Viele enge Duelle mit den Kiezkickern

Die Bilanz spricht immer noch knapp für den FC St. Pauli: 22 Pflichtspiele haben die Hamburger bislang gegen Bayer 04 ausgetragen. Achtmal gewannen sie, siebenmal siegte Schwarz-Rot und siebenmal trennten sich beide Klubs unentschieden. Anlässlich des anstehenden 23. Duells zwischen der Werkself und den Hanseaten an diesem Samstag blicken wir auf einige Begegnungen der vergangenen Jahrzehnte zurück.
Bayer 04 vs. FC St. Pauli am 10.04.2011

Vor gut 49 Jahren trafen der FC St. Pauli und Bayer 04 Leverkusen erstmals aufeinander. Die Kulisse am Millerntor, das damals noch Wilhelm-Koch-Stadion hieß, passte zum tristen Hamburger Nieselregen: Nur 1.000 Zuschauer wollten das Duell am 7. Spieltag der 2. Bundesliga Nord sehen. Die Gäste aus dem Rheinland waren gerade erst aus dem Amateurlager wieder in den Profibereich aufgestiegen. Während die Leverkusener den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausgegeben hatten, dachte man in der Hansestadt größer. Immerhin hatte St. Pauli in der Vorsaison als Tabellendritter nur um ein Pünktchen Platz 2 verpasst, der zur Teilnahme an den Bundesliga-Aufstiegsspielen berechtigt hätte.

Erstes Duell 1975: Kampf um Klassenerhalt

Entsprechend ambitioniert war der Klub in die neue Spielzeit gestartet. Bei Bayer bot Trainer Manfred Rummel an diesem 13. September 1975 etliche Neuzugänge in der Anfangsformation auf. Torhüter Fred Bockholt war von Kickers Offenbach gekommen, Mittelfeldspieler Norbert Ziegler von Fortuna Düsseldorf. Verteidiger Walter Posner hatte mit Borussia Mönchengladbach gerade die Deutsche Meisterschaft und den UEFA-Cup gewonnen. Und im Angriff war natürlich Gerd „Ömmes“ Kentschke gesetzt. Der erfahrene Bundesliga-Profi (Karlsruher SC, 1. FC Kaiserslautern, MSV Duisburg) hatte mit seinen Toren und Vorlagen maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Leverkusener in die 2. Liga. Alles in allem versprach die erste Partie zwischen St. Pauli und dem Neuling Bayer 04 also einiges an Spannung. Es wurde dann allerdings ein eher maues Spiel. Kurz nach dem Seitenwechsel erzielte der gerade eingewechselte Hans-Werner Marx die Führung für den Underdog. Rund 20 Minuten später gelang dem St. Paulianer Horst Neumann der 1:1-Ausgleich. Das war’s.

Bayer 04 vs. FC St. Pauli am 13. März 1976

Als beide Klubs in der Rückrunde am 13. März 1976 erneut gegeneinander antraten, hieß der Trainer auf Leverkusener Seite Radoslav Momirski. Der Serbe hatte kurz zuvor Manfred Rummel abgelöst. Bayer befand sich im Abstiegskampf. Der vor dem Duell punktgleiche FC St. Pauli ebenso. Die 3.500 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stand sahen eine ausgeglichene, von Beginn an umkämpfte Partie. Zweimal liefen die Gastgeber einem Rückstand hinterher, zweimal konnten sie durch Frank-Michael Schonert und Klaus Röhrig jeweils ausgleichen. Die Gäste trafen aber noch einmal und gewannen schließlich 3:2. Zwei weitere Niederlagen später war auch die Amtszeit von Momirski nach nur sechs Spielen schon wieder beendet. Neuer Coach wurde Willibert Kremer, unter dem Bayer 04 seine erste Zweitligasaison auf Platz 15 beendete. Den Klassenerhalt hatte man gerade noch geschafft. Wie der hoch gehandelte FC St. Pauli auch. Der landete am Ende auf Rang 14.

Erster Sieg gegen den FCSP im DFB-Pokal

Den ersten Sieg gegen St. Pauli holte Bayer 1976 im DFB-Pokal. In der 2. Runde gelang der Werkself in Leverkusen vor der spärlichen Kulisse von 1.819 Zuschauern ein schwer erkämpfter 3:1-Erfolg nach Verlängerung. Die Führung der Gäste hatte Dieter Herzog in der 78. Minute egalisiert, in der Verlängerung machten Peter Surbach und Frank-Michael Schonert schließlich alles klar. St. Pauli-Stürmerlegende Franz Gerber wurde in diesem Spiel von der Leverkusener Abwehr um Jürgen Gelsdorf weitestgehend abgemeldet. Ein paar Monate später war Gerber, der in 165 Spielen 105 Treffer für die Braun-Weißen erzielte, mit zwei Toren maßgeblich am 3:0-Ligasieg des FC St. Pauli gegen die Werkself beteiligt. Die Hanseaten stiegen in dieser Saison erstmals in ihrer Vereinsgeschichte als Meister der 2. Bundesliga Nord in die Bundesliga auf.

Weil sie im Jahr darauf gleich wieder abstiegen, gab es 1978/79 die nächsten Zweitliga-Duelle zwischen Bayer 04 und den Hamburgern. Diesmal aber unter anderen Vorzeichen. Denn die Werkself begab sich vom ersten Spiel an auf einen Durchmarsch. Am 7. Spieltag kam es zum Topduell zwischen Schwarz-Rot und Braun-Weiß. Bayer 04 hatte bis dahin alle sechs Partien gewonnen. An diesem 8. September 1978, einem Freitagabend, empfing der Spitzenreiter den Tabellenvierten FC St. Pauli im Ulrich-Haberland-Stadion. Und längst war in Leverkusen eine Fußball-Euphorie ausgebrochen. 12.000 Zuschauer unterstützten ihre Mannschaft. Das bedeutete in der noch jungen Saison Besucherrekord. Am Ende stand ein souveräner 3:0-Sieg. In der Rückrunde reichte es zwar nur zu einem 1:1 auf St. Pauli. Aber die Tabellenführung ließen sich die Leverkusener in dieser Saison nicht mehr nehmen. Zwei Jahre nach den Hanseaten hatte 1979 auch der Werksklub erstmals den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.

Erster Sieg gegen St. Pauli am 16. Oktober 1976

Nach 0:2 am Millerntor muss Michels gehen

Es dauerte fast zehn Jahre, bis beide Klubs wieder aufeinandertrafen. Das erste Bundesliga-Duell zwischen Bayer und St. Pauli am 8. September 1988 endete mit einem Unentschieden. Der frisch gebackene UEFA-Cup-Sieger war durch Klaus Täuber und Bum-kun Cha 2:0 in Führung gegangen. Die Gäste entführten dank einer starken zweiten Hälfte dennoch einen Punkt aus Leverkusen. In der Rückrunde verlor Schwarz-Rot unter Trainer Rinus Michels nach einem enttäuschenden Auftritt 0:2 am Millerntor. Bayer rutschte auf Platz 12 ab. Für den Niederländer Michels sollte die Partie auf St. Pauli seine letzte für Bayer 04 sein. Der Klub trennte sich am 13. April 1989, wenige Tage nach dem 0:2, von seinem Trainer. Der „General“ hatte die hohen Erwartungen, die man in ihn gesetzt hatte, nicht erfüllen können. Jürgen Gelsdorf übernahm für die letzten neun Spiele und führte die Werkself noch auf Rang acht.

In der folgenden Saison 1989/90 gab es gleich das nächste heikle Duell zwischen St. Pauli und Bayer 04. Am 33. Spieltag empfingen die Hamburger die Gäste aus dem Rheinland am Millerntor. Für die Gastgeber und ihren Trainer Helmut Schulte ging es um den Klassenerhalt, für die Werkself um einen UEFA-Cup-Platz. Nur zwei Punkte trennten die Hanseaten von einem Abstiegsplatz. Die Leverkusener wiederum hatten als Tabellenfünfter mit vier Punkten Vorsprung vor dem VfB Stuttgart das internationale Ticket noch nicht sicher in der Tasche. St. Pauli behielt die Nerven, gewann durch Treffer von André Golke, Klaus Ottens und André Trulsen 3:0 gegen Bayer und blieb damit in der Liga. Schwarz-Rot schmerzte die Niederlage nicht sonderlich, weil Konkurrent Stuttgart parallel ebenfalls verlor. Die erneute Teilnahme am UEFA-Cup war gesichert.

Die Kiezkicker als Spaßbremse

St. Pauli blieb auch in den Jahren danach stets ein unbequemer Gegner für Bayer 04. Einem 3:1-Erfolg der Leverkusener in der Saison 1990/91 folgten bis Ende 1996 drei Niederlagen und ein Remis aus schwarz-roter Sicht. Besonders bitter: Das 1:2 im April 1996 am Millerntor, bei dem die Leverkusener das bessere Team waren. Bayer befand sich unter Erich Ribbeck längst im Sinkflug und blieb auch in den folgenden sechs Partien ohne Sieg. Vier Spieltage vor Schluss löste Co-Trainer Peter Hermann Chefcoach Ribbeck ab. Bayer 04 schaffte mit dem legendären 1:1 gegen Kaiserslautern am letzten Spieltag mit Ach und Krach den Klassenerhalt.

Auch beim so erfolgreichen Re-Start unter Christoph Daum in der darauffolgenden Saison gaben die „Kiezkicker“ am 15. Spieltag die Spaßbremse. Bayer 04 war als Tabellenzweiter seit zehn Spielen ungeschlagen. Aber in der Hansestadt wurde Schwarz-Rot kalt erwischt: Schon nach 15 Minuten führten die Gastgeber 2:0. Danach bot sich immer wieder das gleiche Bild: Bayer drückte, St. Pauli zog sich zurück und durfte sich bei seinem überragenden Torhüter Klaus Thomforde bedanken, dass hinten die Null stehen blieb. Ein Eigentor von Christian Wörns besiegelte in der 75. Minute die Leverkusener Niederlage, Paulo Sergio sorgte kurz vor Schluss mit seinem Treffer zum 3:1-Endstand nur noch für Ergebniskosmetik.

Runde Sache: Kirsten erzielt sein 100. Tor

In der Rückrunde der Saison 1996/97 hielt die Werkself am 32. Spieltag mit einem 3:0-Sieg gegen den bereits als Absteiger feststehenden FC St. Pauli das Meisterschaftsrennen mit dem FC Bayern München offen. Erst in der zweiten Halbzeit spielte das Daum-Team dabei seine Überlegenheit aus. Ulf Kirsten brachte Bayer mit seinem 100. Bundesligator im 200. Spiel in Führung. Erik Meijer und Hans-Peter Lehnhoff erzielten die weiteren Leverkusener Treffer. Eine Woche später verspielte die Werkself dann mit einem 0:4 auf der anderen Rheinseite ihre Titelchancen. Am Ende stand dennoch die erste Vizemeisterschaft der Klubgeschichte.

Ulf Kirsten mit Erik Meijer im Spiel gegen St. Pauli

Sehr viel enger und umkämpfter ging es vier Jahre später zu. Beim 3:1 in der BayArena am 15. September 2001 zeigte Schiedsrichter Uwe Kemmling insgesamt zehn Gelbe Karten, Michael Ballack, der das 1:0 erzielt hatte, sah nach gut einer Stunde Gelb-Rot. St. Pauli kam nach einem 0:2-Rückstand in Überzahl noch einmal auf 1:2 heran. Bernd Schneider stellte aber umgehend den alten Abstand wieder her. In der Rückrunde bewiesen die erneut gegen den Abstieg kämpfenden Hanseaten vor eigenem Publikum einmal mehr, was mit Leidenschaft und Wille auch gegen spielerisch überlegene Mannschaften möglich ist. Zweimal ging Bayer durch Ulf Kirsten und Michael Ballack in Führung, zweimal glich St. Pauli aus. Trainer bei den Hanseaten damals war Dietmar Demuth. Der hatte als Innenverteidiger nicht nur viele Jahre für St. Pauli gespielt. Demuth trug zwischen 1979 und 1983 auch das Trikot mit dem Kreuz auf der Brust und erzielte das erste Bundesligator der Bayer 04-Klubgeschichte.

Die letzte Niederlage von Schwarz-Rot gegen die Hamburger liegt bereits mehr als 17 Jahre zurück. In der 1. Runde des DFB-Pokals unterlag Bayer 04 im August 2007 am Millerntor 0:1. Die Hamburger wurden damit ihrem Ruf als „Pokal-Schreck“ wieder einmal gerecht. Dabei war St. Pauli gerade erst wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Für die Werkself standen unter anderem Simon Rolfes und Stefan Kießling in der Startformation.

Kießling und Bender treffen beim letzten Sieg

Erfolgreicher verliefen die beiden vergangenen Bundesliga-Duelle mit dem FC St. Pauli in der Saison 2010/11. Nach dem 1:0-Auswärtssieg in der Hinrunde tat sich die Werkself, damals trainiert von Jupp Heynckes, auch in der Rückrunde zu Hause schwer gegen die Braun-Weißen. Es wurde das vom Leverkusener Coach erwartete Geduldsspiel. Nach der überraschenden Gäste-Führung drehten Stefan Kießling und Lars Bender das Spiel noch zugunsten der Leverkusener. Bayer rückte als Zweiter fünf Spieltage vor Saisonende bis auf fünf Punkte an Tabellenführer Dortmund heran, St. Pauli blieb Vorletzter. Während Schwarz-Rot am Ende zum fünften Mal Vizemeister wurde, trat der FC St. Pauli als Schlusslicht wieder den Gang in die 2. Bundesliga an.

Bayer 04 vs. FC St. Pauli am 10.04.2011

Erst 13 Jahre später gelang dem Hamburger Traditionsklub der Sprung zurück in die Erstklassigkeit. Am kommenden Samstag ist er endlich mal wieder zu Gast in Leverkusen. Welcome back in der BayArena, liebe Kiezkicker.

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