphorie unter den mitgereisten rund 12.000 Bochumer Fans gesorgt. Mit dem Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte der VfL seinen 15. Tabellenplatz verteidigt und die Schalker, die ihrerseits erst spät zum 2:2-Ausgleich gegen Eintracht Frankfurt kamen, auf Distanz gehalten. Jetzt musste nur noch der Siebzehnte VfB Stuttgart in seiner Sonntagspartie beim 1. FSV Mainz 05 Punkte liegen lassen, und die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag wäre mehr als ordentlich gewesen.
Nur: Die Schwaben taten dem VfL den Gefallen nicht, sondern gewannen 4:1 und zogen an Bochum vorbei auf Platz 15. Das Team von Trainer Thomas Letsch rutschte wieder auf den Relegationsrang, ist aber punktgleich mit dem VfB und hat einen Punkt Vorsprung vor Schalke. „Wir haben den Relegationsplatz in der eigenen Hand, das ist entscheidend“, sagt Letsch. Platz 16 sei aber nur die 1b-Lösung, so der Coach. Tatsächlich wäre für seine Mannschaft – ein Sieg gegen Bayer 04 und entsprechende Ergebnisse der direkten Konkurrenten Stuttgart und Augsburg vorausgesetzt – sogar noch Platz 14 drin. Wenn’s schlecht läuft, könnte der VfL am Samstag aber auch direkt als Tabellen-17. absteigen.
„Wir haben noch ein Spiel und werden zu Hause vor unserem fantastischen Publikum alles geben, um unser großes Ziel zu erreichen“, schwörte Kapitän Anthony Losilla sich und seine Kollegen schon gleich nach dem Abpfiff in Berlin aufs Match gegen die Werkself ein. Klassenerhalt, Relegation oder direkter Abstieg – für den VfL, der nur eines seiner jüngsten acht Spiele gewinnen konnte, sind noch alle drei Szenarien möglich.
Für das große Saisonfinale gegen Bayer 04 stehen Thomas Letsch alle Spieler zur Verfügung. Auch Defensiv-Allrounder Konstantinos Stafylidis und Mittelfeldmann Patrick Osterhage sind wieder im Kader. Der ehemalige Leverkusener Stafylidis fehlte in Berlin wegen Schmerzen im Rippen- und Schulterbereich. Osterhage hatte länger aufgrund von Muskelbeschwerden pausieren müssen. Die am vergangenen Samstag in der Hauptstadt angeschlagen ausgewechselten Philipp Förster (Achillessehnenprobleme) und Erhan Masovic (Kopfverletzung) konnten in dieser Woche wieder voll trainieren und dürften gegen Bayer 04 in der Startelf stehen.
Gesetzt ist dort auch wieder Torhüter-Routinier Manuel Riemann, der bislang als einziger Bochumer alle 33 Ligaspiele von Beginn an absolvierte. Der 34-Jährige zählt ebenso wie der bereits 37 Jahre alte Anthony Losilla zu den Leistungsträgern und Schlüsselspielern, auf die gerade jetzt viel ankommt. „Zwei für das Feuer“, so nennt der Kicker die beiden erfahrenen und langjährigen Bochumer sehr treffend. Denn Riemann, seit 2015 beim VfL, und Losilla, schon seit 2014 an der Castroper Straße, haben alle Höhen und Tiefen mit dem Klub erlebt.
In der Abwehr ist der Ukrainer Ivan Ordets unverzichtbar. Neben ihm in der Innenverteidigung spielte zuletzt Erhan Masovic, während Winter-Neuzugang Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) in den vergangenen Wochen häufiger nur von der Bank kam. Ausgerechnet gegen Hertha BSC erzielte der 26-Jährige seinen zweiten Bundesligatreffer – der erste war ihm in der Hinrunde ebenfalls gegen die Berliner gelungen. Auf den Außenpositionen in der Viererkette wird Lesch wohl wieder auf Dominique Heintz (links) und Saidy Janko setzen.
Im Mittelfeld zählen neben Kapitän Losilla auch Kevin Stöger und Philipp Förster zu den Stammkräften. Und vorne führt kein Weg an Philipp Hofmann vorbei, der zwar gerade eine Torflaute erlebt (siehe Probleme), der aber als Zielspieler im gegnerischen Strafraum viele Bälle auf Mitspieler ablegt und auch als physisch starker Malocher sehr wichtig fürs Team ist. Auf den Flügeln sorgen der Japaner Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei für Tempo und Torgefahr. Letzterer ist mit acht Assists und drei Treffern gemeinsam mit Philipp Förster (neun Assists, zwei Tore) bester Scorer der Bochumer. Vorne stehen als Joker zudem Simon Zoller und Gerrit Holtmann bereit.
Daheim haben die Bochumer 23 ihrer insgesamt 32 Punkte geholt. Zu Hause schlugen sie Mannschaften wie den 1. FC Union Berlin (2:1) und kürzlich noch RB Leipzig (1:0). Zuletzt beim 3:2-Sieg gegen den FC Augsburg bewies der VfL einmal mehr, dass er mit Leidenschaft und Teamgeist, mit Wucht und Entschlossenheit um den Klassenerhalt kämpft. Auch wenn Bochum dabei immer wieder Rückschläge gegen direkte Konkurrenten erlitt wie beim 0:2 gegen den FC Schalke 04 oder beim 2:3 gegen den VfB Stuttgart oder auch mal herbe Schlappen wie das 1:5 gegen den VfL Wolfsburg kassierte: Das Team von Thomas Letsch bewies Nehmerqualitäten und kam stets zurück, supportet von den eigenen Fans. Die werden auch im letzten Saisonspiel „anne Castroper“ wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft stehen. „Die Unterstützung ist nach wie vor sensationell“, schwärmt Letsch, „am Samstag wird bei uns die Hölle los sein, wir sind aufgefordert und in der Pflicht, etwas zurückzugeben“.
Bochum hat mit 72 Gegentoren die schwächste Abwehr der Liga und weist auch die schlechteste Tordifferenz auf (minus 35). Schlusslicht ist der VfL auch noch in einer anderen Wertung: Keine Mannschaft hat mehr Gegentore nach Standards kassiert als die Bochumer (26). Gerade im eigenen Luftraum ist das Letsch-Team anfällig – 15-mal schlugen die Gegner per Kopfball-Treffer zu, so auch am letzten Samstag die Hertha in Person von Lucas Tousart. Nur die Berliner selbst mussten noch ein Kopfballtor mehr einstecken. Und auch wenn ihnen zuletzt in der Hauptstadt durch Keven Schlotterbeck der Ausgleich in der Nachspielzeit gelang, sind die Bochumer in der Schlussphase meist harmlos. In den letzten 15 Minuten gelangen dem VfL nur 6 Tore, so wenige wie keinem anderen Team. Überhaupt ist Bochum mit nur 37 erzielten Treffern das zweitschwächste Offensivteam der Liga nach dem FC Schalke 04 (33). Top-Torjäger Philipp Hofmann hat schon seit sechs Spielen nicht mehr getroffen. Der 30-Jährige erzielte insgesamt acht Tore, konnte in der Rückrunde aber erst zweimal einnetzen.
Die einen kämpfen um den Klassenerhalt, die anderen um Europa. „Es ist wie ein Finale“, sagt Bayer 04-Trainer Xabi Alonso, der mit der Werkself in Bochum gewinnen will, um das Ticket für einen internationalen Wettbewerb in der kommenden Saison ganz sicher in der Tasche zu haben. Auch der VfL Bochum wird in diesem Spiel noch einmal alles geben, um das „dritte Wunder“ nach dem Aufstieg 2021 und dem Klassenerhalt 2022 zu schaffen. Mit einem Sieg gegen Bayer 04 würde man im schlechtesten Fall die Relegation erreichen, im besten Fall sogar über dem Strich landen. Unabhängig vom Ausgang des Saisonfinales stünde Bochum in der kommenden Saison vor einem Neuaufbau seines Kaders. Viele Spieler-Verträge laufen aus. Ein Neuanfang in der 1. Bundesliga wäre allen, deren Herz am VfL hängt, sicher lieber.
Täglich wechselnde Specials aus der Bayer 04-Welt: Am Donnerstag, 28. November, beginnt die alljährliche Schwarz-Rote Woche. Freut euch bis einschließlich Samstag, 30. November, auf einmalige Angebote und Rabatte auf Fanartikel.
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