„Jeder Spieler träumt davon, im Wettkampf im Finale zu stehen“, schwärmte Mittelfeldmann Demirbay, der eine herausragende Leistung geboten hatte. „Es war ein Halbfinale, da spielt es keine Rolle, ob man gegen einen Viertligisten oder Bundesligisten spielt. Es ging nur darum, ins Finale zu kommen. Ich bin stolz auf die Mannschaft und überglücklich.“
Dabei waren die Umstände für Bayer 04 mehr als ungewöhnlich: Samstag noch die Bayern, am Dienstag schon in Völklingen - durchaus eine Umstellung für die Werkself. Und so nahm auch Werkself-Coach Peter Bosz fünf Umstellungen in seiner Startelf vor: Für Aleksandar Dragovic, Nadiem Amiri, Julian Baumgartlinger, Karim Bellarabi und Leon Bailey spielten Wendell, Mitchell Weiser, Kerem Demirbay, Paulinho und Florian Wirtz. Damit einher ging auch ein Systemwechsel auf 4-2-3-1. Auf Kai Havertz musste die Werkself erneut verzichten, die Kapitänsbinde ging in dieser wichtigen Partie an Charles Aránguiz.
Auch mit Zuschauern wäre die Atmosphäre im Saarbrücker Ausweich-Stadion in Völklingen eine besondere gewesen, aber die gegebenen Umstände erzeugten ein für ein Pokal-Halbfinale enorm spezielles Flair - eines, mit der auch die Werkself erstmal fertig werden musste. Doch Bayer 04 fremdelte von Beginn an keineswegs mit den Bedingungen und drängte den Gegner aus dem Saarland weit an dessen Strafraum. Einen ersten Warnschuss gab Kerem Demirbay ab, die Kugel wurde jedoch noch entscheidend abgefälscht (6.). Welchen Plan die Hausherren verfolgen würden, war schnell klar: Enorm tief und diszipliniert stehen, aber eben auch jede Möglichkeit zum Kontern nutzen. Auf diese Weise zeigte sich Saarbrücken in den Anfangsminuten auch gelegentlich in der Werkself-Offensive, Edmond Tapsoba handelte sich bei einem der Gegenstöße früh eine Gelbe Karte ein.
Doch Bayer 04 ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und kam mit Maßarbeit zur frühen Führung: Kerem Demirbay chippte den Ball aus dem Mittelfeld mit ganz viel Gefühl in den Strafraum - und dort hatte Moussa Diaby seinen Laufweg absolut perfekt abgestimmt: Im richtigen Moment startete der Franzose in die Lücke durch und schob den Ball dann technisch anspruchsvoll mit dem ersten Kontakt durch die Beine von Saarbrückens Keeper Batz (11.).
Und Bayer 04 blieb auf dem Gaspedal: Nach einem schönen Dribbling von Florian Wirtz bot sich Charles Aránguiz die große Möglichkeit auf das zweite Tor, Batz parierte klasse (17.). Wenig später stand es dann aber doch 2:0: Nach einer scharfen Flanke von Kerem Demirbay behinderten sich Batz und Kapitän Zeitz - und Nutznießer war Lucas Alario. Der Argentinier nahm den Ball volley und drosch ihn humorlos in die Maschen - so macht das ein Mittelstürmer (19.).
Dieser frühe Doppelschlag änderte wenig am Spielgeschehen. Die Werkself machte enorm fokussiert weiter, ließ den Ball sicher laufen und Saarbrücken kaum in die Zweikämpfe kommen. Immer wieder kurbelte Kerem Demirbay das Spiel mit klugen Spielverlagerungen an, der Mittelfeldregisseur tat sich darüber hinaus sogar als Kopfballspieler hervor: Erst nickte er eine Flanke links vorbei (31.), kurze Zeit später scheiterte er ebenfalls per Kopf an Batz (35.). Zuvor hatte bereits Paulinho in eine aussichtsreiche Schussposition gekommen, aus der Drehung aber links vorbei geschossen (28.). Einen weiteren Abschluss des Brasilianers sicherte sich Batz (34.).
Definitiv einen Treffer verdient gehabt hätte die dritte Möglichkeit für Paulinho: Nach einem schnellen One-Touch-Angriff über Florian Wirtz, Sven Bender und Lucas Alario kam der Ball zum jungen Offensivmann, der die Kugel halbrechts im Strafraum knapp links vorbeilegte (38.). Paulinho blieb jedoch ein ständiger Unruheherd, nach einem weiteren schönen Demirbay-Pass brachte er den Ball aber nicht an Batz vorbei (39.). Defensiv agierte die Werkself indes äußerst souverän, Sven Bender & Co. unterbrachen die gelegentlichen Angriffsbemühungen des designierten Drittligisten enorm konzentriert, ehe es gefährlich werden konnte. Saarbrücken kam im ersten Durchgang zu keiner echten Abschlussaktion, die Halbzeitführung für die drückend überlegene Bosz-Elf war hochverdient.
Zur Pause nahm der Werkself-Coach zwei Wechsel vor: Für den vorbelasteten Edmond Tapsoba rückte Jonathan Tah in die Innenverteidigung, außerdem kam Karim Bellarabi für Florian Wirtz. Auf dem Platz kam dann erstmals auch Saarbrücken: Eine Direktabnahme des allerdings deutlich im Abseits stehenden Jacobs war aber kein großes Problem für Lukas Hradecky (47.). Im direkten Gegenzug meldete sich dann auch Karim Bellarabi an, jagte den Ball volley aber über den Saarbrücker Kasten (48.). Und Bayer 04 blieb weiter gefährlich, nach einem Kuddelmuddel im Strafraum wurde ein Schuss von Lucas Alario geblockt (54.). Allerdings wurde auch Saarbrücken nun deutlich aktiver, stand höher und kam zu Abschlüssen, Mitchell Weiser stand bei einem gefährlichen Schuss von Barylla aber goldrichtig (56.).
Doch in die bislang beste Phase der Gastgeber hinein schlug die Werkself zum dritten Mal zu: Eigentlich war Moussa Diaby mit einem seiner zahlreichen Tempo-Dribblings an der FCS-Abwehr hängen geblieben, doch Kerem Demirbay setzte klasse nach, hob den Ball herrlich über den grätschenden Schorch und hatte dann den Kopf oben: Von der Grundlinie legte die Nummer zehn der Werkself zurück in den Rückraum zu Karim Bellarabi - und der Joker donnerte den Ball genau unter die Latte (58.). Ein klasse Abschluss - aber auch eine zum wiederholten Mal an diesem Tag überragende Vorarbeit von Kerem Demirbay.
Der Saarbrücker Widerstand war daraufhin gebrochen und Peter Bosz griff zu weiteren Wechseln: Kevin Volland (für Moussa Diaby) kam zu seinem zweiten Einsatz nach seiner Verletzung, Aleksandar Dragovic ersetzte Sven Bender (62.), kurze Zeit später kam Exequiel Palacios für Charles Aránguiz in die Partie (70.). Mit der hohen Führung im Rücken ließ Bayer 04 auch Saarbrücken noch etwas Platz für Angriffe und die Gastgeber kamen noch zu einer vorzeigbaren Möglichkeit durch Golley (69.).
Tonangebend und deutlich gefährlicher blieb aber die nach wie vor spielfreudige Werkself. Nach einer blitzschnellen Kombination bediente Kevin Volland den mitgelaufenen Paulinho, doch dessen Abschluss flog über den Balken (72.). Dem Brasilianer, der enorm auffällig aber eben ungekrönt agierte, blieb das Pech im Abschluss treu: Nach einem weiteren klasse Angriff über Volland scheiterte er am glänzend reagierenden Batz (77.), kurze Zeit später setzte er einen Schuss vom Strafraumeck knapp am Winkel vorbei (79.). Es ehrte Paulinho, dass er bei einer weiteren aussichtsreichen Konterchance dennoch den Ball zum Nebenmann spielte, Karim Bellarabi kam allerdings ebenfalls nicht am gut aufgelegten Batz vorbei (78.).
Kurze Zeit danach musste der Torschütze zum 3:0 den Platz dann angeschlagen schon wieder verlassen - und die Werkself die Partie in Unterzahl beenden, da Peter Bosz bereits dreimal gewechselt hatte. So kam Saarbrücken durch den eingewechselten Mendler noch zu seiner besten Chance (90.+1), insgesamt änderte aber auch die Unterzahl allerdings nichts mehr daran, dass Bayer 04 auch in den Schlussminuten höchst professionell auftrat - bis Schiedsrichter Winkmann mit dem Abpfiff für den großen Jubel im schwarz-roten Lager sorgte. Die Werkself fährt nach Berlin!
Erleichtert und überglücklich streiften sich die Werkself-Profis die Final-Shirts unter, die übrigens ab sofort unter diesem Link auch im Bayer-04-Shop erhältlich sind. Und natürlich stimmte die Mannschaft auch freudetrunken „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ an. Zu Recht, denn das Team hat eine große Leistung vollbracht: Zum vierten Mal nach 1993, 2002 und 2009 steht Bayer 04 im Finale des DFB-Pokals und hat die Chance, erstmals nach 27 Jahren für einen Titel zu sorgen. „Es ist ein Spiel, da geht’s um alles und wir werden Vollgas geben“, schaute Dreifach-Vorbereiter Kerem Demirbay voraus. Gegen wen es beim Endspiel im Berliner Olympiastadion am 4. Juli geht, steht morgen Abend fest: Im zweiten Halbfinale treffen der FC Bayern und Eintracht Frankfurt aufeinander. „Jetzt genießen wir erstmal den Tag und bereiten uns dann auf Schalke vor", resümierte Demirbay - denn in der Liga geht es für die Werkself am kommenden Sonntag (14. Juni, 18 Uhr) mit der Auswärtspartie in Gelsenkirchen weiter.
Die Statistik zum Spiel:
1. FC Saarbrücken: Batz - Jänicke (46. Froese), Schorch (87. Bulic), Zeitz, Uaferra, Barylla - Perdedaj (68. Breitenbach), Zellner, Golley, Müller (68. Mendler) - Jacob (78. Eisele)
Bayer 04: Hradecky – Weiser, Tapsoba (46. Tah), S. Bender (62. Dragovic), Wendell - Aránguiz (70. Palacios), Demirbay - Wirtz (46. Bellarabi), Paulinho, Diaby (62. Volland) - Alario
Tore: 0:1 Diaby (11.), 0:2 Alario (19.), 0:3 Bellarabi (58.)
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)
Gelbe Karte: Tapsoba
Im Achtelfinale des DFB-Pokals treffen die Bayer 04-Frauen auf den 1. FFC Turbine Potsdam. Das Duell gegen den Aufsteiger steigt am heutigen Freitag, 22. November, um 18 Uhr im Ulrich-Haberland-Stadion. Werkself-TV überträgt die Partie live und in voller Länge ab 17.55 Uhr. Mittelfeldspielerin Paulina Bartz begleitet die Partie als Co-Kommentatorin.
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