Gegner-Check: „Wir müssen das beste Spiel der Saison zeigen“

Zum achten Mal steht der 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokalfinale. Der letzte Titelgewinn liegt bereits 28 Jahre zurück. Am Samstag, 25. Mai (Anstoß: 20 Uhr), werden die Pfälzer, die in der 2. Bundesliga lange um den Klassenerhalt kämpfen mussten, als Außenseiter in das Duell mit der Werkself gehen. Eine Rolle, in der sie sich durchaus wohlfühlen. Der Gegner-Check.
crop_imago1043379625h.jpg

Position

Am Ende feierten die Fans am Betzenberg vor allem Friedhelm Funkel. Und der war sichtlich gerührt. Als Spieler hatte der gebürtige Neusser Anfang der 1980er-Jahre selbst für die Roten Teufel gespielt. Als Trainer gelang ihm mit den lange Zeit abstiegsbedrohten Pfälzern vor zwei Wochen der Klassenerhalt. Trotz einer 1:3-Niederlage bei Hertha BSC am vorletzten Spieltag war der FCK gerettet, weil die direkten Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden und der FC Hansa Rostock ihre Spiele ebenfalls verloren hatten. Mit dem 5:0 gegen Eintracht Braunschweig am vergangenen Sonntag gelang dem 70-Jährigen in seinem letzten Heimspiel am Betzenberg ein würdiger und sehr emotionaler Abschied. Denn nach dieser Saison trennen sich die Wege von Friedhelm Funkel und dem 1. FC Kaiserslautern wieder. Das Pokalfinale gegen die Werkself wird sein letztes Spiel an der Seitenlinie der Lauterer.

Funkel ist in dieser Saison bereits der dritte Trainer beim Traditionsklub. Dabei hatte der FCK unter Coach Dirk Schuster einen guten Start hingelegt, stand in der Tabelle nach neun Spieltagen auf Platz drei. Dann leitete die spektakuläre 3:4-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf, wo die Lauterer eine 3:0-Führung verspielt hatten, den Absturz ein. Schuster wurde Anfang Dezember nach vier Niederlagen in Folge von Dimitrios Grammozis abgelöst. Auch der konnte den Negativtrend aber nicht stoppen und wurde nach nur acht Spielen – die Mannschaft war inzwischen auf Rang 16 abgerutscht – durch Friedhelm Funkel ersetzt. „Er hat in einer stürmischen Zeit das Ruder übernommen und seine Aufgaben hier überragend erfüllt“, sagt FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen über den erfahrenen Coach. „Er hat eine unglaubliche Ruhe in den Verein gebracht, die extrem wichtig für das Erreichen unserer Ziele war.“ Am Ende reichte es für einen 13. Platz in der Abschlusstabelle.

Sehr viel erfolgreicher als in der Liga lief es für Kaiserslautern im DFB-Pokal. Dort schalteten die Pfälzer nach dem Auftaktsieg beim Oberligisten FC Rot-Weiß Koblenz (5:0) in der 2. Runde den 1. FC Köln aus (3:2). Anschließend setzten sie sich gegen die Liga-Konkurrenten 1. FC Nürnberg (2:0) und Hertha BSC (3:1) durch. Im Halbfinale schließlich beendeten die Lauterer den Höhenflug des Drittligisten 1. FC Saarbrücken (2:0), der zuvor den FC Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Nun steht der FCK zum achten Mal in seiner Vereinsgeschichte im Finale des DFB-Pokals, den er bislang zweimal gewinnen konnte (1990 und 1996).

Personal

Ein bisschen hatten sie beim FCK um den Einsatz von Almamy Toure im Pokalfinale gebangt. Doch die Rote Karte, die der Abwehrspieler beim 5:0 gegen Braunschweig nach einer Tätlichkeit gesehen hatte, bleibt ohne Auswirkungen auf das Endspiel in Berlin. Toure wurde vom DFB-Sportgericht für drei Meisterschaftsspiele gesperrt. Der 28-jährige Malier und ehemalige Frankfurter, der seit November vergangenen Jahres für die Lauterer spielt, wird also gegen die Werkself dabei sein können. Am Betzenberg ist Toure eine feste Größe, war in den vergangenen drei Pokalspielen der Roten Teufel in der Startformation und beim 2:0-Erfolg im Halbfinale gegen Saarbrücken mit einem Tor und einem Assist der Spieler des Spiels.

Verzichten muss Funkel im Finale auf Verteidiger Hendrick Zuck und Mittelfeldspieler Julian Niehues (beide Kreuzbandriss). Fraglich ist der Einsatz von Torjäger Ragnar Ache, der gegen Braunschweig wegen Problemen an der Achillessehne geschont wurde. Auch bei Außenstürmer Ben Zolinski bleibt abzuwarten, ob er nach seiner Bänderdehnung im Knie rechtzeitig fit wird. Innenverteidiger Jan Elvedi, der im letzten Ligaspiel aufgrund von muskulären Problemen in der Wade passen musste, kann gegen Bayer 04 aller Voraussicht nach wieder spielen. Auch der zuletzt gelbgesperrte Kapitän Jean Zimmer wird wieder an Bord sein.

Weitere Leistungsträger im Team sind Torhüter Julian Krahl, die Verteidiger Boris Tomiak, Kevin Kraus und Tymoteusz Puchacz sowie die Mittelfeldspieler Marlon Ritter, Kenny Prince Redondo und der im vergangenen Winter von Banik Ostrau in die Pfalz gewechselte Filip Kaloc. Der Tscheche habe „einen großen Anteil daran, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben“, lobt Geschäftsführer Thomas Hengen.

Prunkstück

Mit 59 Toren hat der FCK nur drei Treffer weniger erzielt als der Zweitliga-Meister FC St. Pauli (62). Erstaunlich für eine Mannschaft, die am Ende nur Tabellen-13. wurde und knapp dem Abstieg in die 3. Liga entging. Die torgefährlichsten Spieler im Team sind Stürmer Ragnar Ache (16 Treffer, 1 Assist) und der offensive Mittelfeldmann Marlon Ritter (10/5). Letzterer stellte seine große Klasse mit drei Treffern beim 5:0 gegen Eintracht Braunschweig einmal mehr unter Beweis. Auch im DFB-Pokal netzte der 29-Jährige zweimal ein. Und auch in diesem Wettbewerb zeigten sich die Roten Teufel torhungrig, trafen in fünf Spielen 15-mal. Unter Funkel hat der 1. FC Kaiserslautern auch seine zwischenzeitlich scheinbar verloren gegangene „Betze-Mentalität“ wiedergefunden: Einsatz, Wille, Kampfgeist, eine starke Physis und mannschaftliche Geschlossenheit. Das werden die Lauterer auch im Olympiastadion auf den Platz bringen wollen.

Probleme

Hinten drückt der Schuh bei den Pfälzern. Nur der Absteiger und Tabellenletzte VfL Osnabrück hat noch mehr Gegentore (69) kassiert als der 1. FC Kaiserslautern (64.). Die zweitschwächste Defensive der 2. Bundesliga hat sich zuletzt unter Friedhelm Funkel allerdings stabilisiert. Das Spiel zu machen, liegt dem FCK nicht. In puncto Ballbesitz (44 Prozent) und Passquote (78,3) weisen die Lauterer schwache Werte auf.

Prognose

„Mehr Außenseiter war ich noch nie“, sagt Friedhelm Funkel vor seinem dritten Pokalfinale als Trainer. Mit dem MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt hatte er 1998 und 2006 zweimal jeweils gegen den FC Bayern München verloren. Dass er nun zum dritten Mal gegen einen Deutscher Meister spielen muss, „das hätte ich mir auch anders gewünscht“. In Berlin können die Lauterer auf die Unterstützung der großen FCK-Fangemeinde zählen. Die Begeisterung in der Pfalz für ihre Roten Teufel war in der gesamten Saison beeindruckend: Mit einem Zuschauerschnitt von knapp 44.000 hatte der Klub die beste Auslastung seit 13 Jahren. Viele Tausende werden nun auch in Berlin dabei sein. „Wir wollen versuchen, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten, immer wieder auch Chancen zu suchen. Aber ob wir sie bekommen, weiß ich nicht“, sagt Funkel. Was er hingegen mit Blick auf die Werkself schon weiß: „Auch solche Mannschaften haben Tage, die nicht so gut sind. Und dafür musst du als Außenseiter sorgen. Klar ist: Wir müssen das beste Spiel der Saison zeigen.“

Ähnliche News