„Das, was auf dem Konto ist“, stellte Urs Fischer unmissverständlich klar, „haben wir uns verdient“. Insgesamt 27 Zähler sammelte Union Berlin in der ersten Saisonhälfte und verpasste damit seinen eigenen Bundesliga-Hinrunden-Rekord aus der vorigen Spielzeit um lediglich einen Punkt. Da die Köpenicker aber auch aufgrund der Qualifikation für die Conference League, aus der Union in der Gruppenphase ausgeschieden war, inklusive Play-offs bereits 27 Pflichtspiele bestritten haben, schätzt der Trainer die Leistung seiner Mannschaft umso mehr.
Dennoch sieht Fischer weiterhin Verbesserungspotenzial. „Wir wollen immer noch kompakter sein und weniger zulassen. In der Offensive wollen wir präziser sein und uns mehr Möglichkeiten erarbeiten, um Tore zu schießen“, fordert der Schweizer, der alles in allem gerne „die Leistung aus dem Vorjahr bestätigen“ möchte, wenngleich er weiß, dass dies trotz der guten Ausbeute aus der Hinserie „sehr schwer“ werden wird. Der Rückrunden-Start habe es mit dem Gastspiel in der BayArena derweil in sich. „Leverkusen hat eine sehr gute Mannschaft mit viel individueller Qualität“, unterstrich der 55-Jährige und ergänzte: „Sie haben Akteure in ihren Reihen, die Spiele entscheiden können.“
Fischer muss am Samstag ohne seinen Top-Stürmer Taiwo Awoniyi auskommen. Der 25-jähirge Nigerianer, der mit 14 Saisontoren die klubinterne Torjägerliste anführt, weilt aktuell – so wie die beiden Werkself-Profis Edmond Tapsoba (Burkina-Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) – in der Vorbereitung auf den Afrika-Cup bei seiner Nationalmannschaft und wird demnach zum Rückrunden-Auftakt in Leverkusen fehlen. Darüber hinaus muss Union auch auf Sheraldo Becker, Pawel Wszolek (beide positiver COVID-19-Test) und Laurenz Dehl (Aufbautraining) verzichten.
Ein Fragezeichen steht unterdessen hinter einem Einsatz von Keita Endo, der momentan angeschlagen ist. „Ich hoffe, dass er das Abschlusstraining mitmachen kann, danach werden wir weiterschauen“, so Fischer, der ansonsten alle Mann an Bord hat. Bedeutet: Auch Winter-Neuzugang Dominique Heintz ist ein Thema für den Kader. Für die Startelf wird es für den Ex-Freiburger wahrscheinlich erstmal nicht reichen, wie der Chefcoach erklärte: „Er wird noch eine gewisse Zeit brauchen.“ Zumal Timo Baumgartl, Marvin Friedrich und Robin Knoche in der Dreier-Abwehrkette ohnehin als gesetzt gelten.
Mit 21 Gegentoren stellen die Eisernen eine der stabilsten Defensiven der Liga – besser waren hier nur der FC Bayern München, der SC Freiburg (jeweils 16) und der 1. FSV Mainz 05 (17). „Das liegt an unserer guten Organisation im Spiel, weil wir geringe Abstände haben und kompakt bleiben“, erläuterte etwa Unions Athletiktrainer Martin Krüger. Zudem präsentieren sich die Köpenicker auch in diesem Jahr wieder besonders laufstark: Durchschnittlich 118,2 Kilometer pro Partie reichen im ligaweiten Ranking zu Platz drei hinter Eintracht Frankfurt (118,6) und Spitzenreiter Arminia Bielefeld (119,6).
Während Torjäger Awoniyi aufgrund der Teilnahme am Afrika-Cup fehlen wird, ist Max Kruse hingegen ein Startelf-Kandidat. Der 33-Jährige erzielte am 17. Spieltag in Bochum sein 14. Bundesliga-Tor für die Eisernen und zog damit mit Awoniyi als Rekordtorschütze der Eisernen im Oberhaus gleich. Aufgepasst, liebe Werkself: Seine vergangenen vier Torbeteiligungen in dieser Bundesliga-Saison sammelte Kruse allesamt in Auswärtsspielen (2 Tore, 2 Assists). Insgesamt steht er bei 3 Toren und 3 Assists.
Die Berliner brauchen gelegentlich etwas Anlaufzeit, ehe sie zu ihrem Spiel finden. Das beweist auch ein Blick in die Statistik: In der Anfangsviertelstunde fing sich die FCU-Abwehr schon insgesamt sechs Gegentore – der viertschlechteste Wert aller Bundesligisten. Die Werkself wiederum ist ein Frühstarter: Elf Treffer erzielte das Team von Cheftrainer Gerardo Seoane in der Anfangsviertelstunde – Ligahöchstwert.
Während sich die Köpenicker aufgrund der Teilnahme an der Conference League in der Hinserie noch mit einer hohen Belastung arrangieren mussten, können sie sich jetzt voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Trainer Urs Fischer hat demnach wieder mehr Zeit für die Trainingsarbeit – ganz nach seinem Geschmack: Unter dem Übungsleiter aus Zürich, der sich in der deutschen Hauptstadt einen Namen als Taktikfuchs gemacht hat, wird Fußball gearbeitet. Zudem gehört die Laufstärke des Teams zum Erfolgsrezept. Auch in der Rückrunde ist wieder mit den Eisernen zu rechnen, die gute Karten haben, um auch in der kommenden Saison wieder international dabei zu sein.
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