„Ich glaube, dass wir alles reingehauen und mutig gespielt haben“, analysierte Innenverteidiger Jonathan Tah nach Schlusspfiff. „Gerade zum Ende hin war Juventus abgezockter, kaltschnäuziger und entschlossener. Sie nutzen jeden Fehler aus, jeden Raum, den wir ihnen geben.“
Dennoch: Auswärts im größten Wettbewerb des europäischen Wettbewerbs gegen eine der besten Fußballmannschaften weltweit mit einem fünfmaligen Weltfußballer an Bord - für Tage wie diese hatte die Mannschaft in der vergangenen Saison gekämpft, auf Tage wie diese hatten die Werkself-Anhänger die gesamte Sommerpause über hingefiebert. Königsklasse pur!
Im Vergleich zur gelungenen Generalprobe in Augsburg nahm Coach Peter Bosz drei Wechsel in seiner Startelf vor: Für Aleksandar Dragovic, Daley Sinkgraven und Nadiem Amiri begannen Jonathan Tah, Wendell und Kerem Demirbay. Kapitän Lars Bender hätte die Werkself eigentlich aufs Feld führen sollen, musste aber kurzfristig wegen Oberschenkelproblemen passen. Für ihn startete wie in Augsburg Mitchell Weiser. Auf Seiten von Juventus liefen neben Super-Star Cristiano Ronaldo unter anderem auch Neuverpflichtung Matthijs de Ligt sowie der 77-malige deutsche Nationalspieler Sami Khedira von Beginn an auf.
Dem Starensemble der „Alten Dame“ zum Trotz: Die ersten Möglichkeiten der Partie gehörte Bayer 04. Nach einem beherzten Vorstoß von Mitchell Weiser zielte Lucas Alario zu hoch (3.), auch ein schöner Distanzschuss von Kerem Demirbay zischte über den von Szczesny gehüteten Kasten (8.). Die Werkself auf dem Rasen war in der Anfangsphase gar die zielstrebigere Mannschaft und auf den Rängen des Allianz Stadium kam die Musik nur aus dem prall gefüllten Gästeblock - ganz großes Kino der mitgereisten Fans!
Doch wie es bei einer Mannschaft mit der Klasse von Juventus Turin oftmals der Fall ist, schlug der Favorit gleich mit seiner ersten Torchance eiskalt zu: Jonathan Tah produzierte nach einem langen Ball per Kopf eine Bogenlampe, die Higuain ins Spiel brachte. Gegen den Flachschuss des Argentiniers war Lukas Hradecky machtlos - die Führung für Juventus (17.).
Höchst unglücklich für die Werkself, die auch in der Folge mehr für das Spiel tat. Nach einem feinen Zuspiel von Kai Havertz klärte Juve-Kapitän Bonucci die brachiale Hereingabe von Kevin Volland vor Lucas Alario (26.). Ein Klassenunterschied war überhaupt nicht festzustellen, im Gegenteil: Bayer 04 war im ersten Durchgang die insgeamt aktivere, die spielbestimmende Mannschaft. Über 60 Prozent Ballbesitz hatte die Werkself - und das auswärts beim italienischen Serienmeister. Was jedoch fehlte, waren die klaren Torchancen. Eine solche hatte dann einmal mehr Juventus in Person von Higuain, doch diesmal konnte der Stürmer Lukas Hradecky nicht bezwingen, Bayers Nummer eins entschärfte mit einer Flugeinlage (39.).
Zur Pause wechselte Peter Bosz in der Mittelfeldzentrale: Für Kerem Demirbay kam Nadiem Amiri in die Partie. Und der war gleich an der ersten Möglichkeit des zweiten Durchgangs beteiligt: Eine Eckballvariante von Amiri landete bei Charles Aránguiz, dessen noch abgefälschte Direktabnahme neben dem Gehäuse landete (48.).
Was war eigentlich mit Cristiano Ronaldo? Den Portugiesen hatte Bayer 04 über die kompletten ersten 45 Minuten aus dem Spiel genommen, die Extraklasse des fünfmaligen Weltfußballers kam gar nicht zur Geltung. Erst im zweiten Durchgang boten sich „CR7“ gegen eine nun noch weiter aufrückende Werkself etwas mehr Räume. Lukas Hradecky zeigte gegen einen strammen Schuss Ronaldos von der Strafraumgrenze eine starke Parade (57.). Wenig später war der Finne im Tor der Leverkusener dann aber zum zweiten Mal geschlagen: Nach einem feinen Spielzug der „Alten Dame“ über links gab Higuain in die Mitte, wo Ronaldo noch verpasste, Bernardeschi aber zum 2:0 für Juventus einschoss (62.).
Wer es mit Bayer 04 hielt, musste sich zwangsläufig an den ersten Durchgang erinnert fühlen: Die Werkself war auch in die zweiten 45 Minuten eigentlich gut gestartet und hatte einige ansehnliche Kombinationen vorzuweisen, aber an der clever verteidigenden Abwehr der Norditaliener biss sich Schwarz-Rot die Zähne aus - und nach spielte Juve eben nadelstichartig seine Klasse aus. Mit dem 2:0 im Rücken lief es dann auch mit Ball flüssiger bei den Hausherren. Pjanic schnibbelte einen Eckball direkt an den Pfosten (67.), Ronaldo scheiterte nach einem Konter erneut am hervorragend parierenden Lukas Hradecky (74.).
Bei der Werkself war in der Zwischenzeit Paulinho für Lucas Alario in der Partie - und der Brasilianer hätte in seinem ersten Champions-League-Spiel die Partie beinahe noch einmal so richtig spannend gemacht. Nach einem weiten Ball von Mitchell Weiser hob der Joker den Ball mit viel Gefühl über den herauseilenden Szczesny hinweg, allerdings auch knapp über das Tor (78.). Bayer 04 kämpfte weiter mit viel Herz um den Anschluss, den allerdings auch Jonathan Tah per Kopf nach Amiri-Ecke verpasste (82.). Und so war der Schlusspunkt der Partie dann doch dem größten Namen auf dem Platz vorbehalten: Cristiano Ronaldo vollendete einen klasse Pass des eingewechselten Dybala durch die Beine von Lukas Hradecky zum 3:0-Endstand (88.).
„Wir versuchen, nach vorne zu gucken und das Positive aus dem Spiel mitzunehmen“, sagte Jonathan Tah unmittelbar nach Abpfiff. Denn: Bereits am Wochenende wartet der nächste hochkarätige Gegner auf die Werkself: Am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) gastiert in RB Leipzig der Tabellenzweite der Bundesliga in der BayArena.
Die Statistik:
Juventus Turin: Szczesny - Cuadrado, Bonucci, de Ligt, Alex Sandro - Khedira (73. Betancur), Pjanic, Matuidi - Bernardeschi (77. Ramsey), Higuain (83. Dybala), Cristiano Ronaldo
Bayer 04: Hradecky – Tah, S. Bender, Wendell – Baumgartlinger, Aránguiz (80. Sinkgraven) – Weiser, Havertz, Demirbay (46. Amiri), Volland – Alario (68. Paulinho)
Tore: 1:0 Higuain (17.), 2:0 Bernardeschi (62.), 3:0 Cristiano Ronaldo (88.)
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)
Gelbe Karten: Cuadrado - Aránguiz
Zuschauer: 34.525
Zwei Keeper, viele Fragen: Werkself-Kapitän Lukas Hradecky und U19-Torhüter Jesper Schlich besuchten am Mittwochnachmittag die Kinder-Pressekonferenz der BarmeniaGothaer in Kooperation mit dem Bayer 04-Löwenclub. Dabei stellte sich das Duo im Pressekonferenzraum der BayArena den interessanten und teils außergewöhnlichen Fragen der rund 50 anwesenden wissbegierigen Nachwuchs-Journalisten.
Mehr zeigenNach der Rückreise aus Hamburg und einem trainingsfreien Ostermontag arbeiteten die Werkself-Profis am Dienstagvormittag wieder auf dem Trainingsplatz an der BayArena. Im Anschluss an die Einheit gab sich Amine Adli in einer Medienrunde kämpferisch im Hinblick auf die verbleibenden vier Partien, darunter das kommende Heimspiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 26. April, 15.30 Uhr): „Wir werden alles geben, um die Saison so erfolgreich wie möglich zu beenden!“
Mehr zeigenAußenverteidigerin Janou Levels wird Bayer 04 Leverkusen am Saisonende verlassen. Die 24-Jährige macht von ihrer Ausstiegsklausel Gebrauch und wechselt zum Bundesliga-Konkurrenten VfL Wolfsburg. Dort unterschrieb sie einen Dreijahresvertrag.
Mehr zeigenNach der historisch erfolgreichsten Saison der Klub-Geschichte im vergangenen Jahr steht die Werkself bei den Laureus World Sports Awards 2025 in der Kategorie „Laureus World Breakthrough of the Year“ zur Wahl. Bei der Preisverleihung am heutigen Montag, 21. April, vertreten die Bayer 04-Geschäftsführer Fernando Carro und Simon Rolfes den Deutschen Doublesieger vor Ort im eindrucksvollen Palacio de Cibeles in Madrid. Als Moderator fungiert der Hollywood-Schauspieler und -Filmproduzent Andy Garcia.
Mehr zeigenZwar ist Bayer 04 inzwischen seit 32 Bundesliga-Auswärtsspielen ungeschlagen (zweitlängste Serie der Bundesliga-Historie), nach dem 1:1-Remis beim FC St. Pauli übten Spieler und Trainer aber Selbstkritik. „Die Leistung, die wir bringen, ist einfach nicht gut genug“, betonte im Nachgang etwa Torschütze Patrik Schick. Der Werkself Nachdreher zur Sonntagabend-Partie im Millerntor-Stadion.
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