„Es wird Zeit, den Bock umzustoßen“, sagt FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter und meint damit die Bilanz des FC Augsburg gegen Bayer 04. Seit dem Bundesliga-Aufstieg der Augsburger im Jahr 2011 kam es 20 Mal zum Aufeinandertreffen mit der Werkself – kein einziges Mal ging Bayer 04 als Verlierer vom Platz. Eine derartige Serie ist in der Bundesliga-Historie einzigartig. Den Bock umstoßen, das könnte Reuter aber auch in Hinblick auf den bisherigen Saisonverlauf der Fuggerstädter meinen. Denn so wirklich zufrieden kann man beim FCA mit den ersten beiden Bundesligaspielen nicht sein. Als einziges Team der Liga wartet man noch auf einen eigenen Torerfolg, der Auftakt gegen Hoffenheim ging mit einem 0:4 zu Hause deutlich verloren. Immerhin: Auswärts bei Eintracht Frankfurt gelang am vergangenen Wochenende mit 0:0 ein Achtungserfolg und der erste Punktgewinn. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht“, bewertete Trainer Markus Weinzierl die Partie. „Aber wir wissen: Wir müssen uns steigern.“ Reuter meint angesichts der Bilanz gegen die Werkself: „Wir können nur gewinnen.“ Das hat der FCA in dieser Saison übrigens auch schon in einem Pflichtspiel geschafft: In der 1. Runde des DFB-Pokals bezwangen die Fuggerstädter den Greifswalder FC mit 4:2.
Mit einigen personellen Fragezeichen war der FCA aus dem Frankfurt-Spiel gegangen. Gleich zwei Akteure mussten verletzt vom Platz – mit unterschiedlichen Nachwirkungen. Mittelfeldspieler Jan Moravek hat sich wohl eine schwerere Adduktorenverletzung zugezogen und wird vorerst ausfallen; Stürmer Florian Niederlechner hingegen stand nach einer in Frankfurt erlittenen Platzwunde schon zu Wochenbeginn wieder auf dem Trainingsplatz und kann gegen die Werkself auflaufen. Ansonsten hätte womöglich ein Engpass im Sturmzentrum gedroht, denn sowohl Alfred Finnbogason (Knöchelverletzung) als auch Sergio Cordova (muskuläre Probleme) fielen zuletzt aus und sind dem Vernehmen nach am Samstag maximal Kandidaten für einen Joker-Einsatz.
Sicher ausfallen wird Defensivmann Tobias Strobl, der sich in der Saisonvorbereitung eine Bänderverletzung zuzog – und auch Kapitän und Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw dürfte wegen Adduktorenbeschwerden wohl noch pausieren. Daher dürfte wohl wie in Frankfurt Reece Oxford in der Abwehrzentrale an der Seite von Felix Uduokhai verteidigen. Der Brite war selbst erst nach einer Meniskus-Operation im Juli zurückgekehrt, wusste aber auf Anhieb zu überzeugen.
Ebenfalls wieder mitwirken kann Neuzugang Arne Maier, per Leihe aus Berlin gekommen. Nach einem Joker-Einsatz zum Auftakt gegen Hoffenheim fehlte der Mittelfeldspieler in Frankfurt erkältet, ist nun aber wieder an Bord. Durchaus möglich, dass er gegen die Werkself sein Startelf-Debüt für Augsburg gibt.
Sobald Maier wieder voll bei Kräften ist, stellt Augsburg die Mittelfeldzentrale, die Deutschland zum Sieg bei der U21-Europameisterschaft im Sommer geführt hat. Neben Maier, bei der EM Kapitän der DFB-Auswahl, hat der FCA nämlich auch einen Transfercoup gelandet und Niklas Dorsch verpflichtet, einen der überragenden Akteure des Turniers. Gemeinsam könnten Maier und Dorsch die neue Schaltzentrale im Spiel der Augsburger bilden – mit Qualitäten sowohl offensiv als auch defensiv. Sobald Kapitän Gouweleeuw zurückkehrt, kann Augsburg dann auf eine sehr starke Defensiv-Achse bauen, die vom in der letzten Saison überragenden Torwart Rafal Gikiewicz abgesichert wird.
Dass der FCA als einziges Team der Liga noch kein Tor in der laufenden Saison erzielt hat, kommt nicht ganz von ungefähr. Bislang hat es Weinzierls Team in 180 Minuten nicht geschafft, echte Torgefahr vor dem gegnerischen Gehäuse zu erzeugen. An den ersten beiden Spieltagen gab Augsburg ligaweit die wenigsten Torschüsse ab (11) und erspielte sich die wenigsten Großchancen (1). Klar: In einer noch so jungen Saison haben derartige Zahlen nur bedingt Aussagekraft, aber auch Coach Weinzierl ist sich der Problematik bewusst und fordert: „Wir müssen noch mutiger werden.“
Der Saisonstart lief alles andere als nach Plan, doch auf lange Sicht sollte Augsburg über genügend Substanz verfügen, um erneut die Klasse zu halten. Der Kader wurde auf den richtigen Positionen sinnvoll verstärkt; Neuzugang Dorsch hat das Potenzial, zu einem prägenden Spieler des Teams zu werden. Wenn er gemeinsam mit Maier auch für eine spielerische Komponente und damit verbunden für mehr offensive Akzente sorgen kann, sollte es klappen mit dem zwölften Bundesliga-Jahr in Folge.
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