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18.08.2023Bundesliga

Gegner-Check: Viele neue Gesichter beim Supercup-Sieger

Den ersten Titel haben sie schon im Sack. Mit dem 3:0-Sieg gegen den FC Bayern München gewann RB Leipzig nicht nur erstmals den Supercup, sondern holte sich auch reichlich Schub für die anstehende Bundesligasaison. Am Samstag, 19. August (Anstoß: 15.30 Uhr), kommen die Sachsen mit zahlreichen Neuzugängen in die BayArena. Der Gegner-Check...
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Position

Mann des Abends in München war Dani Olmo, der den ersten Dreierpack seiner Karriere erzielte und vor allem bei seinem zweiten Treffer seine ganze technische Brillanz offenbarte. „Das war eine unglaubliche Nacht von uns als Mannschaft, wir sind viel gerannt, haben viele richtige Entscheidungen getroffen“, sagte der Matchwinner nach dem gelungenen Auftakt. „Wir wollten diese Trophäe haben. Es gibt keinen besseren Weg, in die Saison zu starten, als mit einem Sieg in München – und das ist nur der Anfang.“ Klingt schnell wie eine Kampfansage des spanischen Nationalspielers.

Auch RB-Geschäftsführer Max Eberl war nach der beeindruckenden Leistung überzeugt: „Solch ein Sieg kann und soll sehr viel Selbstvertrauen geben.“ Umso mehr, als die Leipziger nach einem wieder einmal großen personellen Umbruch noch nicht so recht wussten, wie das neu formierte Team harmonieren würde. Vor dem ersten Pflichtspiel sei es ein Art Blindflug gewesen, verriet Eberl. Nun sieht man die Dinge klarer. Der Tabellendritte und Pokalsieger der Vorsaison, dessen Partie in der ersten DFB-Pokalrunde der aktuellen Spielzeit beim SV Wehen Wiesbaden wegen des Supercup-Finales auf den 27. September verschoben wurde, scheint trotz des Abgangs von einigen Leistungsträgern und zahlreichen Neuzugängen auf den Punkt da zu sein.

Personal

Vier echte Trümpfe mussten die Leipziger in diesem Sommer aus der Hand geben. Josko Gvardiol, einer der besten Bundesliga-Innenverteidiger, wechselte in der Premier League zum Triple-Sieger Manchester City. Auch Dominik Szoboszlai, einer der besten Vorbereiter der Liga, und Stürmer Christopher Nkunku, der sich in der vergangenen Saison mit dem Bremer Niclas Füllkrug die Torjägerkanone teilte, zog es nach England. Szoboszlai heuerte beim FC Liverpool an, Nkunku verdiente sein Geld inzwischen beim FC Chelsea. Mittelfeld-Abräumer Konrad Laimer stand jüngst in München schon in den Reihen des Gegners auf dem Platz. Abgänge, die weh taten.

Dennoch scheinen die Sachsen auf dem Transfermarkt exzellente Nachfolger gefunden zu haben. Lois Openda, teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte, soll die Nkunku-Lücke schließen. Der schnelle, 23 Jahre alte Belgier hat in Frankreich in der vergangenen Saison mit seinen 21 Toren maßgeblich zur überraschenden Vizemeisterschaft des RC Lens hinter Paris Saint-Germain beigetragen. Eberl bezeichnet Openda als „unseren absoluten Wunschspieler im Sturm“. Dort könnte auch der Slowene Benjamin Sesko, der vom einstigen Schwester-Klub RB Salzburg kommt, Druck auf Timo Werner und Yussuf Poulsen ausüben. Fabio Carvalho, Leihgabe des FC Liverpool, wird sich hier wohl noch hinten anstellen müssen.

Auch im Mittelfeld finden sich einige interessante Neuverpflichtungen. Nicolas Seiwald könnte als „Balljäger reinsten Wassers“, wie ihn die Leipziger Volkszeitung nennt, ein adäquater Ersatz für Laimer werden. Wie Sesko kommt Seiwald von RB Salzburg, dort entwickelte sich der 22-Jährige zum österreichischen Nationalspieler und wurde in seiner Heimat zum Profi der Saison 2022/23 gewählt. Beim 3:0 in München hatte Seiwald den kurzfristig ausgefallenen Kevin Kampl vertreten. Den als hochtalentiert geltenden offensiven Mittelfeldspieler Xavi Simons holten die Leipziger als Leihgabe von PSG. Auch der Niederländer stand im Supercup-Finale in der Startformation und sorgte für viele kreative Momente bei den Roten Bullen. Christoph Baumgartner, Neuzugang von der TSG 1899 Hoffenheim, verpasste wegen Oberschenkelbeschwerden einen Teil der Vorbereitung.

In der Abwehr verpflichtete RB erst kürzlich den Franzosen Castello Lukeba von Olympique Lyon als neunten Neuzugang und Nachfolger für Josko Gvardiol. Trotz seiner erst 20 Jahre sei er in seiner Entwicklung schon sehr weit, sagt Max Eberl über den U21-Nationalspieler. „Er gehört zu den Top-Abwehrtalenten in Europa.“ Ein weiterer Neuer für die Defensive, der 18 Jahre alte Innenverteidiger El Chadaille Bitshiabu, wird in den nächsten Monaten wegen eines im Training erlittenen Innenbandrisses nicht zur Verfügung stehen. Wichtigster Mann in der Abwehr der Leipziger bleibt Willi Orban, der als neuer Kapitän in seiner neunten Saison mit RB geht. Torhüter Peter Gulacsi, der bisherige Spielführer, ist nun Vizekapitän. Der 33-Jährige konnte nach langer Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses in dieser Woche erstmals wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Auch Benjamin Henrichs, der sämtliche Jugendmannschaften bei Bayer 04 durchlaufen hat, ist in Leipzig inzwischen zum Führungsspieler gereift.

Prunkstück

Pressing und Umschaltspiel funktionierten beim 3:0 in München schon wieder hervorragend. Dennoch wollte Cheftrainer Marco Rose nicht zu viel Euphorie aufkommen lassen. „Dieses Spiel gibt uns Vertrauen, wir können in Zukunft aber noch einige Dinge besser machen.“ Basis des ersten Titels sei diszipliniertes Verteidigen gewesen. Das dürfe man auch beim Bundesliga-Auftakt in Leverkusen nicht verlieren. In der vergangenen Saison war der Tabellendritte mit 41 Gegentoren nach den Bayern und dem 1. FC Union Berlin die defensivstärkste Mannschaft. Und was die Offensive betrifft: Auch hier schoss nur der Rekordmeister und Borussia Dortmund mehr Tore als die Leipziger. Die Balance stimmte – und sie scheint auch in dieser Saison trotz des Umbruchs schon wieder zu stimmen.

Probleme

Es bleibt abzuwarten, ob die vielen sehr jungen Neuzugänge – Christoph Baumgartner ist mit 24 Jahren der älteste unter ihnen – in der Bundesliga schnell das Leipziger Spielsystem verinnerlichen. Als RB vor zwei Jahren einen ähnlichen Umbruch nach den Abgängen von Marcel Sabitzer, Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté sowie den Wechsel von Julian Nagelsmann verkraften musste, kam man in der Liga zunächst schwer in die Gänge, war am 14. Spieltag nur Elfter. Marco Rose steht nun vor der Aufgabe, den neu formierten Kader zügig zu einer Einheit zu formen.

Prognose

„Es wird eine spannende Saison“, glaubte Routinier Willi Orban. Man muss viel Qualität dazubekommen und muss jetzt möglichst von Anfang an ein gutes Ergebnis erzielen. Wie viel Potenzial in der Truppe steckt, hat sie in München bewiesen. Auch in ihrer Bundesliga-Spielzeit werden die Leipziger um die Champions-League-Ränge mitspielen. Vielleicht sogar um die Meisterschaft.

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