Saison 1995/96: Vieles neu im Regelwerk

Die Spielzeit 1995/96 brachte drei große Veränderungen mit sich. Die vom Fußball-Weltverband FIFA schon 1994 beschlossene Drei-Punkte-Regel wurde nun in den nationalen Ligen umgesetzt. Zum ersten Mal gab’s feste Rückennummern, die sich die Profis selbst aussuchen durften. Und die Trainer konnten nun drei statt der bisher erlaubten zwei Auswechslungen vornehmen.
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Was die Drei-Punkte-Regel betrifft, sollte sich diese damals in der Liga kontrovers diskutierte Änderung als folgenreich erweisen – vor allem für den 1. FC Kaiserslautern. Denn nach der alten Zwei-Punkte-Regel wären 1996 nicht die „Roten Teufel“ sondern der FC St. Pauli mit einem Punkt Rückstand auf die Lauterer abgestiegen. Wer sich den Spaß macht und die Tabelle einmal entsprechend umrechnet, wird noch einige weitere Verschiebungen feststellen. Meister wäre aber auch nach der alten Zählweise Borussia Dortmund geworden. Und auch die Werkself wäre in beiden Fällen am Ende auf demselben Platz gelandet: auf Rang 14.

„Safety first“

Auffällig war die hohe Anzahl der Unentschieden im Vergleich zur Vorsaison: Während 1994/95 nur sechs Teams mehr als zehnmal remis spielten, waren es ein Jahr später mehr als doppelt so viele – nämlich 14 Mannschaften. „Safety first“, bloß nicht verlieren, schien bei vielen Klubs das Motto im Premieren-Jahr der Drei-Punkte-Regel zu sein. Dabei sollte doch gerade die Aussicht auf drei statt zwei Punkte für einen Sieg den Fußball offensiver und attraktiver machen.

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Zeigte sich skeptisch gegenüber der neuen Punkteregel: Bayer 04-Chefcoach Erich Ribbeck (r., hier mit Co-Trainer Peter Hermann und Physiotherapeut Dieter Trzolek).

Der damalige Bayer 04-Coach Erich Ribbeck zählte zu den Kritikern der Neuerung: „Eigentlich wurde die bewährte Zwei-Punkte-Regel abgeschafft, um weniger unentschiedene Spiele zu bekommen. Es wird aber nicht mehr auf Sieg gespielt als früher auch.“ Die Mehrheit der Bundesliga-Spieler teilte die Meinung des Leverkusener Trainers. In einer Umfrage unter den Profis zum Ende der Hinrunde 1995/96 gaben 66 Prozent an, die Regel habe sich nicht bewährt.

Unentschieden-Spezialisten

Tatsächlich zählte auch Bayer 04 in dieser Saison zu den Unentschieden-Spezialisten: Insgesamt 14-mal spielte die Werkself remis (sechsmal 1:1, fünfmal 0:0 und dreimal 2:2) – ebenso oft wie der Tabellendritte Schalke 04, der Fünfte Hamburger SV und der Neunte Werder Bremen. Nur Kaiserslautern (18) und Fortuna Düsseldorf (16) brachten es auf noch mehr Unentschieden. Auch der erhoffte Offensivschwung blieb aus: Nur einmal zuvor seit der Bundesliga-Gründung 1963 wurden weniger Tore geschossen.

Mit seinen 37 Treffern stellte Bayer 04 in der Spielzeit 1995/96 gar einen Negativrekord auf: Nie in ihrer 42-jährigen Bundesliga-Geschichte erzielte die Werkself weniger Saisontore. Kurios ist freilich, dass das Team damals auch nur 38 Gegentore hinnehmen musste – nur viermal kassierte Bayer 04 bis heute weniger Saisontreffer.

Einführung feste Rückennummern

Für weniger Diskussionsstoff als die Drei-Punkte-Regel sorgte die Einführung der festen Rückennummern. Trugen die Spieler bis 1995 Trikots mit positionsgebundenen Nummern –  der Torhüter die 1, der rechte Verteidiger die 2, der Vorstopper die 4 und so weiter –, durfte sich nun jeder Profi seine eigene feste Nummer aussuchen. Zumindest wenn er schnell war oder über ein Erstzugriffsrecht aufgrund der Dauer seiner Vereinszugehörigkeit besaß oder aus sonstigen Gründen „priorisiert“ wurde. Klar, dass hier nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen konnten.

„Ich wollte unbedingt die Nummer 7“, erinnert sich etwa Hans-Peter Lehnhoff, der rechte Außenbahnspieler. Aber die hatte ihm Paulo Sergio vor der Nase weggeschnappt, mit der Begründung, er sei schließlich schon ein Jahr länger in Leverkusen. „Also entschied ich mich für die 17, da war immerhin auch eine 7 drin“, sagt Lehnhoff.

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Nicht mit seiner Wunschnummer, dennoch glücklich geworden unter dem Bayer-Kreuz: Hans-Peter Lehnhoff, heute Teammanager der Werkself.

Die neue Nummer 1 im Tor der Werkself, Dirk Heinen, trug die Nummer 23.  Die klassische Torwartnummer blieb weiterhin Rüdiger Vollborn vorbehalten. Die höchste Rückennummer, die 29, besaß Christoph Chylla, der in der Bundesliga allerdings nie zum Einsatz kam, sondern für die Bayer-Amateure spielte.   

Drei Auswechslungen

Gleich am ersten Spieltag, beim 2:1-Sieg in Rostock, nutzte Trainer Erich Ribbeck die Möglichkeit, erstmals drei Auswechslungen in einem Spiel vornehmen zu können. Und bewies dabei ein feines Händchen: Holger Fach und Markus Feldhoff, die nach Claudio Reyna noch als Einwechselspieler zwei und drei aufs Feld kamen, sorgten in einer Gemeinschaftsproduktion für den Siegtreffer kurz vor Schluss. Fach bereitete vor, Feldhoff vollendete zum 2:1 für die Werkself.

Die Bayer 04-Spieler und ihre Rückennummern in der Saison 1995/96:

1 Rüdiger Vollborn

23 Dirk Heinen

2 Mike Rietpietsch

3 Markus Happe

4 Christian Wörns

5 Ioan Lupescu

6 Rodrigo Chagas

7 Paulo Sergio

8 Bernd Schuster

9 Ulf Kirsten

10 Ramon Hubner

12 Daniel Addo

13 Rudi Völler

14 Markus Feldhoff

15 Mario Tolkmitt

16 Sebastian Barnes

17 Hans-Peter Lehnhoff

18 Claudio Reyna

19 Rene Hahn

20 Holger Fach

21 Andreas Neuendorf

22 Markus Münch

24 Sebastian Helbig

28 Carsten Ramelow

29 Christoph Chylla

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