Daran lässt auch Peter Bosz keinen Zweifel. „Standards sind eine Waffe. Und gerade dann sehr wichtig, wenn man mal schlecht spielt und trotzdem gewinnen möchte.“ Aus diesem Grund stand am Donnerstag zum ersten Mal in der Vorbereitung der „ruhende Ball“ im Mittelpunkt. Am Vormittag wurden vor allem Ecken einstudiert. Dabei erneut sehr auffällig: Kerem Demirbay. Seine Bälle segelten nicht in den Strafraum, sie zischten eher in die gefährliche Zone und wurden dort oft von der angreifenden Mannschaft zu einem Torerfolg genutzt. „Das ist sicherlich eine der Qualitäten von Kerem. Aber wir haben auch andere Spieler wie Leon Bailey, die das sehr gut machen“, so der Cheftrainer der Werkself.
Doch nicht nur Ecken wurden am Vormittag geschult, auch der Einwurf und daraus resultierende Angriffsmuster wurden verlangt. Und immer mittendrin: Peter Bosz. „So bekomme ich ein besseres Gefühl dafür, ob die Abläufe in Ordnung sind, oder ob die Abstände stimmen“, berichtet der Niederländer. „Wenn man an der Seite steht, hat man zwar mehr Übersicht, aber dafür habe ich ja das Video.“
Für das Filmen der Einheiten verantwortlich sind nicht nur im Trainingslager: Marcel Daum als Co-Trainer Analyse und Simon Lackmann. Der Analyst bedient den so genannten Kameraturm, auf dem eine Kamera in einer Höhe bis zu 10 Metern das Geschehen auf dem Platz festhält. „Wir filmen in erster Linie das Fußballtraining“, so Lackmann. Meist haben die Analysten klare Vorgaben vom Trainer, worauf geachtet werden soll; oft geben sie aber auch Peter Bosz Hinweise, die auf eigenen Beobachtungen basieren. Simon Lackmann: „Das hat sich mittlerweile sehr gut eingespielt. Man bekommt ein Gefühl dafür, was dem Cheftrainer wichtig ist.“
Nach der ersten Einheit des Tages gehörte der Platz dann den Fans. Das mittlerweile obligatorische Foto mit der Mannschaft und den Anhängern wurde geschossen. Rund 150 Sympathisanten der Werkself beobachten nahezu täglich die Einheiten der Werkself im Alois-Latini-Stadion in Zell am See. Viele von ihnen sind extra ins Salzburger Land gereist, um ständig vor Ort zu sein, andere verbinden den Sommerurlaub mit einem Abstecher zum Lieblingsklub. Als Ansprechpartner immer vor Ort: die beiden Fanbetreuer Andreas „Paffi“ Paffrath und Sebastian Friedrich sowie Stefan Thomé und Daniela Frühling vom Fan-Projekt Leverkusen.
Für Friedrich, den die meisten Fans nur „Sebo“ rufen, ist das Trainingslager bis dato ein Erfolg. „Wir kriegen viele positive Rückmeldungen.“ Nicht zuletzt die Besuche vom Sprecher der Geschäftsführung bei den Supportern auf der Tribüne seien sehr gut angekommen. „Fernando Carro zeigte sich sehr interessiert an den Meinungen der Fans.“ Diese fiebern im Übrigen dem morgigen Freitag entgegen. Dann steht nämlich das schon fast legendäre Spiel gegen die Staff-Mitglieder von Bayer 04 an. „Das ist jedes Jahr ein Highlight.“
Ein Genuss war sicherlich auch die Einheit am Nachmittag. Auch hier ging es schwerpunktmäßig um Angriffsmuster, inklusive Flanken, und am Ende auch um Torschüsse. Hier staunten die Fans erneut nicht schlecht, mit welcher Präzision unsere neue Nr. 10 das Spielgerät im gegnerischen Kasten versenkte. Kerem Demirbay bringt sicherlich alles mit, um der neue „Erster Alles“ bei Bayer 04 zu sein. Allerdings nicht aus elf Metern. Hier hat sich Peter Bosz nämlich fürs erste festgelegt: Kai Havertz wird die Strafstöße schießen. „Er ist unser Schütze Nr. 1“, so Bosz über den Nationalspieler, der in der Bundesliga drei von drei Versuchen verwandelt hat. Aber auch von Karim Bellarabi hält er viel in dieser Disziplin. Kevin Volland hingegen muss sich erst einmal gedulden. Er verschoss im Testspiel gegen KAS Eupen. „Er muss sich hinten anstellen“, so Bosz mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Sehr unterhaltsam, aber auch nicht ganz ungefährlich war auch die Urlaubsgeschichte von Lukas Hradecky. Beim Joggen in der Nähe von Bratislava, wo die Familie Hradecky ursprünglich herkommt, traf er ein großes braunes Tier im Wald. Unser Schlussmann war sich sicher: Das sei ein Bär und nahm die Beine in die Hand. Dank seiner Pulsuhr weiß er nun auch, wie lang und wie schnell sein Langsprint war. Beim Auslesen kam heraus, dass sein Puls damals vier Minuten bei 190 war und er ein Top-Speed von 33,6 km/h erreicht hat. Lapidarer Kommentar unseres Finnen: „So schnell war ich noch nie.“
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