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19.09.2019Bundesliga

Gegner-Check: Viel frischer Wind in Köpenick

Es gibt immer ein erstes Mal – in der Bundesliga sogar immer mal wieder. Am kommenden Samstagnachmittag (21. September, 15.30 Uhr) ist es in der BayArena wieder so weit: Union Berlin wird zum 47. Team, auf das die Werkself seit 1979 in der deutschen Eliteklasse trifft. Grund genug, den Aufsteiger aus der Hauptstadt vor dem Heimspiel akribisch unter die Lupe zu nehmen – zumal sich nach dem Aufstieg viel getan hat bei den "Eisernen“.
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Position

Während Bayer 04 unter der Woche direkt wieder in der Königsklasse gefordert war, hieß es für Union wohl erst einmal: runterkommen und durchatmen. Zu aufregend, zu hitzig war die Partie gegen Werder Bremen verlaufen. Dreimal schaltete sich der Video-Assistent ein, dreimal Elfmeter, davon einer durch Union-Schlussmann Rafal Gikiewicz pariert, dazu zwei Platzverweise in der Schlussphase – und am Ende doch eine knappe Niederlage vor eigenem Publikum. Das turbulente Spiel reihte sich nahtlos ein in die vergangenen Monate an der Alten Försterei, die an Ereignisreichtum kaum zu überbieten waren: Da war zunächst das zum Nerven-Krimi mutierte Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga, inklusive vergebener Großchance in der letzten Minute des 34. Spieltags, die den direkt Aufstieg verhinderte; dann die geglückte Relegation gegen den VfB Stuttgart, die den Verein erstmals in die Bundesliga und zum Ausnahmezustand in Berlin-Köpenick führte. Im Oberhaus angekommen, folgte im Premieren-Spiel gegen RB Leipzig mit 0:4 erst einmal der harte Aufschlag auf dem Boden der Tatsachen, ehe Union vor der Länderspielpause gegen Borussia Dortmund mit 3:1 für den ersten echten Paukenschlag dieser Bundesliga-Saison sorgte. Grund für Emotionsausbrüche jeglicher Art hatten die Fans der Hauptstädter also mehr als genug in letzter Zeit.

Personal

"Auf die Aufstiegsmannschaft setzen“ ist eine Devise, die viele Neuankömmlinge zunächst einmal ausgeben. Nicht so "Eisern Union“. Vor allem für die Offensive, die in der 2. Bundesliga gelegentlich stotterte, beschafften sich die Köpenicker neues Personal. Die Konsequenz: Fünf der sechs Spieler, die gegen Bremen Mittelfeld und Angriff der Startformation bildeten, kamen erst im Sommer nach Berlin. Als einzig "Verbliebener“ der Offensiv-Abteilung begann Torjäger Sebastian Andersson (im Bild oben rechts, mit Robert Andrich), der mit dem zwischenzeitlichen 1:1 sein bereits drittes Tor im vierten Ligaspiel markierte. Auch den ersten Treffer der noch jungen Bundesliga-Historie der Berliner hatte der Schwede beim 1:1 in Augsburg am zweiten Spieltag erzielt. Prunkstück in der Aufstiegssaison war aber zweifellos die Abwehrreihe, die Trainer Urs Fischer in seinem ersten Jahr in Deutschland prompt zur stärksten Defensive der 2. Liga geformt und gerade einmal 33 Gegentore zugelassen hatte. Angeführt wird die Defensive von Kapitän und Rechtsverteidiger Christopher Trimmel, Torhüter Gikiewicz sowie Innenverteidiger Marvin Friedrich, der nach einem Leihgeschäft im Sommer nun fest vom FC Augsburg verpflichtet worden ist. Neben Ex-Nationalspieler Christian Gentner für die Mittelfeldzentrale holten die Berliner auch für die Abwehr noch einen echten Veteranen: Ex-BVB-Spieler Neven Subotic unterschrieb einen Zwei-Jahresvertrag in Köpenick.

Probleme

Subotic wird am Samstag in Leverkusen nicht mitwirken können. Der zweimalige deutsche Meister sah in der Schlussphase gegen Bremen die Gelb-Rote Karte und muss gesperrt zuschauen. Ersetzt werden könnte er durch den aus Freiburg ausgeliehenen Keven Schlotterbeck. Der ist gegen Bayer 04 wieder spielberechtigt. Wieder. Denn: Auch der 22-Jährige hat sich bereits einen Platzverweis eingehandelt, beim 1:1 in Augsburg. Zwei Hinausstellungen in den ersten vier Bundesligaspielen eines Vereins, das hatte zuvor nur der SSV Ulm 1999/2000 geschafft – damals sogar vier, allerdings alle in einem Spiel. Das Fehlen von Subotic kommt aber auch deswegen ungelegen, weil Fischer zuletzt auch ein Defizit an Bundesliga-Routine ausgemacht hatte. "Der eine oder andere Fehler geschieht, weil auch die Erfahrung fehlt“, hatte er nach dem Bremen-Spiel geurteilt. Ohne Subotic wird gegen die Werkself nun noch weniger davon auf dem Platz stehen.

Potenzial

Der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga eröffnet Union neue Möglichkeiten. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Verein ein ausgezeichnetes Image – aufgrund der leidenschaftlichen Fankultur, dem traditionsreichen Stadion und einer nachhaltig wirtschaftenden Vereinsführung. Nun steht Union Berlin auch für Erfolg – und das nicht zuletzt wegen Urs Fischer. Direkt in seinem Premierenjahr als Trainer der "Eisernen“ schaffte er den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Klar, dass der Klub auch die Zukunft mit dem Schweizer gestalten möchte. Auch Fischer selbst äußerte zuletzt Interesse an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung. Diese würde auch aus sportlicher Sicht die Weichen stellen für erstklassigen Fußball im Stadion an der Alten Försterei.

Prognose

Der Erfolg über den Meisterschaftsanwärter aus Dortmund hat gezeigt: Union ist in der Lage, jede Mannschaft in der Bundesliga zu schlagen und hat somit auch alle Möglichkeiten, das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wenn die Abwehr an ihre starke Zweitliga-Saison anknüpft und die vielen Neuzugänge in der Offensive mit der Zeit ihr Zusammenspiel optimieren, sollten die Chancen vorhanden sein, dass die erste Bundesliga-Saison von Union Berlin nicht die vorerst letzte ist.

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