Jan Hoepner, vor der Corona-Krise und der Aussetzung des Spielbetriebs erzielte die U17 bei den vergangenen zwei Siegen stolze elf Treffer. Ihr wart gut in Form...
Hoepner: Wir waren ganz gut drauf, das stimmt. Gerade im Spiel nach vorne haben wir zum Schluss gegen Fortuna Düsseldorf und Preußen Münster gute Leistungen gezeigt. Wir haben als Mannschaft zuletzt noch mal einen Schritt nach vorne gemacht, einige Spieler haben sich in dieser Phase gerade ganz gut entwickelt. Da hatten wir uns eigentlich noch auf die Top-Spiele gegen Schalke, Gladbach und Dortmund gefreut. Aber dann kam das Coronavirus dazwischen...
Dann wurde die Saison unterbrochen, es war auch kein Mannschaftstraining mehr möglich. Wie habt ihr euch fit gehalten, wie hat die Kommunikation mit dem ganzen Team geklappt – kurz: Wie habt ihr euch organisiert?
Wir haben versucht, die Medien zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen und so mit den Jungs permanent in Kontakt zu bleiben. Zum einen standen wir über eine App mit den Spielern in Kontakt. Wir Trainer haben der Mannschaft vorrangig athletische Ziele ausgegeben, die sie anhand von Trainingsplänen abgearbeitet hat. Über Screenshots konnten wir die Läufe überprüfen. Zwischendurch haben wir per Telefonkonferenz Sitzungen abgehalten und den Jungs neue Infos mitgegeben. Zudem gab es Gymnastik-, Yoga- und Athletikeinheiten per Video. Die Jungs haben sich vorbildlich an die Pläne gehalten und sind mit großem Ehrgeiz und hoher Eigenmotivation an die Sache gegangen.
Nun steht fest, dass die Saison nicht fortgesetzt wird. Wie waren die Reaktionen aus der Mannschaft und auch bei euch im Trainerteam?
Es war zu erwarten. Und wir sind ehrlich gesagt auch davon ausgegangen, dass die Saison abgebrochen wird. Auch für die Spieler kam der Abbruch nicht sonderlich überraschend. Aber natürlich hätten wir die letzten Spiele noch gern gespielt, denn darum geht es natürlich: sich sportlich zu messen und zu entwickeln.
Ihr habt die Saison mit 38 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz beendet (bei einem Spiel weniger). Wie ordnest du diese Platzierung ein?
Die Platzierung ist schwierig einzuordnen, ohne die Rückrunden-Partien gegen die Mannschaften der oberen Tabellenplätze gespielt zu haben. Grundsätzlich haben wir eine ordentliche Saison gespielt, auch wenn ein paar Wehrmutstropfen dabei waren und wir Spiele aus der Hand gegeben haben, die wir nicht unbedingt hätten verlieren müssen. Wenn man über eine Platzierung spricht: Ich glaube, dass für uns der dritte Platz drin gewesen wäre.
Rückblickend: Welche Saison-Momente sind dir vor allem in Erinnerung geblieben?
In der Hinrunde haben wir gegen Preußen Münster gewonnen, da hat in der Schlussviertelstunde unser jüngster Spieler der gesamten Liga die beiden Siegtore geschossen, der eigentlich noch C-Jugend hätte spielen können. Das war ein tolles Erlebnis. Ansonsten ist es für mich als Trainer immer schön, die Entwicklung der einzelnen Jungs zu sehen. Wir haben bei Bayer 04 ja keine eigene U16 und sind deutschlandweit die einzige U17, die aus zwei Jahrgängen besteht. Das ist immer eine Herausforderung, die Jüngeren heranzuführen. Doch der 2004er Jahrgang hat sich sehr schnell an die Geschwindigkeit in der Junioren-Bundesliga und an das Niveau der 2003er angeglichen.
Stürmer Emrehan Gedikli stach in der Saison heraus: Er führt die Liga-Torjägerliste mit 17 Treffern an. Was ist er für ein Typ auf dem Platz und was traust du ihm für die Zukunft zu?
Zuerst einmal: Ich bin mir ziemlich sicher, Emre hätte in dieser Saison noch mehr Tore geschossen. In ein paar entscheidenden Spielen fehlte er leider verletzt. Er hat eine herausragende Qualität im Sechzehner, ist unglaublich abschlussstark und mit seinem rechten Fuß sehr präzise. Emre ist ein sehr motivierter Junge, der weit kommen möchte. Wenn er weiter so akribisch an sich arbeitet, glaube ich, dass er es sehr weit schaffen kann.
Seit vergangener Woche steht ihr in Kleingruppen wieder zusammen auf dem Platz. Wie sieht euer aktueller Trainingsalltag aus und wie gelingt es, die Motivation hochzuhalten, ohne wirkliches Saisonziel vor Augen?
Wir trainieren aktuell zwei Tage pro Woche jeweils in Vierergruppen, da uns das Mannschaftstraining derzeit noch nicht erlaubt ist. Die Trainingseinheiten sind rein technischer Natur, noch ohne Zweikämpfe. Parallel dazu haben wir an die Spieler athletische Pläne verteilt, die die Tage dazwischen füllen. Die Jungs laufen schon motiviert in den Einheiten auf. Auch wenn es kein Saisonziel mehr gibt, verfolgen alle Spieler ein ganz hohes persönliches Ziel – sie wollen möglichst weit kommen im Fußball. Dementsprechend ist jede Einheit für sie eine Chance, sich zu verbessern.
In der Altersklasse U17 haben die Nachwuchsspieler erstmals die Chance, in einer Junioren-Bundesliga aufzulaufen. Wir groß ist der Schritt raus aus den U15-Regionalligen?
Das ist ein sehr großer Schritt. Zum einen tut sich in den Altersklassen körperlich sehr viel – die U17-Junioren sind da schon sehr weit, fast Männer. Darauf muss man sich erst einmal einstellen. Zum anderen ist das Spieltempo auch nicht vergleichbar, und auch die Gangart wird härter. Das ist schon ein großer Schritt, aber die Jungs schaffen das immer wieder und überraschen mich auch immer wieder mit einer tollen Leistung und einer schnellen Adaption.
Der nächste Schritt für die Spieler ist die U19: Wie funktioniert bei Bayer 04 die Zusammenarbeit mit den U19-Trainern? Und tauscht ihr euch auch schon mit den Profi-Trainern rund um Peter Bosz aus?
Wir arbeiten ganz eng mit der U19 zusammen. Wir Trainer sitzen – aktuell natürlich etwas weniger – in einem Büro, tauschen uns über jeden Spieler aus und arbeiten auch über Kreuz, was bedeutet, dass Trainingseinheiten auch mal gemeinsam durchgeführt werden. Ich glaube, viel enger kann man nicht miteinander arbeiten. Von daher gestaltet sich auch der Übergang der Kadersituation recht einfach, weil wir im permanenten Austausch sind. Auf Umwegen tauschen wir uns auch mit den Co-Trainern der Profis aus, die Schnittstellen für den Jugendbereich sind da aber tatsächlich eher Helmut Jungheim (Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums, Anm. d. Red.) und die U19-Trainer.
Die DFL hat kürzlich die Altersgrenze für Bundesligisten gesenkt: Junge Fußball-Talente dürfen künftig schon mit 16 Jahren bei den Profis mitspielen. Wie bewertest du diese Änderung?
Die Bundesliga-Vereine versuchen frühzeitig Talente an die Profis heranzuführen. Ich halte das Alter für sehr jung. Wenn ein Junge in dem Alter allerdings tatsächlich dazu in der Lage ist, Bundesliga-Fußball zu spielen, dann finde ich das in Ordnung. Man muss aber immer die Drucksituation und alles, was rundherum auf die Jungs einprasselt, mitbedenken. Das sollten die Vereine immer im Einzelfall betrachten, inwieweit der Spieler dem Ganzen gewachsen ist.
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