Es war wieder einmal einer dieser Abende, auf den ein ganzer Verein hingefiebert hatte. Ganz in Rot kleidete sich die BayArena zum letzten Gruppenspiel der Königsklasse – „Finally Red“ ging es in ein echtes Endspiel. Denn ein Sieg gegen den italienischen Serienmeister - so viel war vorab klar - wäre Grundvoraussetzung für Bayer 04 gewesen, um den Sprung ins Achtelfinale zu schaffen. Der Ausgangslage entsprechend wählte Peter Bosz eine etwas offensivere Aufstellung als beim 2:1 über den FC Schalke und brachte auf der Doppelsechs Kerem Demirbay für Julian Baumgartlinger. Außerdem wurde die linke Seite neu formiert: Daley Sinkgraven und Moussa Diaby begannen anstelle von Wendell und Leon Bailey.
Juventus schickte - obwohl schon sicher als Gruppenerster für das Achtelfinale qualifiziert - keinesfalls eine B-Elf aufs Feld. Der fünfmalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo etwa wurde nicht geschont und spielte von Beginn an, zwischen den Pfosten stand Torhüter-Legende Gianluigi Buffon.
Das Tor des 41-Jährigen brachte die vom Start weg agile Werkself früh ein erstes Mal in Bedrängnis, ein Volley-Aufsetzer von Moussa Diaby flog rechts vorbei (4.), Buffon musste eine Flanke von Charles Aránguiz vor dem einschussbereiten Lucas Alario klären (9.).
Es entwickelte sich eine intensive Partie, in der beide Teams binnen kürzester Zeit jeweils einen Hochkaräter verzeichnen konnten: Für die Italiener verpasste Ronaldo bei einem Konter ein Zuspiel von Higuain vor dem leeren Tor knapp, im direkten Gegenzug traf Moussa Diaby mit einem fulminanten Distanzschuss nur den Pfosten (11.).
Die Werkself blieb auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte giftig in den Zweikämpfen und nach vorne hin die aktivere Mannschaft mit leichten Feldvorteilen. Juventus war jedoch immer wieder über schnelle Umschaltsituationen gefährlich, Ronaldo und Cuadrado zielten jeweils links daneben (21.). Für Bayer 04 prüfte Karim Bellarabi Gäste-Keeper Buffon mit einem satten Rechtsschuss (22.).
Defensiv präsentierte sich die Bosz-Elf weitgehend diszipliniert und gut sortiert, auch wenn sich gelegentliche Torchancen für die Gäste nicht verhindern ließen – vor allen Dingen, wenn diese ihre individuelle Klasse zeigten, wie Higuain, der sich technisch stark behauptete, dann aber über das Tor schoss (36.). In der Vorwärtsbewegung zeigte Bayer 04 einige gelungene Kombinationen, ließ Mitte des ersten Durchgangs aber den letzten Punch vermissen. Ende des ersten Durchgangs wurde es dann aber noch zweimal richtig gefährlich vor Buffon: Ein abgefälschter Schuss von Lucas Alario senkte sich über das Gehäuse (41.), der von Karim Bellarabi klasse freigespielte Kai Havertz scheiterte an einer hervorragenden Rettungstat von Juve-Verteidiger Demiral (44.). Das 0:0 zur Pause war trotz ansehnlichem Auftritt zu wenig für die Werkself, zumal Atletico im Parallelspiel mit 1:0 in Front lag.
Kurz nach Wiederanpfiff musste die Werkself einen kurzen Schockmomente verkraften, Ronaldo stand bei seinem vermeintlichen Führungstreffer aber recht deutlich im Abseits (51.). Juve entfachte nun aber mehr Druck nach vorne, Daley Sinkgraven musste nur wenig später in höchster Not vor dem einschussbereiten Bernardeschi retten (53.).
Der Werkself hingegen gelang es im Vergleich zum ersten Durchgang nicht mehr so gut, Tempo und Präzision in die eigenen Offensivaktionen zu bringen, was auch einer gerade in der Mittelfeldzentrale immer stärker werdenden „Alten Dame“ geschuldet war. Peter Bosz reagierte darauf mit einem Doppelwechsel: Für Karim Bellarabi und Kerem Demirbay kamen Leon Bailey und Julian Baumgartlinger. Zeitgleich wurde auf Seiten von Juventus Dybala eingewechselt, der mit seinem ersten Ballkontakt gleich eine Schusschance verzeichnete, die Kugel aber links daneben setzte (67.).
Zwar kam die Werkself nach dem Doppelwechsel wieder zu etwas mehr Spielanteilen – aber den entscheidenden Angriff setzte Juventus. Die Italiener spielten die gesamte Klasse eines europäischen Spitzenteams aus, eine feine Kombination über die linke Seite landete nach Zuspiel von Pjanic bei Dybala, der viel Platz hatte und Ronaldo in der Mitte bediente. Der Portugiese schob den Ball zur Gäste-Führung ins leere Tor (75.).
Das Weiterkommen war spätestens jetzt für Bayer 04 endgültig in weite Ferne gerückt, zumal Atletico im Parallelspiel souverän führte und letztlich mit 2:0 gewann. Selbst ein Sieg über die favorisierten Italiener hätte der Werkself letztlich nichts genutzt. Dennoch hing sich Bayer 04 nochmal rein und wäre beinahe noch zum Ausgleich gekommen, ein Drehschuss von Charles Aránguiz verfehlte nach Zusammenspiel mit Kai Havertz aber das Ziel (88.). So oblag der Schlusspunkt den Italienern: Higuain setzte den Ball - abermals auf Vorlage von Dybala - von der Strafraumgrenze präzise in die rechte Ecke (90.+2).
Trauerstimmung wollte in der BayArena dennoch nicht so recht aufkommen. Die Werkself hatte sich alles in allem teuer verkauft und tritt als Gruppendritter nach der Winterpause in der Europa League an. Zudem steht bereits am Wochenende das nächste prestigeträchtige Duell auf dem Programm: Am Samstag (15.30 Uhr) ist die Werkself zum Rhein-Derby beim 1. FC Köln zu Gast.
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – L. Bender, Dragovic, S. Bender, Sinkgraven – Aránguiz, Demirbay (66. Baumgartlinger) – Bellarabi (66. Bailey), Havertz, Diaby – Alario (82. Volland)
Juventus Turin: Buffon - Danilo, Demiral, Rugani, De Sciglio - Pjanic, Cuadrado (90.+3 Muratore), Rabiot (85. Matuidi)- Bernardeschi (66. Dybala) - Higuain, Ronaldo
Tore: 0:1 Ronaldo (75.), 0:2 Higuain (90.+2)
Schiedsrichter: Benoit Bastien (Frankreich)
Zuschauer: 29.542 (ausverkauft)
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