Gegner-Check: Viele frische Kräfte für die Mission Klassenerhalt

In der Hinrunde gewann der FC Augsburg mit 2:1 in der BayArena und holte damit seinen ersten Sieg überhaupt gegen Bayer 04 im 23. Aufeinandertreffen. An diesem Freitagabend, 3. Februar (Anstoß: 20.30 Uhr), wollen die Fuggerstädter auch zu Hause erstmals gegen die Werkself gewinnen – mit einer Mannschaft, die dank sieben Winter-Neuzugängen ein ganz anderes Gesicht haben wird als zu Saisonbeginn. Der Gegner-Check...
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Position

Sie sind spektakulär ins neue Jahr gestartet, haben beim 3:4 in Dortmund echte Nehmerqualitäten bewiesen und sind dort dreimal nach einem Rückstand wieder zurückgekommen in die Partie. Dass der FC Augsburg dieses packende Fußballspiel letztlich doch noch verlor, war aus seiner Sicht ärgerlich, schmälerte aber keineswegs den starken Gesamteindruck, den das Team gemacht hatte. Die Mannschaft bestätigte diese Leistung dann auch wenige Tage später beim 1:0-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Nach acht Spielen in Folge ohne Sieg konnten die Fuggerstädter gegen die Fohlen endlich wieder einen Dreier einfahren. Es war erst ihr zweiter Sieg in dieser Saison vor heimischem Publikum – der erste war ihnen im September letzten Jahres gegen den FC Bayern München (1:0) gelungen.

Auch am vergangenen Wochenende überzeugte der FCA trotz einer 1:3-Niederlage beim SC Freiburg. „Sie haben schlau und stark gespielt“, lobte Freiburgs Coach Christian Streich den Gegner. Die Führung der Breisgauer hatte Mergim Berisha per Elfmeter ausgeglichen. Aber schon eine Minute später traf Lucas Höler für die Freiburger zum 2:1. „Das schnelle Gegentor nach unserem Ausgleich war ein Knackpunkt“, fand Augsburgs Mittelfeldspieler Arne Maier. Sein Trainer Enrico Maaßen ärgerte sich zwar über die Niederlage, war aber mit dem Auftritt seiner Mannschaft durchaus zufrieden: „Es war ein gutes Spiel über 90 Minuten von uns. Dass wir keinen Punkt geholt haben, lag daran, dass wir unsere guten Chancen nicht genutzt und bei den Gegentreffern zu einfache Fehler gemacht haben.“ Mit Blick auf die Partie gegen die Werkself forderte Maaßen: „Jetzt gilt es, gegen Leverkusen wieder eine so engagierte Leistung auf den Platz zu bringen und zu gewinnen. Dass wir das können, haben wir in der Hinrunde bewiesen.“ Wohl wahr. Am 2. Spieltag fuhren die Fuggerstädter mit dem 2:1-Erfolg in der BayArena ihren ersten Sieg gegen Bayer 04 im 23. Bundesliga-Duell ein. Jetzt will der Tabellen-14. am Freitagabend also auch den ersten Heimsieg gegen die Werkself folgen lassen.  

Personal

Die Augsburger waren in der Winterpause sehr umtriebig: Sieben Neuzugänge vermeldeten die Fuggerstädter im Januar. Fünf davon debütierten im ersten Spiel bei Borussia Dortmund – und stellten gleich einen Rekord ein. Denn erstmals seit über 30 Jahren konnten vier Debütanten eines Klubs in ihrem ersten Spiel Scorerpunkte sammeln. Stürmer Dion Beljo (von NK Osijek) und Sechser Arne Engels (vom FC Brügge) standen in der Startformation und bereiteten jeweils einen Treffer vor. Zentrumsstürmer Kelvin Yeboah – der Neffe des ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönigs Anthony Yeboah wurde vom CFC Genua ausgeliehen – leistete mit seinem Pfostenschuss den Assist für Linksverteidiger David Colina (HNK Hajduk Split), der zum zwischenzeitlichen 3:3 abstaubte. Nur der fünfte Neue, Stürmer Irvin Cardona (Stade Brest) blieb ohne Scorerpunkt und hatte zudem Pech, dass er nach seiner Einwechselung für den verletzten Ruben Vargas später selbst angeschlagen wieder ausgewechselt werden musste. „Die Neuzugänge haben alle einen guten Eindruck hinterlassen, das stimmt uns sehr positiv“, sagte Enrico Maaßen. Auch Stürmer Ermedin Demirovic ist angetan von den neuen Kollegen. „Wir haben super Verstärkungen bekommen.“ Dazu zählen neben den bereits genannten zwei weitere junge Talente.

Anfang dieser Woche präsentierte der FCA in Nathanael Mbuku Neuzugang Nummer sechs. Der technisch starke Flügelspieler kommt vom französischen Erstligisten Stade Reims. Und am Deadline-Day, dem letzten Tag der Winter-Transferphase, gelang den Augsburgern noch ein Coup: Von Sporting Lissabon verpflichteten sie Renato Veiga auf Leihbasis (mit Kaufoption). Der 19-jährige defensive Mittelfeldspieler ist Kapitän der portugiesischen U20-Nationalelf und gilt als großes Talent. Viel Erfahrung hingegen bringt ein guter alter Bekannter aus Leverkusen mit: Julian Baumgartlinger wechselte nach seinem Abschied von Bayer 04 schon im August 2022 nach Augsburg, der Sechser kam in diesem Jahr aber erst einmal zu einem Kurzeinsatz.

Auf ihren mit sechs Treffern bislang erfolgreichsten Torschützen werden die Rot-Grün-Weißen gegen die Werkself verzichten müssen: Ermedin Demirovic ist wegen seiner 5. Gelben Karte gesperrt. Der 24-jährige Stürmer stand bislang als einziger in allen 18 Saisonspielen in der Startformation. Noch länger nicht zur Verfügung stehen wird André Hahn. Der Mittelfeldspieler, Siegtorschütze beim 2:1 der Augsburger in Leverkusen, fehlt schon seit Monaten wegen einer Knorpelverletzung im Knie. Schwer wiegt auch der Ausfall von Ruben Vargas. Der Schweizer hatte sich im Spiel gegen den BVB am Sprunggelenk verletzt und wird gegen die Werkself noch fehlen. Ein anderer Leistungsträger gab indes nach langer Verletzungspause gegen Mönchengladbach sein Saisondebüt: Der defensive Mittelfeldspieler Niklas Dorsch ist nach zwei Mittelfußanbrüchen wieder einsatzbereit. Nicht mehr zum Kader des FCA zählen Mittelfeldakteur Carlos Gruezo, der den Klub nach dreieinhalb Jahren verlassen hat und zu den San Jose Earthquakes in die MLS gewechselt ist, sowie Florian Niederlechner, der jetzt für Hertha BSC spielt, und Lukas Petkov (auf Leihbasis zur SpVgg Greuther Fürth).

Prunkstück

Fünf der sieben Winter-Neuzugänge haben bereits ihre Klasse unter Beweis stellen können, obwohl keiner von ihnen über Bundesliga-Erfahrung verfügt. „Sie haben Feuer, Lust und gute Qualität“, freut sich Enrico Maaßen über die dringend nötigen Verstärkungen. Ob Mbuku und Veiga auch gleich so gut zünden wie die anderen Neuen, bleibt abzuwarten. Aber vor allem in der Offensive dürfte der FCA durch die Transfers deutlich an Durchschlagskraft gewinnen. Gerade in diesem Mannschaftsteil bieten sich dem Trainer nun viel mehr Optionen. Man habe sich aufgrund der intensiven Spielweise in der Breite besser aufstellen wollen, so Maaßen. Mehr Ballbesitz, mehr Aktion statt Reaktion, das war zuletzt im Spiel der Fuggerstädter deutlich zu sehen. Nach vorne entfachten die Augsburger in den vergangenen drei Partien jedenfalls ordentlich Druck. Die Unterstützung – und Konkurrenz – durch Beljo, Cardona, Yeboah und zukünftig wohl auch durch Mbuku tut den beiden Topstürmern Demirovic (6 Tore/4 Assists) und Mergim Berisha (5 /4) gut. Überhaupt sieht Maaßen „die Dinge gefestigter, wir sind viel weiter, weil wir natürlich auch personell anders dastehen“.

Probleme

Gegen Gladbach stand zum dritten Mal in dieser Saison die Null. Eine wirklich stabile Defensive hat der FC Augsburg aber noch nicht. Vier Gegentreffer in Dortmund, drei in Freiburg: In beiden Spielen unterliefen dem Maaßen-Team einige einfache Fehler, die zu den Toren führten. In dieser Saison haben bislang nur der SV Werder Bremen, VfL Bochum 1848 und Schlusslicht FC Schalke 04 mehr Gegentore als die Augsburger (33) kassiert. 

Der FCA führt zwar von allen Bundesligisten die zweitmeisten Zweikämpfe pro Spiel, hat aber die ligaweit schlechteste Zweikampfquote. Ausdruck ihrer robusten Gangart sind 52 Gelbe Karten – so viele sah keine andere Mannschaft. Die mit Abstand schlechtesten Werte aller Klubs weisen die bayerischen Schwaben auch in puncto Pässe und Passquote auf. Gerade zu Hause in der WWK-Arena fiel es ihnen oft schwer, das Spiel zu machen. Nur zwei Heimsiege sprangen bisher heraus. Zuletzt ging der Trend beim 1:0 gegen Mönchengladbach aber nach oben.

Prognose

Enrico Maaßen trat im vergangenen Sommer seinen Dienst in der Fuggerstadt mit dem Ziel an, dem Klub eine neue Identität zu geben. Eine aktivere Spielidee wollte der 38-Jährige seinem Team vermitteln. Bis zum 8. Spieltag sah es sehr gut aus für den FCA, der nach vier Siegen auf Platz 10 stand, nur zwei Punkte entfernt von einem internationalen Platz. Anschließend folgte bis zur Winterpause eine schwächere Phase. Mit den sieben Januar-Neuzugängen sorgten die Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter trotz einiger Abgänge für eine ordentliche Blutauffrischung und einen Qualitätsschub im Kader. Personell scheint der FCA damit nun in seiner zwölften Bundesliga-Saison in Folge gut gerüstet für die Mission Klassenerhalt.