Gegner-Check: Die Erfolgsgeschichte geht weiter

Elversberg? Da war doch was. Vor zwei Jahren sorgte der damalige Drittliga-Aufsteiger in der 1. Runde des DFB-Pokals für eine Sensation gegen die Werkself. Nun treten die Saarländer am Dienstag, 29. Oktober (Anstoß: 18 Uhr), in der 2. Runde des Wettbewerbs erneut gegen Schwarz-Rot an – dieses Mal aber als Zweitligist und nicht zu Hause, sondern in der BayArena. Der Gegner-Check.
SV 07 Elversberg

Position

Das war schon wieder so ein Statement: Mit einem vor allem in der zweiten Hälfte richtig starken Auftritt und einem 4:2-Sieg gegen den zuvor in sechs Spielen ungeschlagenen Hamburger SV sorgte die SV 07 Elversberg am 10. Spieltag der 2. Bundesliga für Euphorie in der heimischen Ursapharm-Arena. Während die Hamburger durch die Niederlage den Sprung an die Tabellenspitze verpassten, rückte die SVE auf den siebten Platz vor – nur drei Zähler entfernt von einem direkten Aufstiegsrang.

Zehn Punkte aus den vergangenen vier Spielen – die Saarländer präsentieren sich seit Wochen in beeindruckender Form. Gegen den HSV geriet das Team von Trainer Horst Steffen zwar bereits nach sechs Minuten in Rückstand. Den Schock darüber schüttelten die Gastgeber jedoch schnell ab. Kurz vor der Pause traf Fisnik Asllani aus der Distanz zum Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel spielte „die Elv“ den HSV dann sogar phasenweise an die Wand. Erneut Asllani (53.) und zehn Minuten später Luca Schnellbacher erhöhten auf 3:1 für die Saarländer. Die Norddeutschen kamen zwar noch einmal auf 2:3 heran. Aber in der sechsten Minute der Nachspielzeit machte Robin Fellhauer gegen inzwischen dezimierte Hamburger – Meffert hatte Gelb-Rot gesehen – mit einem Traumtor den Deckel drauf. Wie in der Vorwoche beim 1:1 in Münster zirkelte der SVE-Kapitän den Ball aus 18 Metern ins Netz. Und die Fans der SVE verwandelten das Stadion an der Kaiserlinde in ein Tollhaus.

Binnen vier Wochen hat sich Elversberg nach Siegen bei Hertha BSC (4:1) und gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:0) sowie dem Remis in Münster und dem Erfolg gegen Hamburg von Platz zwölf ins obere Tabellendrittel vorgearbeitet. Der Klub aus der 13.000-Einwohner-Gemeinde hat in den vergangenen drei Jahren ohnehin eine atemberaubende Entwicklung genommen. Erst in der Saison 2021/22 war Elversberg aus der Regionalliga Südwest in die 3. Liga aufgestiegen. Als Neuling dort schlug die SVE am 30. Juli 2022 – wir erinnern uns ungern – Bayer 04 in der 1. Runde des DFB-Pokals mit 4:3. In derselben Saison holten sich die Saarländer gleich die Meisterschaft und schafften damit den Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Ihre erste Spielzeit dort schlossen sie 2023/24 auf Platz elf ab – ein weiterer Riesenerfolg für den Klub. In der aktuellen Saison sind die Saarländer auf dem besten Weg, ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Auch die erste Hürde im DFB-Pokal haben sie mit Bravour genommen: Das 7:0 beim Oberligisten VfV 06 Hildesheim war der höchste Sieg in der diesjährigen 1. Runde des Wettbewerbs.

Personal

Am 29. Oktober 2018 übernahm Horst Steffen den Trainerposten bei der SV 07 Elversberg. Auf den Tag genau sechs Jahre später steht er nun zum zweiten Mal mit seinem Team der Werkself im DFB-Pokal gegenüber. Der 55 Jahre alte ehemalige Bundesliga-Profi (KFC Uerdingen, Borussia Mönchengladbach, MSV Duisburg) stand bislang in 230 Pflichtspielen als Coach für die SVE an der Seitenlinie. Gemeinsam mit Sportvorstand Nils-Ole Book setzt Steffen in der Kaderplanung auf Kontinuität. Personelle Veränderungen werden von Jahr zu Jahr nur punktuell vorgenommen. „Dass der Kern der Mannschaft jeweils gleich geblieben ist, ist enorm wichtig“, sagt Steffen. „Die Jungs haben über die Jahre großes Vertrauen zueinander aufgebaut und gemeinsam unsere Spielweise entwickelt.“ Neun Spieler aus dem Team, das vor zwei Jahren gegen die Werkself gewann, stehen heute noch im Kader der Elversberger. Darunter Leistungsträger wie Torhüter Nicolas Kristof, Kapitän Robin Fellhauer, die Verteidiger Maurice Neubauer und Lukas Pinckert, Mittelfeldspieler Carlo Sickinger sowie die Offensivkräfte Manuel Feil und Luca Schnellbacher.

Von den Stammkräften aus der vergangenen Saison sind lediglich der ehemalige Kapitän Kevin Conrad (Karriere beendet) sowie Paul Wanner (1. FC Heidenheim 1846), Jannik Rochelt (Hannover 96) und Hugo Vandermersch (SM Caen/Frankreich) nicht mehr dabei.

Bei den Zugängen setzte die SVE wie in den vergangenen Jahren zum einen auf junge entwicklungsfähige Spieler. Stürmer Fisnik Asllani (22, ausgeliehen von der TSG Hoffenheim) hat sich gleich zum erfolgreichsten Torschützen (bislang sechs Treffer) und zum besten Scorer (neun Punkte) aufgeschwungen. Ebenfalls auf Leihbasis von Hoffenheim kam Außenspieler Muhammed Damar (20). Elias Baum (19, ausgeliehen von Eintracht Frankfurt) war bislang in allen elf Pflichtspielen als rechter Verteidiger gesetzt. Lukas Petkov (23, FC Augsburg) hat sich im offensiven Mittelfeld schnell zum Stammspieler entwickelt. Zum anderen wurde der Kader aber auch mit einigen erfahrenen Profis wie den beiden 29-jährigen Maximilian Rohr und Florian Le Joncour verstärkt. Letzterer fehlt aber seit dem 4. Spieltag wegen einer schweren Ellenbogenverletzung. Ausfallen werden zudem die Abwehrspieler Frederik Jäkel (Reha nach Kreuzbandriss) und Patryk Dragon (Knieverletzung) sowie Mittelfeldakteur Semih Sahin (Wadenverletzung).

Probleme

In der Vorsaison offenbarten die Elversberger in der Defensive noch einige Schwächen. Die Saarländer kassierten 63 Gegentore – und stellten damit die viertschwächste Abwehr der 2. Bundesliga. Insbesondere bei Standards der Gegner sah die SVE oft nicht gut aus. Doch die Gegentorflut wurde in dieser Saison erfolgreich eingedämmt. Mehr noch: Aus der Schwäche ist eine Stärke geworden. In der laufenden Spielzeit musste das Steffen-Team in zehn Partien erst zwölf Gegentore hinnehmen. Das ist der drittbeste Wert nach Hannover 96 (6) und Fortuna Düsseldorf (11).

Prunkstück

Hohes Pressing, Ausdauer, Laufbereitschaft, Sprintfähigkeit: Die SV 07 Elversberg hat viele Trümpfe, die sie wie zuletzt gegen den Hamburger SV auch eindrucksvoll ausspielt. Trainer Horst Steffen setzt auf einen sehr offensiven Spielstil. Mit 19 Toren erzielten die Saarländer die fünftmeisten in der 2. Bundesliga. Da sie nun auch defensiv viel stabiler agieren als noch in der Vorsaison, scheint nun die richtige Balance gefunden. Weil „die Elv“ zudem ein über Jahre eingespieltes Team ist, sind viele Laufwege und Spielzüge automatisiert. In der Viererkette lässt Steffen seit sechs Spielen immer dieselbe Formation beginnen (Neubauer, Rohr, Pinckert und Baum). Und vorne zählen Schnellbacher (fünf Treffer) und Asllani (sechs Treffer) zu den torgefährlichsten Stürmerduos der 2. Liga.

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