Das kurze Zwischentief überwunden, einen direkten Konkurrenten nicht nur distanziert, sondern auch deklassiert und dazu sehenswert getroffen: Der vergangene Sonntagabend verlief ganz nach dem Geschmack von Fortuna Düsseldorf. Mit 3:0 siegte F95 vor eigenem Publikum gegen den VfB Stuttgart und liegt nun komfortable zehn Punkte vor den Schwaben, die Relegationsplatz 16 belegen. Alles andere als selbstverständlich für die Fortuna – vor allem vor dem Hintergrund, dass Düsseldorf noch Mitte Dezember die Rote Laterne innehatte, ehe das Team eine Erfolgsserie mit zwischenzeitlich vier Siegen in Folge startete. Vielleicht auch wegen dieser schnellen Wendung will Trainer Friedhelm Funkel Platz zwölf und das aktuelle Punktekonto nicht überbewerten. „Mit 25 Punkten steigt man sehr wahrscheinlich ab“, meinte der Trainer-Routinier auf der Pressekonferenz nach dem Sieg über den VfB. So oder so: Fortuna kann sich seit vergangener Woche voll auf die mittlerweile sehr realistische Mission Klassenerhalt in der Bundesliga fokussieren. Im DFB-Pokal scheiterte Funkels Team nämlich mit 1:4 am FC Schalke 04.
Funkels bevorzugte taktische Ausrichtung ist ein 4-1-4-1, der Trainer-Routinier passte seine Aufstellung zuletzt jedoch häufig dem jeweiligen Gegner an. Eine neue und doch alte Konstante im System des mit 65 Jahren ältesten Trainer der Bundesliga: Mittelfeldmann Oliver Fink (im Bild oben mit Funkel), der mit 36 Jahren zweitälteste Feldspieler der Bundesliga. Der Kapitän verpasste die ersten zehn Saisonspiele noch verletzt, erarbeitete sich zuletzt aber wieder einen Stammplatz und glänzte nicht nur als Leistungsträger und Führungsspieler, sondern auch als Torschütze. Sein herrlicher Schlenzer zum zwischenzeitlichen 2:0 über Stuttgart war ein Treffer der Marke „Tor des Monats“. Wie auch bei Trainer Funkel stand zuletzt auch bei Fink zur Debatte, ob er nach der Saison seine Karriere beendet oder sein Vertrag bei der Fortuna noch einmal verlängert. Nun scheint aber in beiden Fällen der Slogan zu gelten, mit dem der „Kicker“ in dieser Woche Fink adelte: „Zu gut zum Aufhören“. Funkel und Fink – Oldie-Power bei der Fortuna. Die Gruppe ist seit Januar sogar noch um einen weiteren Namen angewachsen: Aus Bremen holte Düsseldorf Torwart Jaroslav Drobny, der mit 39 Jahren noch zum ältesten Schlussmann der Saison werden könnte, sollte er in der Liga zum Einsatz kommen. Im DFB-Pokal auf Schalke stand der Tscheche bereits zwischen den Pfosten, in der Liga vertraut Funkel weiterhin auf Michael Rensing. Die weiteren Winterneuzugänge der Fortuna erfolgten auf Leihbasis: Aus Genua kam der polnische Stürmer Dawid Kownacki, von Brighton & Hove Albion der österreichische Linksverteidiger Markus Suttner.
Drobnys Verpflichtung erfolgte auch deshalb, um der etatmäßigen Nummer eins Rensing eine Konkurrenzsituation zu bescheren. Der Keeper, der in der Saison 2012/13 viermal für Bayer 04 zwischen den Pfosten stand, machte zuletzt nicht immer den sichersten Eindruck, seine beiden ursprünglichen Vertreter Raphael Wolf und Tim Wiesner fallen mit langwierigen Verletzungen jeweils aus. Nun soll also Drobny Druck auf Rensing machen – wobei es zu kurz gegriffen wäre, den Schlussmann alleine für die 39 Gegentore, die viertmeisten der Liga, verantwortlich zu machen. Auch seine Vorderleute ließen gerade gegen kombinationsstarke Mannschaften häufig viel zu viel zu.
Die Posse um Funkels Vertragsverlängerung trübte die guten sportlichen Resultate im Winter zumindest ein wenig. Nun aber steht fest: Der erfahrene Coach wird auch noch in der kommenden Saison für Düsseldorf an der Seitenlinie stehen. Danach wird sicherlich so etwas wie eine neue Ära in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt anbrechen. Auf der Führungsebene gab es bereits im Dezember einen Neuzugang: Weltenbummler Lutz Pfannenstiel ist neuer Sportvorstand der Fortunen und als solcher künftig dafür verantwortlich, den erfolgreichen Weg, den Funkel in den vergangenen drei Jahren eingeschlagen hat, fortzuführen und Düsseldorf wieder in der Bundesliga zu etablieren. Die Voraussetzungen dafür sind da, auch wenn es aufgrund der vielen Leihspieler und Funkels nahendem Karriereende nicht ohne permanente personelle Veränderungen gehen wird.
Funkel bringt die nötige Erfahrung mit, die Mannschaft die nötige Mentalität. Düsseldorf scheint stabil genug zu sein, um das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen – angesichts der zehn Punkte Vorsprung womöglich auch schon frühzeitig. Allerdings: Auch in der bislang letzten Bundesligasaison 2012/13 hatte die Fortuna zum selben Saisonzeitpunkt ein scheinbar komfortables Polster, gewann allerdings ab Mitte Februar kein einziges Spiel mehr und musste am Ende doch den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Mit einem routinierten Coach wie Funkel sollte das in diesem Jahr aber wohl nicht noch einmal passieren.
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