Im Vergleich zum jüngsten 3:1-Sieg in der Bundesliga gegen den FC Augsburg hatte Roger Schmidt seine Startelf auf zwei Positionen verändert: Kapitän Lars Bender fiel mit muskulären Problemen aus, für ihn rückte Charles Aránguiz ins defensive Mittelfeld. Zudem machte Tin Jedvaj Platz für Ömer Toprak, der in Augsburg aufgrund einer Gelbsperre zum Zuschauen gezwungen war.
Vom Anpfiff weg präsentierte die Werkself ihr zurückgewonnenes Selbstvertrauen: Bayer 04 begann gegen den Tabellenvierten der spanischen Primera Division druckvoll und bissig, kam gegen stark verteidigende Gäste allerdings nicht über ein optisches Übergewicht hinaus. Die Gäste zeigten sich abgebrüht, standen tief, konterten schnell und kamen nach zwölf Minuten gleich zu zwei guten Möglichkeiten: Zunächst scheiterte Madrids Antoine Griezmann nach einem Zuspiel von Yannick Carrasco am stark parierenden Bayer 04-Keeper Bernd Leno. Kurz darauf hatte die Werkself Glück, als Wendell eine Flanke von Atlético-Verteidiger Filipe Luis an die eigene Querlatte lenkte.
Trotz aller Bemühungen kam die Werkself nicht zum Abschluss. Anders als die Gäste um Coach Diego Simeone, die über ihre schnellen Konter immer wieder für Gefahr sorgten. So wie in der 17. Minute, als sich Saúl Niguez auf der rechten Seite durchsetzen konnte, nach innen zog und mit seinem gefühlvollen Schlenzer vom Strafraumeck Leno im Werkself-Tor keine Chance ließ – fortan war Bayer 04 mit 0:1 im Hintertreffen. Nach einem unglücklichen Querschläger von Aleksandar Dragovic fing sich die Werkself dann nur acht Minuten später den zweiten Gegentreffer. Dabei profitierte der Cupfinalist von 2014 und 2016 von seinen schnellen Stürmern: Madrids Kevin Gameiro setzte sich im Laufduell mit Toprak durch, bediente am Strafraum Griezmann mit viel Übersicht, und der vollstreckte aus kurzer Distanz zum 2:0.
Kurz darauf wäre der Werkself fast der Gegenschlag gelungen. Erst hatte Koke einen Querpass des agilen Julian Brandt im eigenen Strafraum zur Ecke fast ins eigene Netz gelenkt, der Ball strich hauchzart am Pfosten vorbei ins Aus. Die fällige Ecke landete bei Kevin Kampl, der Gäste-Keeper Miguel Angel Moyà mit einem Schlenzer aus 19 Metern zu einer Glanzparade zwang (29.). Der nächste Standard landete dann erneut beim Slowenen, seine Direktabnahme ging allerdings über das Tor.
Das Spiel blieb munter, beide Teams schenkten sich nichts. Nach einem erneuten Vorstoß von Atlético war Gameiro durch und passte ins Strafraumzentrum zu Griezmann. Dessen Abschluss konnte Leno aber vereiteln und hielt seine Farben damit weiterhin im Spiel (34.).
Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es noch einmal brenzlig. Nach einem Ellbogeneinsatz von Atletico-Kapitän Gabi gegen Chicharito im Strafraum der Madrilenen blieb der Mexikaner am Boden liegen. Der schottische Schiedsrichter William Collum entschied allerdings nicht auf Elfmeter – eine durchaus strittige Szene. Mit dem 0:2 ging die Werkself in Pause.
Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn zeigte die Werkself, was in ihr steckt. Nach einer schönen Kombination im Mittelfeld legte Kampl den Ball auf die rechte Seite zu Benjamin Henrichs, der im Fünfmeterraum Bellarabi bediente. Von dort aus traf der Nationalspieler ins lange Eck – 1:2 (48.). Angetrieben vom Anschlusstreffer spielte die Werkself weiter mutig und drängte auf den Ausgleich.
Drei Minuten später hatten die Spanier erneut die Chance, den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherzustellen. Gameiro traf aus kurzer Distanz aber nur das Lattenkreuz, die Werkself konnte aufatmen. Umso ärgerlicher war es dann, als Dragovic am rechten Strafraumrand gegen den pfeilschnellen Gameiro seine Hände einsetzte. Nachdem dieser zu Fall kam, entschied Referee Collum auf Elfmeter – erneut eine unglückliche Entscheidung für die Werkself, denn das Halten des Österreichers hatte bereits außerhalb des Strafraums begonnen. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst, indem er Bernd Leno keine Chance ließ und auf 3:1 für den spanischen Hauptstadtklub erhöhte (59.).
Doch auch nach dem Gegentreffer stellte die Werkself einmal mehr ihre tolle Moral unter Beweis. Angetrieben von den lautstarken Fans in der ausverkauften BayArena spielte die Schmidt-Equipe nach vorne und verdiente sich in der 68. Minute den erneuten Anschlusstreffer. Dabei profitierte die Werkself allerdings von einem Eigentor von Madrids Stefan Savic, der eine Brandt-Flanke mit dem Knie ins eigene Tor lenkte – 2:3.
Was dann folgte, war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Die Werkself setzte Atlético weiter unter Druck und erhöhte sogar noch einmal das Tempo. Die Madrilenen hatten Schwierigkeiten, der Angriffswelle der Werkself standzuhalten. In der 81. Minute mussten Savic und Filipe Luis gleich zweimal auf der Linie retten, ehe Chicharito im Anschluss den Ball über das Tor schoss. Stattdessen erhöhte Atlético noch auf 4:2: Der eingewechselte Fernando Torres köpfte in der 86. Minute nach einer Flanke von Vrsaljko ein.
Auch bitter aus Sicht der Werkself: Nach seiner dritten Gelben Karte muss die Werkself im Rückspiel (15. März) auf Benjamin Henrichs verzichten. In der Bundesliga geht es für Bayer 04 am Samstag (15.30 Uhr) mit dem Spiel gegen Mainz 05 weiter.
Statistik
Bayer 04: Leno – Henrichs, Dragovic, Toprak, Wendell – Aránguiz, Kampl – Bellarabi (66. Pohjanpalo), Brandt (87. Bailey) – Havertz (56. Volland), Chicharito
Atlético Madrid: Moyà – Vrsaljko, Savic, Giménez, Filipe Luis – Koke, Gabi, Saúl Niguez, Carrasco (78. Torres) – Griezmann (78. Correa), Gameiro (70. Partey)
Tore: 0:1 Saúl Niguez (17.), 0:2 Griezmann (25.), 1:2 Bellarabi (48.), 1:3 Gameiro (59., Foulelfmeter), 2:3 Savic (68., Eigentor), 2:4 Torres (86.)
Gelbe Karten: Henrichs (3. Gelbe Karte), Dragovic (2.), Wendell (2.), Aránguiz (1.) – Torres, Gabi, Filipe Luis
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)
Zuschauer: 29.300 (ausverkauft)
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