Gegner-Check: Mit Respekt und Mut ins Pokal-Derby

Am vergangenen Wochenende setzte sich der 1. FC Köln mit einem 2:1-Sieg bei Eintracht Braunschweig wieder an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Auch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Werkself rechnen sich die defensivstarken Kölner am Mittwoch, 5. Februar (Anstoß: 20.45 Uhr), Chancen aus. Gut möglich, dass in der BayArena schon ihr Stürmer-Neuzugang zum Einsatz kommt. Der Gegner-Check.
Gerhard Struber 1. FC Köln

Position

Es war keine Glanzleistung, eher ein Arbeitssieg. Ein wichtiger allerdings. Denn mit dem 2:1-Erfolg in Braunschweig hat der 1. FC Köln wieder die Tabellenführung in der 2. Bundesliga übernommen. Die Kölner steckten dabei ein frühes Gegentor nach 45 Sekunden gut weg und drehten das Spiel noch in der ersten Halbzeit durch Treffer von Eric Martel (13.) und Damion Downs (30.) zu ihren Gunsten. „Die Reaktion auf das 0:1 hat gezeigt, dass wir reifer und stabiler geworden sind und uns auch durch einen Rückstand nicht aus der Spur bringen lassen“, lobte FC-Coach Gerhard Struber seine Mannschaft. „Man sieht, wie schwer es in dieser Liga ist, immer wieder die Punkte zu holen.“ Am Ende nahm der FC nicht nur die drei Punkte aus Braunschweig mit, sondern auch Selbstvertrauen für das Pokal-Derby am Mittwochabend in der BayArena.

In der 2. Bundesliga haben die Kölner, die in der Vorsaison aus dem Fußball-Oberhaus abgestiegen waren, nach einem mäßigen Start eine positive Entwicklung genommen. Noch am 10. Spieltag lag der Klub nach einer 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn 07 nur auf Rang zwölf – mit acht Punkten Rückstand auf den damaligen Ersten Fortuna Düsseldorf. Dann legte der FC eine Serie hin, gewann acht von den folgenden neun Pflichtspielen (ein Remis) und verlor erst vor zwei Wochen erstmals wieder gegen den Aufstiegs-Konkurrenten Hamburger SV (0:1). Anschließend setzten sich die Kölner zu Hause mit 1:0 gegen die SV 07 Elversberg durch, bevor sie sich nun mit dem hart erkämpften 2:1-Sieg in Braunschweig wieder an die Spitze setzen konnten.

Schwer tat sich der FC auch in der ersten Runde des DFB-Pokals. Beim Drittligisten SV Sandhausen musste er trotz einer 2:0-Führung zur Halbzeit noch in die Verlängerung. In der 116. Minute sicherte schließlich Mathias Olesen den 3:2-Erfolg für den Favoriten. Dem Sieg mit Ach und Krach ließen die Kölner in der 2. Runde vor heimischem Publikum einen 3:0-Erfolg gegen Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel folgen, bei dem Tim Lemperle und Luca Waldschmidt (2) für die Treffer sorgten. Im Achtelfinale wurde es dann wieder dramatisch: Die Rot-Weißen brauchten zu Hause gegen Hertha BSC erneut die Verlängerung, in der Dejan Ljubicic in der ersten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter zum 2:1 traf und damit das Ticket fürs Viertelfinale löste.

Personal

Noch kurz vor Schließung des Winter-Transferfensters gaben die Kölner am Montagmittag die Verpflichtung eines neuen Mittelstürmers bekannt: Imad Rondic kommt vom polnischen Erstligisten Widzew Lodz und unterschrieb einen Vertrag bis 2029 beim FC. Der 25 Jahre alte Angreifer aus Bosnien und Herzegowina würde grundsätzlich schon in der BayArena zur Verfügung stehen, war aber in den vergangenen Tagen krank. „Wir müssen sehen, ob es für Mittwoch reicht“, gab sich Gerhard Struber zurückhaltend. Von den Fähigkeiten seines Neuzugangs ist der FC-Coach jedenfalls absolut überzeugt: „Imad ist ein Mittelstürmer, der speziell in der Box seine großen Stärken hat. Er bringt ein paar Facetten mit, die uns unberechenbarer machen.“

Verzichten muss Struber in Leverkusen auf Stürmer Tim Lemperle. Der 22-Jährige fehlt wie schon gegen Braunschweig wegen einer Muskelverletzung. Lemperle ist mit acht Treffern gemeinsam mit Damian Downs erfolgreichster Torschütze der Kölner. Sollte Neuzugang Rondic am Mittwoch noch nicht spielen können, stünden neben Downs im Angriff Linton Maina oder Steffen Tigges bereit.

Fehlen werden dem FC gegen die Werkself neben Lemperle auch weiterhin die Abwehrspieler Luca Kilian (Kreuzbandriss) und Julian Pauli, der sich im Dezember beim 2:1 im Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC eine Gehirnerschütterung samt Schleudertrauma zugezogen hatte. Zudem stehen die Langzeitverletzten Jacob Christensen (Reha nach Kreuzbandriss) und Mark Uth (Muskelverletzung in der Wade) nicht zur Verfügung. Fraglich ist noch, ob Florian Kainz spielen kann. Der 32 Jahre alte Mittelfeld-Routinier war gegen Braunschweig nach einem Zweikampf unglücklich auf den Kopf gefallen und musste in der 41. Minute ausgewechselt werden. „Für Kainzi wird es eng bis Mittwoch, aber wir versuchen alles“, sagte Struber im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Pokal-Duell. Sollte Kainz nicht rechtzeitig fit werden, könnte Luca Waldschmidt seine Position als Zehner übernehmen.

In der Defensive dürfte der Österreicher auf die bewährten Kräfte setzen. Vor Torhüter Marvin Schwäbe sind Kapitän Timo Hübers und Dominique Heintz gesetzt. Winter-Neuzugang Joel Schmied (FC Sion/Schweiz) spielte zuletzt zweimal in Folge im Zentrum der Dreierkette. Auch Jusuf Gazibegovic, ebenfalls erst seit diesem Januar beim FC, stand seit seinem Wechsel von Sturm Graz aus Österreich immer als rechter Schienenspieler in der Startelf. Auf der linken Seite könnten entweder Leart Pacarada oder Max Finkgräfe auflaufen. Im zentralen Mittelfeld zählen Eric Martel, Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic zu den Stammkräften.

Probleme

Glanzvolle Siege feierte der FC in dieser Saison bisher selten. Durchweg überzeugende Auftritte wie das 5:0 gegen Braunschweig in der Hinrunde, der 3:1-Erfolg beim FC Schalke 04 oder das 3:1 zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg waren eher die Ausnahme. Im Spielaufbau tun sich die Kölner zuweilen schwer. So zuletzt auch in Braunschweig, vor allem in der zweiten Hälfte. „Wir waren am Ball nicht so gut, haben die Bälle relativ schnell nach vorne geschlagen. Da hatten wir arge Probleme“, fand Steffen Tigges. Kein Wunder, dass der Tabellenführer der 2. Bundesliga mit 35 Toren nicht gerade die offensivstärkste Mannschaft im Tableau ist. Gleich sieben andere Klubs haben mehr Treffer erzielt. Die Geißböcke wissen um ihre aktuellen Schwächen im Spiel mit dem Ball. Auf der anderen Seite sind sie mit ihrem Minimalismus in dieser Saison bislang erfolgreich. Die Ergebnisse stimmen, spielerisch jedoch läuft noch nicht alles nach Wunsch.

Prunkstück

Zehn der vergangenen zwölf Pflichtspiele gewann das Struber-Team, sechsmal davon lautete das Ergebnis 1:0, zweimal 2:1. Nur sechs Gegentore mussten die Kölner in diesen zwölf Partien hinnehmen. Das spricht zum einen für eine stabile Abwehr, zum anderen für eine Siegermentalität und die Fähigkeit, auch enge Spiele für sich zu entscheiden. In der 2. Bundesliga stellt der FC mit insgesamt 25 Gegentoren nach 20 Spielen inzwischen die zweitbeste Defensive nach Hannover 96 (21). „Man sieht eine gute Tendenz in den letzten Wochen“, sagt Thomas Kessler, Bereichsleiter Lizenzfußball beim 1. FC Köln. „Wir stehen nicht ganz zu Unrecht an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga.“ Auch in Leverkusen wollen die Kölner ihre Stärken auf den Platz bringen. „Wir sind zwar zum ersten Mal in dieser Saison krasser Außenseiter, aber wir gehen voller Vorfreude in dieses Spiel gegen eines der besten Teams in Europa“, sagt Gerhard Struber. „Wir können frei von der Leber weg spielen, brauchen eine gute Aggressivität und wollen nicht nur gut wegverteidigen, sondern auch mutig sein, unser Tempo einbringen, um Konter und Umschaltmomente zu nutzen. Wir haben nichts zu verlieren.“

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