Gegner-Check: Der Traum vom nächsten Coup

Mit dem 3:1-Sieg beim SC Freiburg hat der Zweitligist SC Paderborn 07 für eine der größten Überraschungen in der 2. Runde des DFB-Pokals gesorgt. Nun wollen die Ostwestfalen am Nikolausabend, 6. Dezember (Anstoß: 18 Uhr/Stadionöffnung: 16.30 Uhr), auch der Werkself einen heißen Pokal-Fight in der BayArena liefern. Der Gegner-Check.
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Position

Es ist eine wechselhafte Saison bisher für den SC Paderborn 07. Einem holprigen Start folgte nach dem fünften Spieltag eine kleine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage. Die Ostwestfalen lagen nach dem 12. Spieltag und einem 3:0-Sieg in Karlsruhe nur drei Punkte hinter Platz drei. Dann aber folgten zwei Niederlagen zu Hause gegen Nürnberg (1:3) und bei Aufsteiger Elversberg (1:4). Vor allem der Auftritt seiner Mannschaft im Saarland hatte Trainer Lukas Kwasniok mächtig geärgert. „Das waren nach der Pause 15 erbärmliche und fast schon peinliche Minuten“, kommentierte der Coach die Phase, in der sein Team drei Tore innerhalb von zehn Minuten kassierte. Nach der sechsten Saison-Niederlage war Paderborn auf Rang zwölf abgerutscht und stand am vergangenen Sonntag im Heimspiel gegen Hannover 96 unter Druck. Der SCP 07 ging mit der jüngsten Zweitliga-Startelf seiner Geschichte in diese Partie – der Altersdurchschnitt betrug 23,1 Jahre – und gewann 1:0. „Wir wollten Energie, Leidenschaft und Herzblut auf den Platz bringen. Das haben wir geschafft und gut umgesetzt“, sagte Kwasniok im Anschluss. Mit dem knappen Erfolg machte Paderborn in der Tabelle zwei Plätze gut, steht nun auf Rang zehn.

Im DFB-Pokal lief es bislang prächtig für die Ostwestfalen. Einem 7:0-Sieg beim Regionalligisten Energie Cottbus ließen sie in der 2. Runde einen echten Paukenschlag folgen und warfen den SC Freiburg, Halbfinalist der Vorsaison, aus dem Wettbewerb. 3:1 gewann Paderborn im Breisgau. Doppelpacker Filip Bilbija und ein herrlicher Freistoß-Treffer von Florent Muslija sorgten für den großen Coup.

Personal

Erst Ende November hat der SC Paderborn den Vertrag mit seinem Trainer Lukas Kwasniok verlängert. Der 42-Jährige ist seit Sommer 2021 als Nachfolger von Steffen Baumgart bei den Ostwestfalen. „Lukas hat über eine lange Zeit in Paderborn bewiesen, dass er und das Trainerteam Spieler auf ein höheres Niveau bringen sowie junge Talente auch aus unserem eigenen Nachwuchs entwickeln und besser machen können“, sagte SCP-Geschäftsführer Sport Benjamin Weber. „Die Konstanz auf dieser wichtigen Position ist auch ein starkes Signal an unsere Spieler.“

Ein starkes Signal war auch die Startformation vor dem jüngsten 1:0-Sieg gegen Hannover. Auf gleich sieben Positionen hatte Kwasniok seine Mannschaft im Vergleich zum 1:4 gegen Elversberg verändert. Torhüter Pelle Boevink, der schon beim 3:1-Pokalsieg in Freiburg zum Einsatz gekommen war, stand erstmals in einem Zweitligaspiel zwischen den Pfosten. Stürmer Moritz Flotho gab sein Profi-Debüt. Zudem rückten Maximilian Rohr und Laurin Curda neu in die Dreier-Abwehrkette, im Mittelfeld durfte Mattes Hansen von Beginn an ran. Und auch in der Offensive liefen neben Flotho in Florent Muslija und Ilyas Ansah zwei frische Kräfte auf. Des Trainers Mut wurde belohnt.

Nicht den gewünschten Erfolg brachte hingegen die Verpflichtung von Max Kruse, die im vergangenen Juni für Schlagzeilen gesorgt hatte. Nach sieben Monaten Vereinslosigkeit wollte der 35 Jahre alte ehemalige Nationalspieler mit Paderborn noch einmal „oben angreifen“. Doch nach nur fünf Spielen für die Ostwestfalen unterzeichnete Kruse Ende November in „gutem gegenseitigen Einvernehmen“ seine Vertragsauflösung.

Prunkstück

Lukas Kwasniok bevorzugt Offensivfußball. In der vergangenen Saison erzielte der SCP 07 in der 2. Bundesliga mit 68 Toren die zweitmeisten Treffer nach dem Hamburger SV (70). Bester Scorer war Florent Muslija (zehn Tore, zehn Assists). Der Kosovare ist mit sieben Treffern und zwei Assists auch in dieser Saison der gefährlichste Offensivspieler des Klubs. Beim 3:1-Erfolg in Freiburg war Standardspezialist Muslija einmal mehr Man of the Match. Kämpferisch überzeugt die Mannschaft bei jedem Spiel und zählt konditionell zu den stärksten Zweitliga-Teams.

Probleme

Der 1:0-Sieg gegen Hannover 96 war für den SC Paderborn erst das zweite Saisonspiel, in dem die Null stand. 27 Gegentreffer nach 15 Spieltagen: Hinten hat der SCP noch nicht die Stabilität der Vorsaison, in der die Ostwestfalen zu den defensivstärksten Teams der 2. Bundesliga zählten und in 34 Spielen nur 44 Gegentore kassiert hatten. Nach dem Erfolg gegen Hannover sagte Paderborns Abwehrspieler Maximilian Rohr: „Wir haben wieder erlebt, dass wir in dieser Saison um jeden Punkt hart kämpfen müssen.“ Auch im Spielaufbau tat sich die Mannschaft gegen die Niedersachsen selbst in Überzahl lange schwer. „Wir waren mit dem Ball zu langsam, spielerisch blieben viele Wünsche offen“, analysierte Rohr. Mittelfeldspieler Robert Leipertz, in der vergangenen Saison mit elf Treffern erfolgreichster Torschütze der Paderborner, konnte in dieser Spielzeit auch verletzungsbedingt noch nicht an seine alte Form anknüpfen. Und nicht zuletzt aufgrund des Weggangs von Stürmer Marvin Pieringer (zum 1. FC Heidenheim), der in der Vorsaison zehn Tore erzielt hatte, fehlt den Paderbornern aktuell vorne noch die gewohnte Durchschlagskraft.

Prognose

Man darf gespannt sein, ob Trainer Lukas Kwasniok am Mittwochabend in der BayArena wieder rotieren wird. Oder ob er weitestgehend der jungen Mannschaft vertraut, die ihre Sache zuletzt gegen Hannover gut gemacht hat. Dass die Ostwestfalen im Pokal auswärts immer für einen Coup gut sind, haben sie mit dem Erfolg beim SC Freiburg in der 2. Runde eindrucksvoll bewiesen. Die Werkself ist gewarnt.

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