Vor dem Anpfiff im Ulrich-Haberland-Stadion waren die Rollen klar verteilt: „Wir haben in diesem Duell nichts zu verlieren und müssen an uns glauben“, hielt Robert de Pauw vor der Partie fest. Die Wölfinnen hingegen waren von den Bayern nach deren Sieg gegen den MSV Duisburg (4:0) auf Platz 2 verdrängt worden. Klar, dass die Gäste aus der Autostadt, die am vergangenen Wochenende überraschend ihre erste Saisonniederlage einstecken mussten (1:2 gegen die TSG Hoffenheim), mit einem Erfolg in Leverkusen zurück an die Spitze wollten.
Personell musste de Pauw nach wie vor auf Milena Nikolić (wieder im Mannschaftstraining), Ivana Ferreira Fuso (Innenmeniskus-Quetschung) und Caroline Siems (Sehnenprobleme) verzichten. Im Vergleich zum Derby in Köln am vergangenen Wochenende nahm der Bayer 04-Coach nur eine Veränderung in der Startformation vor: Für Eva van Deursen rückte Kristin Kögel ins Team.
Die erste ganz dicke Chance im Spiel besaßen die Gastgeberinnen. Nach feinem Steilpass von Elisa Senß lief Jill Bayings völlig frei auf Wolfsburgs Torhüterin Merle Frohms zu, blieb dann aber im Eins-gegen-Eins zunächst an dieser hängen. Zwar schoss Bayings die Kugel dann doch noch ins Tor, aber die Unparteiische pfiff die Situation ab, weil Frohms die Hände am Ball gehabt hatte (4.). Schade, denn das hätte eigentlich die Führung für die Leverkusenerinnen sein müssen.
Das de Pauw-Team stand sehr kompakt und gut gestaffelt in der Defensive und zeigte auch nach vorne einige vielversprechende Ansätze. Aber dann stellten die Wölfinnen ihre brutale Effektivität unter Beweis: Nach einer Flanke von Lena Lattwein setzte sich in der Mitte Alexandra Popp im Kopfballduell durch und erzielte aus sechs Metern die 1:0-Führung für die Gäste (13.). Eva Pajor hatte Bayer 04-Torhüterin Friederike Repohl bei diesem Treffer noch entscheidend irritiert. Gleich die erste Chance ein Treffer. Nur drei Minuten später gleich der nächste Schlag für die ganz in Rot spielenden Leverkusenerinnen. Einen perfekten Angriff über die rechte Seite schloss nach Flanke von Svenja Huth erneut VfL-Torjägerin Popp mit einem wuchtigen Kopfball aus zehn Metern zum 0:2 ab (16.). Es war der zehnte Saisontreffer der Nationalspielerin.
Der Meister aus Wolfsburg bestimmte nun das Spiel, ließ den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren, biss sich aber an energisch und intelligent verteidigenden Werkself-Frauen oft die Zähne aus. Bei den Gastgeberinnen blieben Entlastungsversuche oft im Ansatz stecken. Glück für Bayer 04, dass Jill Roord aus 16 Metern nur den linken Pfosten traf (35.). Ansonsten gab es auf Seiten der Wölfinnen aber kaum zwingende Aktionen. Mit dem 0:2 ging es in die Pause.
Auch in der zweiten Hälfte änderte sich nicht viel am Bild: Wolfsburg dominierte, kam aber gegen tief stehende Gastgeberinnen selten durch. Die couragierten Werkself-Frauen wollten hin und wieder Nadelstiche setzen, spielten jedoch ihre Angriffe oft nicht konzentriert und konsequent genug zu Ende. Anders die Gäste: Als die Bayer-Defensive nach einer scharfen Hereingabe von links den Ball nicht aus der Gefahrenzone schlagen konnte, war Wolfsburgs Jule Brand zur Stelle und drückte aus kurzer Distanz zum 0:3 ein (66.). Damit war die Partie entschieden. Tabea Waßmuth schraubte das Ergebnis zwölf Minuten später auf 4:0 für die Wölfinnen (78.).
Mit der letzten Aktion des Spiels gelang den Gastgeberinnen schließlich noch der Ehrentreffer. Nach einem Eckball von Elisa Senß schraubte sich Lilly Turányi am höchsten und köpfte aus vier Metern zum 1:4 ein (90.+3). Mit dem Sieg in Leverkusen kehrten die Wölfinnen wieder an die Tabellenspitze zurück. Bayer 04 bleibt Sechster.
Trainer Robert de Pauw sagte nach dem Abpfiff: „Wir haben versucht, die Räume eng und es ihnen so schwer wie möglich zu machen. Aber das Tempo vom VfL ist brutal, die haben vorne so viel Qualität. Wenn du etwas tiefer stehst wie wir heute, dann hast du eben das Problem Popp. Und wenn du Flanken zulässt, dann ist sie einfach da. Am Ende hat die bessere Mannschaft gewonnen."
Kapitänin Elisa Senß analysierte: „Wir hätten vielleicht noch enger stehen und schneller verschieben müssen. Wären wir mit 1:0 in Führung gegangen, hätte uns das natürlich in die Karten gespielt und der Druck auf Wolfsburger Seite wäre noch höher gewesen. Merle Frohms war in dieser engen Situation auf jeden Fall mit den Händen am Ball, also müssen wir die Schiedsrichter-Entscheidung letztlich akzeptieren. Dass uns am Ende nach einem Standard, mit denen wir uns im Training immer intensiv beschäftigen, noch ein Treffer gelang, freut uns natürlich.“
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In der Liga steht für die Werkself-Frauen am kommenden Sonntag, 19. März, das Auswärtsspiel beim Tabellenachten SV Meppen auf dem Programm. Die Partie wird um 16 Uhr angepfiffen.
Die Statistik:
Bayer 04: Repohl – Ostermeier, Friedrich, Turányi, Marti (89. Blagojević) – Gräwe – Emmerling (64. Matysik), Bayings, Senß, Kögel (75. van Deursen) – Arfaoui (64. Bücher)
VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (71. Wedemeyer), Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf (71. Jonsdottir), Lattwein (64. Waßmuth) – Roord (64. Brand), Huth, Popp (83. Demann) - Pajor
Tore: 0:1 Popp (13.), 0:2 Popp (16.), 0:3 Brand (66.), 0:4 Waßmuth (78.), 1:4 Turányi (90.+3)
Schiedsrichterin: Melissa Joos (Echterdingen)
Zuschauer: 1.476 im Ulrich-Haberland-Stadion
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