Fünf Siege, 15 Punkte, 17:6 Tore – der FC Carl Zeiss Jena hat in der Regionalliga Nordost einen Traumstart hingelegt und führt die Tabelle nach den ersten fünf Spieltagen souverän an. Am vergangenen Samstag ließen die Thüringer auch dem Aufsteiger VFC Plauen keine Chance und gewannen die Auswärtspartie 4:1. Einmal mehr war dabei Erik Weinhauer „Man of the Match“. Der 23 Jahre alte Angreifer traf zweimal für die in allen Belangen überlegenen Gäste. Es waren bereits die Saisontore neun und zehn für Weinhauer, der seine Mannschaft zweimal in Führung gebracht hatte. Cemal Sezer und Benjamin Zank schraubten das Ergebnis noch auf 4:1. „Wir wissen das alles einzuschätzen, aber ich bin total stolz auf die Jungs“, sagte Jenas Trainer Henning Bürger nach dem fünften Sieg im fünften Ligaspiel.
Zuvor hatte seine Mannschaft gegen den BFC Dynamo (3:2), Hertha Zehlendorf (6:2), den Greifswalder FC (3:1) und Chemnitzer FC (1:0) gewonnen. Dabei hatte Jena nicht unbedingt zu den Meisterschafts-Favoriten in der Regionalliga Nordost gezählt. Nach zwei zweiten Plätzen in den Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 reichte es in der vergangenen Saison nur zu Rang sieben. Nun dürfte der erfolgreiche Start dem Klub ordentlich Selbstvertrauen für die Saison sowie für die kommende Aufgabe gegen den Deutschen Meister und DFB-Pokal- sowie Supercup-Sieger geben.
Zweimal trafen Jena und Bayer 04 im nationalen Pokal-Wettbewerb bisher aufeinander. Beide Male setzten sich die Leverkusener durch. Das letzte Duell 2012 entschied die Werkself in der ersten Runde mit 4:0 für sich. Simon Rolfes, heutiger Geschäftsführer Sport, brachte die Gäste damals in Jena schon nach drei Minuten in Führung. Karim Bellarabi, Stefan Kießling und Junior Fernandes erzielten die weiteren Treffer. Zwanzig Jahre zuvor hatte Schwarz-Rot im Viertelfinale durch einen Doppelpack von Andreas Thom 2:0 gewonnen und in dieser Saison 1992/93 auch den DFB-Pokal geholt. Auf Seiten der Jenaer spielte damals Bernd „Schnix“ Schneider, der einige Jahre später bei Bayer 04 zum Weltklassespieler reifen sollte.
Der bislang einzige Sieg gegen die Werkself gelang dem FCC 1991 in einem Freundschaftsspiel. Beim 1:0-Erfolg stand noch der heutige Carl-Zeiss-Trainer Henning Bürger in der Startelf der Thüringer. Die Partie schauten damals nur 1.000 Zuschauer. Nun, beim dritten Pokal-Aufeinandertreffen beider Klubs, wird die ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld mit 15.000 Fans bis auf den letzten Platz ausverkauft sein.
Dieser Ausfall schmerzt den FC Carl Zeiss Jena: Elias Löder, in der vergangenen Saison mit 25 Treffern Torschützenkönig in der Regionalliga Nordost und damit auch der beste Viertliga-Torschütze in der zurückliegenden Spielzeit, hat sich vor gut zwei Wochen beim 3:1-Sieg gegen den Greifswalder FC den linken Außenknöchel gebrochen. Der 24-Jährige ist bereits operiert worden und wird seinem Klub mehrere Monate fehlen. „Diese schwere Verletzung trifft uns richtig hart“, sagt Sportdirektor Stefan Böger. „Elias wird uns mit seinen Top-Leistungen der vergangenen Monate natürlich fehlen. Aber noch viel mehr werden wir ihn mit seinem positiven Einfluss in der Kabine vermissen.“
Die personelle Lage ist ohnehin angespannt in Jena, weil in Justin Petermann und Justin Smyla (beide mit Außenband-Verletzungen) sowie Defensiv-Allrounder Maurice Hehne (Kreuzbandriss) und Marcel Hoppe (Adduktoren-OP) weitere Stammkräfte fehlen werden.
Keine leichte Situation für Trainer Henning Bürger, der die Mannschaft erst seit Januar dieses Jahres betreut. Der Chefcoach kennt den Klub allerdings aus dem Effeff. Bürger spielte selbst viele Jahre in der Jugend und später auch in der Lizenzmannschaft des FCC. Der gebürtige Thüringer absolvierte als Mittelfeldspieler 99 Bundesliga-Partien unter anderem für den FC Schalke 04, 1. FC Saarbrücken, FC St. Pauli und Eintracht Frankfurt. Zuletzt war der 54-Jährige als Leiter der Nachwuchsabteilung in Jena aktiv.
Kein Wunder also, dass er als Chefcoach auch auf Talente aus der eigenen Jugend setzt. So zählt in der Innenverteidigung neben Routinier und Neuzugang Sören Reddemann (VfB Lübeck) der 18-jährige Khalid Abu El Haija zu den Stammkräften. Und auf den Außenverteidiger-Positionen war bislang nicht nur Kapitän Nils Butzen, sondern auch Paul Krämer gesetzt, ein 19 Jahre altes Talent aus der Klub-Jugend. Die bisherige Bilanz von Henning Bürger kann sich sehen lassen: Unter ihm verlor Jena in 24 Spielen nur dreimal (15 Siege, sechs Remis). Seit 14 Partien ist das Team saisonübergreifend ungeschlagen.
Neben den verletzungsbedingten Ausfällen dürften den Trainer auch die Probleme in der Defensive beschäftigen. In der vergangenen Saison kassierten die Thüringer 44 Gegentore – und damit doppelt so viele wie in der Spielzeit zuvor. Auch in der aktuellen Saison konnte Jena erst einmal zu Null spielen und musste bereits sechs Treffer hinnehmen, die zum Teil durch grobe individuelle Fehler entstanden.
In der Offensive verfügt der FC Carl Zeiss Jena mit Erik Weinhauer nun über einen weiteren Trumpf, auf dem gerade nach der Verletzung von Elias Löder viele Hoffnungen ruhen. Weinhauer kam in diesem Sommer von Liga-Konkurrent Rot-Weiß Erfurt und traf allein in den ersten fünf Spielen zehnmal. Historisches war dem gebürtigen Quedlinburger dabei am 2. Spieltag gelungen. Beim 6:2-Sieg gegen Hertha Zehlendorf erzielte Weinhauer fünf Tore in Halbzeit eins. Das war in der Regionalliga Nordost zuvor noch keinem Spieler gelungen. „Es war wirklich krass. Heute lief alles. Ich konnte irgendwo hinschießen, der Ball ging immer rein", sagte Weinhauer zu seinem Sahne-Tag.
Auch der bereits in diesem Januar verpflichtete Cemal Sezer erwies sich als Verstärkung für die Offensive, traf bislang in 20 Spielen für Jena schon zwölfmal. Gut in die Saison gestartet sind zudem die beiden Außenstürmer Joel Richter (zwei Tore, zwei Assists) und Kay Seidemann (1/1).
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