„Es war ein wilder Ritt, ein Wechselbad der Gefühle. Wir haben gut begonnen und sind in Führung gegangen, aber Atalanta ist immer bissig und aggressiv geblieben. Nach dem 1:3 mussten wir froh sein, dass Lukas Hradecky einige Male klasse gehalten hat und wir nicht noch mehr Gegentore bekommen haben“, sagte Trainer Gerardo Seoane und fügte hinzu: „Für das Rückspiel ist alles offen, es wird eine enge Kiste.“
In der Startelf von Bayer 04 gab es zwei Veränderungen im Vergleich zum 1:1-Remis am vergangenen Samstag beim FC Bayern München. Kerem Demirbay musste nach seiner Roten Karte im Gruppenspiel gegen Real Betis Sevilla den dritten und letzten Teil der Sperre absitzen und wurde im defensiven Mittelfeld von Exequiel Palacios ersetzt. Zudem nominierte Chefcoach Gerardo Seoane wieder einen echten Neuner in der Anfangsformation: Für Lucas Alario musste Piero Hincapie weichen. Neben Demirbay fehlten den Leverkusenern in der Lombardei weiter die verletzten Patrik Schick, Karim Bellarabi, Robert Andrich und Andrey Lunev. Julian Baumgartlinger, der in München erstmals seit seiner Kreuzbandverletzung im August des vergangenen Jahres wieder zum Aufgebot gehörte, ist in der Europa League nicht spielberechtigt.
Im Treffen zweier sehr offensivfreudiger Teams war ein Duell mit offenem Visier erwartet worden – und die Partie im Gewiss Stadium nahm auch vom Anpfiff weg gleich ordentlich Fahrt auf. Die Werkself, die ihre 50. Begegnung in der Europa League bestritt, sah sich sofort Angriffen der druckvollen Gastgeber ausgesetzt. Der erste Abschluss von Malinovskyi aus 20 Metern bereitete Lukas Hradecky indes keinerlei Mühe (2.). Da war die erste Gelegenheit der Leverkusener schon von anderem Kaliber: Charles Aránguiz schickte einen Freistoß wunderbar in Richtung Winkel, doch die Kugel prallte vom Innenpfosten zurück ins Feld (9.). Aber der Chilene legte sofort nach – und zielte diesmal die entscheidenden Zentimeter genauer. Über Moussa Diaby und Exequiel Palacios landete der Ball bei Florian Wirtz, der nur kurz mit links tropfen ließ, und Aránguiz traf von der Strafraumgrenze flach und scharf ins kurze Eck – 0:1 (11.).
Die Italiener zeigten sich sichtlich beeindruckt und überließen einer griffigen Werkself die Initiative. Bayer 04 bestimmte das Geschehen, ließ Ball und Gegner gut laufen. Tolois Schuss packte sich Hradecky locker (20.). Dann aber lieferte Atalanta einen schlagenden Beweis seiner Klasse: Malinovskyi leitete den Angriff über links ein und schloss ihn nach Zuspiel von Muriel mit geschickter Verzögerung und platziertem Linksschuss auch erfolgreich ab – 1:1 (23.), ein toller Treffer des Ukrainers. Und die Gastgeber brauchten nicht einmal zwei Minuten, um entschlossen nachzulegen. Nach einem Ballverlust von Bayer 04 im Aufbau ging es blitzschnell, die Werkself bekam defensiv keinen Zugriff, und Luis Muriel traf mit links ins lange Eck gegen Hradeckys Laufrichtung zum 2:1 (25.). Bergamo, brutal effizient, hatte die Partie erst einmal gedreht.
Es war ein packender Schlagabtausch voller Tempo und intensiver Zweikämpfe. Muriel entwischte Jonathan Tah über die linke Seite und schoss aus spitzem Winkel, aber Hradecky bekam im kurzen Eck rechtzeitig die Beine zusammen (39.). Auch den Schuss von Koopmeiners faustete der Finne aus dem bedrohten Eck (42.), ebenso reagierte er beim Vorstoß des fixen Zappacosta stark (44.). Bayer 04 hatte in den ersten 20 Minuten deutliche Vorteile, nach dem Doppelschlag aber gab Atalanta den Takt vor und führte zur Pause.
Bergamo entfachte mächtig Druck mit Beginn der zweiten Hälfte und schnürte die Gäste ein. Mit Erfolg: Als Bayer 04 deutlich zu passiv verteidigte, hatte erneut Muriel viel zu viel Freiraum und traf unbedrängt von der Strafraumgrenze mit seinem zweiten Tor zum 3:1 (49.). Wenig später hätte der Kolumbianer um ein Haar ein drittes Mal genetzt, doch Hradecky kratzte den Ball nach seinem Schuss mit dem Fuß gerade eben noch aus dem kurzen Eck (58.). Auch beim Schrägschuss von Hateboer riss Hradecky die Fäuste hoch (60.). In dieser Phase spielte allein Atalanta, Bayer 04 lief fast nur noch hinterher. Gerardo Seoane reagierte, brachte Odilon Kossounou für Alario und stellte in der Abwehr auf Dreierkette um (61.).
Hradecky hielt sein Team im Spiel, und Bayer 04 kam zurück in die Begegnung: Moussa Diaby kam nach einem gewonnenen Kopfballduell von Adli an den Ball, zog von der rechten Strafraumecke nach innen und traf mit seinem platzierten Flachschuss genau neben den Pfosten – nur noch 2:3 (63.). Für den Franzosen war es bereits der 04. Treffer im 7. Europa-League-Spiel dieser Saison. Die Werkself vollzog einen Doppelwechsel, Timothy Fosu-Mensah und Paulinho lösten Jeremie Frimpong und Amine Adli ab (80.). Wenig später kam auch Sardar Azmoun für Wirtz (85.). Der eingewechselte Miranchuk verfehlte einen Kopfball im Strafraum nur knapp (89.). Nach einem Konter über Diaby schoss Paulinho den Ball weit übers Tor (90.) – da wäre mehr drin gewesen! Es blieb schließlich beim 3:2 – und einem Ergebnis, das für das Rückspiel in einer Woche in der BayArena ein Höchstmaß an Spannung verspricht.
Für Bayer 04 geht es in der Bundesliga am Sonntag, 13. März, mit dem Derby gegen den 1. FC Köln weiter. Anstoß in der BayArena ist um 15.30 Uhr.
Die Statistik:
Atalanta: Musso – Toloi, Demiral, Djimsiti (69. Palomino) – Hateboer, de Roon, Freuler, Zappacosta (77. Maehle) – Koopmeiners – Malinovskyi (69. Boga), Muriel (77. Miranchuk)
Bayer 04: Hradecky – Frimpong (80. Fosu-Mensah), Tah, Tapsoba, Bakker – Aránguiz, Palacios – Diaby, Wirtz (85. Azmoun), Adli (80. Paulinho) – Alario (61. Kossounou)
Tore: 0:1 Aránguiz (11.), 1:1 Malinovskyi (23.), 2:1 Muriel (25.)., 3:1 Muriel (49.), 3:2 Diaby (63.)
Schiedsrichter: Jovanovic (Serbien)
Gelbe Karten: Toloi – Bakker, Wirtz
Zuschauer: 14.600
Am 32. Spieltag der laufenden Bundesligasaison gastiert die Werkself beim SC Freiburg. Die Partie findet am Sonntag, 4. Mai, um 17.30 Uhr im Europa-Park Stadion statt. Alle Infos zum Ticketverkauf.
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