Seit November glühen in der Virtual Bundesliga Club Championship (VBL CC) wieder die Controller – mit dabei sind natürlich auch die eSportler von Bayer 04. In ihren Reihen befindet sich in dieser Spielzeit ein prominenter Neuzugang: Furkan „FURKY“ Kayacik vertritt den Klub an der Konsole und soll zudem die Reichweite der Bayer 04-eSportler steigern. Denn wenn der 22-Jährige abseits der virtuellen Bundesliga in seinem heimischen Gaming-Room auf virtuelle Torejagd geht, schauen ihm tausende Menschen dabei zu.
Der erste Kontakt mit Bayer 04 war nachhaltig. Als Achtjähriger sah Furkan Kayacik zum ersten Mal ein Bundesligaspiel – der Schauplatz für seinen Premieren-Besuch war die BayArena in Leverkusen. Die Werkself spielte gegen Borussia Dortmund – und der talentierte Nachwuchsfußballer träumte damals davon, irgendwann selbst als Fußballprofi in den Bundesliga-Stadien auf Torejagd zu gehen. Allerdings war es für lange Zeit das letzte Mal, dass der in Kassel geborene Kayacik ein Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse live miterlebte. Erst am 11. September 2021, 14 Jahre nach seinem Besuch an der Bismarckstraße, war es erneut so weit – und die Geschichte wiederholte sich: Auch bei seinem zweiten Stadionerlebnis war die BayArena der Schauplatz, und erneut spielte Leverkusen gegen Dortmund. Zwar durfte er noch immer nicht wie einst geträumt selbst auf dem Rasen aktiv werden, dafür plauderte er nach dem Spiel entspannt mit Profis wie Florian Wirtz und Moussa Diaby über Tricks und Tore – auf dem realen und dem virtuellen Feld. Denn was Kayacik im Vereinsfußball nicht gelang, erreichte er digital: Er wurde Profi, unter dem Namen „FURKY“ ist er in der FIFA-Szene bekannt und hat nicht nur im Rheinland tausende Fans. Seit dieser Saison ist der 22-Jährige neuer eSportler und Content Creator von Bayer 04. Der populäre YouTube-Streamer wurde in einer Doppelfunktion verpflichtet: Zum einen vertritt er die eSports-Abteilung der Leverkusener in der Virtual Bundesliga, zum anderen soll er mit Hilfe seiner großen Reichweite die Marke Bayer 04 in der eSports-Szene noch bekannter machen.
In seinen Livestreams auf YouTube und Twitch ist Bayer 04 deshalb seit diesem Sommer prominent vertreten. Auf den Bildschirmen seiner Zuschauer sind das Wappen und die Sponsoren des Klubs zu sehen, zudem trägt Furky das aktuelle Trikot des Bundesligisten. Hinzu kommen repräsentative Aufgaben bei offiziellen Events der eSports-Szene. „Es ist mir enorm wichtig, dass der Twitch-Kanal von Bayer 04 durch mich an Reichweite gewinnt. Ich versuche, die Leute immer wieder von meinem Kanal auch auf die Kanäle von Bayer 04 zu holen. Dafür gebe ich täglich mein Bestes“, sagt Kayacik.
Der Sohn türkischer Eltern ist Teil eines Phänomens der vergangenen Jahre: Wenn er FIFA auf der Konsole spielt, schauen hunderte bis tausende Menschen dabei zu. Mehrmals pro Woche überträgt der Neuzugang von Bayer 04 seine Partien auf den Plattformen YouTube und Twitch und unterhält dabei seine Community. Bis zu 3.500 Gamer lassen regelmäßig ihre Controller liegen, um dem eSportler von Bayer 04 zuzuschauen. Auf YouTube abonnieren ihn sogar knapp 80.000 Fans. Kayacik kann gut verstehen, was die Faszination des FIFA-Streamings ausmacht – obwohl er es noch immer bevorzugt, „draußen Fußball zu spielen“: „Ich glaube, viele Leute möchten von professionellen eSportlern etwas lernen – genau wie junge Fußballer auch den Profis zuschauen, um sich Tricks oder Taktiken abzugucken. Dazu kommt eine gewisse Spannung, wenn ich beispielsweise ein Turnier spiele und meine Zuschauer mich während des gesamten Wettbewerbs verfolgen“, sagt Furky.
In Deutschland und Europa gibt es zahlreiche talentierte Gamer, die auf höchstem Niveau spielen. Sich einen Namen in der Szene zu machen, ist deshalb nicht leicht. „Ich bin nicht nur Profi an der Konsole, ich kann die Leute auch sehr gut unterhalten. Das schaffen nur eine Handvoll der Leute in Deutschland“, sagt Kayacik und ergänzt: „Zudem habe ich eine sehr persönliche Art, das schätzen die Leute an mir. Wenn jemand etwas in meinen Chat schreibt, dann antworte ich fast immer. Die Interaktion zwischen Zuschauer und Streamer ist bei mir sehr ausgeprägt.“
Dass der 22-Jährige nicht nur ein guter Entertainer ist, sondern auch mit den Besten der Szene mithalten kann, stellte er bei seinem VBL-Debüt für Bayer 04 unter Beweis. Am 5. Spieltag vertrat Furky seinen neuen Klub gegen Wolfsburg zum ersten Mal an der Konsole – ein unerwartet früher Zeitpunkt, wie er verrät: „Ich war eigentlich als Kommentator eingeplant. Dann wurden die anderen krank, und ich wurde sehr spontan nominiert.“ Ähnlich kurios wie seine Vorbereitung verlief seine Premiere im schwarz-roten Trikot. Bereits nach vier Minuten ging Furky in Führung, bevor – ein seltenes Malheur – die Internetverbindung abbrach: „Es war schon okay, dass wir das ganze Spiel wiederholt haben. Mein Gegner hat nicht einmal gesehen, wie das Tor fiel“, ergänzt er lächelnd. Die Verbindung hielt in der Nachholpartie, allerdings blieben auch Tore im zweiten Anlauf aus. Doch der Leverkusener Neuzugang ließ sich von seiner ungewöhnlichen Premiere nicht beirren und behielt im zweiten Anlauf die Nerven. Am selben Abend gewann er das Einzel an der PlayStation 2:1 gegen den Rivalen des FC St. Pauli und verhalf Bayer 04 so zu wichtigen drei Punkten in der virtuellen Bundesliga.
Trotz seines jungen Alters ist Furky ein erfahrener Gamer. Als YouTube- und FIFA-Streamer begann er seine Karriere in der digitalen Welt und verschaffte sich durch unzählige Stunden vor der Kamera einen Namen. „Das ist schon ein äußerst langwieriger Prozess. Den Erfolg muss man sich hart erarbeiten, denn zunächst fängt man vielleicht mit gerade einmal fünf Leuten im Stream an, die muss man dann erstmal halten. Dann werden es vielleicht zehn. Irgendwann kommt der Würfel ins Rollen und es wird dreistellig. Aber das dauert schon einige Jahre“, sagt Kayacik. Seine Präsenz in den sozialen Medien verschaffte ihm erste Engagements im professionellen eSports. Für große Aufmerksamkeit sorgte sein Wechsel zum Team „JBG Gaming“ – übersetzt „Jung, brutal, gutaussehend“. Das eSports-Team gehört den Rappern Farid Bang und Kollegah und verhalf ihm zu großer Popularität – nicht nur im Internet: „Es passiert häufig, dass ich in großen Städten wie Frankfurt oder München erkannt werde. In Kassel ist das sehr oft der Fall, weil die Stadt nicht so groß ist, und ich dort herkomme. Auch in Leverkusen werde ich an Spieltagen immer öfter erkannt. Vom Parkplatz bis zum Stadion-Eingang brauche ich dann schon mal 20 Minuten.“
Immer mehr Zeit nimmt in den vergangenen Jahren auch der Job des 22-Jährigen ein, der bei weitem nicht nur aus dem klassischen „Daddeln“ vor dem Bildschirm besteht. Kayacik plant seine Video-Inhalte wochenlang im Voraus, hat zahlreiche Sponsoren-Termine und vertritt Bayer 04 bei Events. Viele Stunden verbringt er deshalb in seinem Auto, hinzu kommen Streams von bis zu zehn Stunden: „Danach habe ich aber ziemliche Kopfschmerzen und muss dringend schlafen“, ergänzt Furky lächelnd. Unterstützt wird er im stressigen Alltag von seiner großen Familie – seine Eltern, Geschwister und zahlreiche Cousins und Cousinen schauen ihm per Livestream zudem regelmäßig bei der Arbeit zu. Die Familie erinnert Furkan auch immer wieder daran, wie weit er es bereits gebracht hat: „Es fühlt sich ehrlich gesagt etwas komisch an – immer noch. Als ich im Stadion auf einmal in der Mixed Zone stand, kam es mir schon etwas surreal vor. Früher wollte ich immer Fußballprofi werden, jetzt spiele ich als eSportler in der Bundesliga.“
Das Porträt ist dem Werkself Magazin #34 entnommen, das im Januar 2022 erschienen ist. HIER geht's zum kostenlosen Online-Blätterkatalog.