Frauen-Trainer Achim Feifel: „Träume muss man ja haben“

Die Bayer 04-Frauen haben am vergangenen Wochenende in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga einen gelungenen Rückrundenstart hingelegt. Mit einem 2:0-Heimsieg gegen den Aufsteiger FC Carl Zeiss Jena verabschiedete sich das Team von der Dhünn mit 19 Punkten aus zwölf Spielen in die wohlverdiente Winterpause. Cheftrainer Achim Feifel zog indes zum Wochenstart in einem Pressegespräch sein persönliches Zwischenfazit. Im virtuellen Talk mit den Journalisten gab der 57-Jährige zudem Einblicke in seine Arbeit an der Seitenlinie und verriet, was er mit Schwarz-Rot noch vorhat.
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Achim Feifel über…

…das Abschneiden der Hinrunde auf Platz sechs: „Das Ziel war es, sich ähnlich wie im vergangenen Jahr (5. Platz, Anm. d. Red.) im gesicherten Mittelfeld zu platzieren. Das ist auch das, was aus unserer Sicht mit Blick auf das Saisonende im Bereich des Möglichen liegt. Daher sind wir mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. In dem einen oder anderen Spiel waren durchaus ein oder zwei Punkte mehr drin, ich denke da an die Partien gegen Wolfsburg (1:1, Anm. d. Red.) oder Frankfurt (0:1, Anm. d. Red.). Aber man muss auch ehrlich sein, dass wir beispielsweise in Freiburg (2:1, Anm. d. Red.) eher glücklich gewonnen haben. Insofern entspricht der aktuelle Stand insgesamt schon unserer gezeigten Leistung.“

…das Potenzial des Teams: „Wir hatten von Woche zu Woche teils große Leistungsschwankungen. Daher ist es unser nächstes Ziel, die einzelnen Spielerinnen in ihren individuellen Leistungen stabiler werden zu lassen. Dass wir beispielsweise gegen Köln in einem Derby in einen 0:3-Rückstand geraten oder jeweils sieben Gegentore gegen Hoffenheim und München kassieren, darf uns einfach nicht passieren. Auch wenn wir mit einem Altersdurchschnitt von 22 Jahren einen noch sehr jungen Kader haben, müssen wir uns in solchen Situationen anders wehren und präsentieren.“

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Achim Feifel im Austausch mit der erst 18-jährigen Chiara Bücher.

…die Personalsituation im Kader: „Ich bin denke ich nicht der einzige Trainer, der über zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle ein Klagelied singen kann. Wir mussten im Schnitt sechs nicht einsatzfähige Spielerinnen aus dem ursprünglich 22-köpfigen Kader kompensieren, das wirft uns dann individuell aber auch mannschaftlich regelmäßig in unserer Entwicklung zurück. Mit Jessica Wich und Nina Brüggemann bekommen wir nun aber zeitnah zwei wichtige Personalien zurück, die uns auch mental stärken. Sie sind Spielerinnen, die für Kommunikation auf dem Feld sorgen und ihre Mitspielerinnen mit ihren Führungsqualitäten lenken können.“

…die Infrastruktur bei Bayer 04: „Durch die Arbeit von Thomas Eichin (Leiter Nachwuchs & Frauen bei Bayer 04, Anm. d. Red.) spüren wir auf jeden Fall Rückhalt und Wertschätzung seitens des Klubs. Thomas selbst tauscht sich regelmäßig mit den Spielerinnen aus, schaut jedes Spiel und will den Bereich aktiv nach vorne bringen. Wir konnten zum Beispiel die Trainingszeiten vom Abend auf den Nachmittag vorverlegen und so bessere Trainingsbedingungen schaffen. Mit unserem Stab aus Trainern, Athletiktrainern und Physiotherapeuten sind wir hier bereits gut aufgestellt.

…die Entwicklung insgesamt im deutschen Frauenfußball in den vergangenen Jahren: „Das Niveau ist gestiegen und das Leistungsvermögen größer geworden. Mittlerweile sind sehr viele Klubs gut aufgestellt, auch monetär. Die deutschen Mannschaften können auch international gut mithalten. Insgesamt freut mich diese Entwicklung sehr. Umso mehr freue ich mich dann, wenn wir junge Spielerinnen bei uns weiterentwickelt haben und diese halten und überzeugen können, dass sie mit Bayer 04 gemeinsam die Reise nach oben weiter gehen – wie jetzt zuletzt etwa Verena Wieder und Kristin Kögel, die ihre Verträge verlängert haben.“

…die Nachwuchs-Spielerinnen im Klub: „Wir haben talentierte Spielerinnen, die in unserem Kader nachkommen. Sofie Zdebel etwa hat mit ihren 17 Jahren in diesem Jahr ihr Debüt gegeben, genau wie Clara Fröhlich, die gerade gegen Jena ihr erstes Bundesliga-Tor erzielt hat. Mit Annika Enderle und weiteren Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft und der U17 haben wir außerdem die Möglichkeit, weitere Talente in den Trainingsprozess einzubinden und an das Bundesliga-Niveau heranzuführen. Auch, dass sie die Option haben, bei den Jungs-Teams mitzutrainieren, ist für uns ein ganz wichtiger Baustein für ein langfristiges Konzept. Ich sehe es als meine persönliche Aufgabe an, regelmäßig auf jede Einzelne zuzugehen und ihr Feedback zu geben.“

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Die 17-jährige Clara Fröhlich erzielte gegen Jena ihr erstes Bundesliga-Tor.

…seine Ziele mit Schwarz-Rot: „Wir wollen uns zunächst sportlich in den kommenden ein bis zwei Jahren stabilisieren. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir von heute auf morgen zu den langjährigen Spitzenteams wie Wolfsburg oder Bayern, aber auch Frankfurt, Hoffenheim und Potsdam aufschließen können. Aber natürlich wollen wir uns Schritt für Schritt nach vorne arbeiten. Dazu gehört die personelle Situation in und um das Team oder verbesserte infrastrukturelle Bedingungen. Da sind wir insgesamt auf einem guten Weg, vor allem darin, nachhaltig mit jungen Spielerinnen zu wachsen. Langfristig hat man dann natürlich auch die Hoffnung, auch einmal international mitmischen zu können. Träume muss man ja haben, sonst würde man den Aufwand auch nicht so gerne betreiben.“

Für die Frauen von der Dhünn rollt der Ball ab dem 3. Januar zum Trainingsauftakt wieder. Vom 12. bis 22. Januar bestreiten die Leverkusenerinnen ein Trainingslager auf Gran Canaria. Das erste Freundschaftsspiel steigt am 29. Januar gegen den Zweitligisten SV Meppen (Anstoß: 14 Uhr). In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist die Feifel-Elf am 6. Februar (13 Uhr, live auf MagentaSport) wieder gefordert, dann geht‘s zur SGS Essen.

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