Gegner-Check: Ein Kader mit vielen neuen Gesichtern

Der VfB Stuttgart hat eine überzeugende Vorbereitung hingelegt und zuletzt auch den spanischen Top-Klub Athletic Bilbao deutlich bezwungen. Am Samstag, 17. August (Anstoß 20.30 Uhr), trifft der Vizemeister im Supercup-Finale in der BayArena auf die Werkself. Und die Schwaben dürften – wie in der vergangenen Saison – trotz des Verlustes dreier Leistungsträger ein ebenso unangenehmer wie attraktiver Gegner für Schwarz-Rot werden.
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Position

Die Generalprobe vor dem Pflichtspiel-Auftakt in der neuen Saison ist dem VfB Stuttgart gelungen. Gegen den spanischen Pokalsieger Athletic Bilbao gewannen spielfreudige Schwaben am vergangenen Wochenende souverän 4:0. Trainer Sebastian Hoeneß zog ein entsprechend positives Fazit: „Wir wussten vor dem Spiel nicht genau, wo wir stehen. Heute war es wichtig, dass die Jungs die Stimmung aufsaugen, aber mit dem Anpfiff griffig und scharf sind. Das haben sie gegen eine Top-Mannschaft geschafft. Es war der nächste wichtige Schritt für uns.“ Silas mit einem Doppelpack sowie die beiden Neuzugänge Ermedin Demirovic und Nick Woltemade trafen vor 50.000 Zuschauern in der MHP-Arena für den VfB gegen die Basken.

Der deutsche Vizemeister der Vorsaison ist damit bestens gerüstet für das Supercup-Finale gegen die Werkself in der BayArena. In der Vorbereitung gewannen die Stuttgarter bis auf ein 0:0 beim FC Luzern sämtliche Testspiele, darunter ein 3:0 gegen den niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard sowie zwei Siege im Rahmen ihrer Japan-Reise (5:3 gegen Kyoto Sanga FC und 5:2 gegen Sanfrecce Hiroshima, das vom ehemaligen Bayer 04-Coach Michael Skibbe trainiert wird). VfB-Legende Guido Buchwald, zweimaliger Deutscher Meister mit den Stuttgartern und Weltmeister 1990, hatte seinen Klub nach Japan begleitet und zeigte sich beeindruckt vom Leistungsstand der Truppe. „In Abwesenheit der Stars konnten sich gerade die Neuzugänge und Talente beweisen, aufdrängen und integrieren. Alle haben sich überraschend schnell zurechtgefunden. Die Chemie im Team stimmt“, schreibt Buchwald in einem „Einwurf“ für den kicker.

Die Vorfreude auf das Supercup-Finale ist groß in Stuttgart. In der Vorsaison hatte sich der VfB mit der Werkself sowohl in der Meisterschaft (1:1; 2:2) als auch im DFB-Pokal-Viertelfinale (2:3) packende Duelle geliefert. Vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen sagt Sebastian Hoeneß: „Klar will man gewinnen, aber die Voraussetzungen sind andere als sonst bei einem Saisonstart.“ Denn personell hat sich einiges verändert bei den Schwaben.

Personal

Torjäger Serhou Guirassy, der in der vergangenen Spielzeit 28 Treffer erzielte, und Abwehrchef Waldemar Anton sind zu Borussia Dortmund gewechselt. Mit Innenverteidiger Hiroki Ito verlor der VfB eine weitere tragende Säule an den FC Bayern München. Allesamt Abgänge, die nicht leicht zu kompensieren sind. Nationalspieler und EM-Teilnehmer Anton etwa war nicht nur einer der besten Abwehrspieler der Liga in der Vorsaison, sondern auch Kapitän der Stuttgarter.

Schmerzhafte Abgänge auf der einen Seite, vielversprechende Neuverpflichtungen auf der anderen. Als da wären: Stürmer Ermedin Demirovic, der vom FC Augsburg kam und für die Fuggerstädter in der vergangenen Saison 15 Tore erzielt und zehn Treffer vorbereitet hatte. Er zählte damit zu den Top-5-Scorern der Liga. Für regelrechte Begeisterung in Cannstadt sorgte die feste Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Deniz Undav, der bislang vom Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion ausgeliehen und dessen Verbleib in Stuttgart lange unsicher war. Undav hatte mit 18 Treffern und zehn Assists wesentlichen Anteil an der überragenden VfB-Saison 2023/24. Längst ist der als Spaßvogel bekannte Mittelstürmer Publikumsliebling bei den Schwaben. Für ihn und Demirovic griffen die Stuttgarter nun tief in die Tasche. „Wir haben mit beiden jeweils einen neuen Einkaufsrekord in der VfB-Geschichte aufgestellt“, sagt Vorstandschef Alexander Wehrle. Während Demirovic am Samstag in der BayArena gesetzt ist, wird Undav wohl noch nicht in der Startformation stehen. Der 28-Jährige ist wie seine deutschen Nationalmannschaftskollegen Chris Führich und Maximilian Mittelstädt nach dem EM-Urlaub erst spät ins Teamtraining eingestiegen.

Neu in der VfB-Defensive sind unter anderem Innenverteidiger Jeff Chabot vom 1. FC Köln und Linksverteidiger Frans Krätzig (ausgeliehen vom FC Bayern). Fest verpflichtet wurden die bereits in der vergangenen Saison ausgeliehenen Innenverteidiger Anthony Rouault (FC Toulouse) und Leonidas Stergiou (FC St. Gallen). Fürs Mittelfeld sind Fabian Rieder (Stade Rennes) und Yannik Keitel (SC Freiburg) gekommen. In der Offensive verstärken Nick Woltemade (Werder Bremen) und Justin Diehl (1. FC Köln) den Kader. Zudem hat der VfB den vom 1. FC Union Berlin ausgeliehenen Jamie Leweling fest unter Vertrag genommen. Neuer Kapitän der Stuttgarter ist Atakan Karazor, der die Mannschaft gemeinsam mit Leistungsträgern wie Torhüter Alexander Nübel, Mittelfeldstratege Angelo Stiller und Stürmer Deniz Undav führen soll. Aktiv dazu gesellen werden sich in einigen Wochen auch wieder Dan-Axel Zagadou und Josha Vagnoman, die nach schweren Verletzungen derzeit noch an ihrem Comeback arbeiten.

Probleme

Weil Stützen wie Anton, Ito und Guirassy den Klub verlassen haben, etliche Neuzugänge integriert werden müssen und Nationalspieler wie Undav, Führich und Mittelstädt nach der EM noch etwas Trainingsrückstand haben, bleibt abzuwarten, wie schnell sich das Team findet und der Trainer eine homogene Einheit formen kann. „Natürlich ist die Führungsstruktur jetzt nicht so wie letztes Jahr“, sagt Sebastian Hoeneß. „Aber das war vor der letzten Saison auch so und hat sich entwickelt. Wir haben eine gute Mannschaft. Um das Potenzial herauszukitzeln, brauchst du Geduld, harte Arbeit, aber erst einmal Geduld.“ Das gilt auch für das neue Stürmer-Duo Undav/Demirovic. Ob die beiden ähnlich harmonieren werden wie in der Vorsaison Undav und Guirassy?

Prunkstück

Neben der Werkself war der VfB Stuttgart in der vergangenen Saison wohl die spielstärkste Mannschaft der Bundesliga. Unter Trainer Sebastian Hoeneß hat sich der Fast-Absteiger der Saison 2022/23 zu einem Team entwickelt, das mit schnellem Umschaltspiel und erfrischendem Angriffsfußball begeisterte. Mit 78 Toren stellten die Schwaben nach dem FC Bayern (94) und Bayer 04 (89) die drittstärkste Offensive. Und das lag nicht nur am treffsicheren Duo Guirassy/Undav. Spieler wie Chris Führich (8), Enzo Millot, Silas (jeweils 5) und Jamie Leweling (4) trugen ihren Teil bei. Auch in der Defensive überzeugte der VfB: Nur Leverkusen kassierte weniger Gegentore (24) als Stuttgart (39, wie RB Leipzig). Der VfB präsentierte sich als intelligent spielende Einheit mit guter Balance. Höchstes Lob kam auch unlängst noch von Xabi Alonso: „Für mich war der VfB in der vergangenen Saison eine der besten Mannschaften Europas“, sagt der Bayer 04-Cheftrainer. Und er zählt die Schwaben deshalb auch in dieser Spielzeit zu den Titelanwärtern.

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