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26.01.2024Bundesliga

Gegner-Check: Stark bei Ecken und Kopfbällen

Nach zwei Heimspielen in Folge tritt Borussia Mönchengladbach am Samstag, 27. Januar (Anstoß: 18.30 Uhr), erstmals in diesem Jahr auswärts an. Die letzte Partie bei der Werkself im vergangenen Jahr konnten die Fohlen ausgeglichen gestalten (2:2), in der Hinrunde gewann Bayer 04 klar mit 3:0 im Borussia-Park. Wie die Chancen für die Mönchengladbacher vor dem 84. Bundesliga-Duell zwischen beiden Teams stehen, verrät der Gegner-Check.
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Position

Nach dem 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart zum Jahresauftakt hatten sich die Borussen auch fürs darauffolgende Heimspiel gegen den FC Augsburg einen Sieg erhofft. Doch die Fuggerstädter kauften den Gastgebern den Schneid ab und gingen am Ende als verdienter Sieger vom Platz. Warum die Fohlen nicht an die zuletzt gezeigte Heimstärke anknüpfen konnten, lag für Trainer Gerardo Seoane auf der Hand: „Wir waren viel zu fehlerhaft in Ballbesitz, hatten viele technische Fehler, Abspielfehler, überhastete Aktionen. Gegen den Ball haben wir den Zugriff nicht gefunden, wir hatten keine Zweikampfhärte.“ Seine Mannschaft war zwar durch Jordan nach einer knappen halben Stunde in Führung gegangen. Aber kurz nach dem Seitenwechsel drehten die Augsburger das Spiel innerhalb von vier Minuten und fügten den Mönchengladbachern die erste Niederlage nach acht ungeschlagenen Heimspielen zu. Torhüter Moritz Nicolas, einer der Besten bei den Gastgebern, ärgerte sich: „Uns hat ein bisschen die nötige Konsequenz in den Aktionen gefehlt. Außerdem hatten wir zu viele Ballverluste, die uns so nicht passieren sollten.“

Eine Woche zuvor hatte das noch ganz anders ausgesehen. Beim 3:1 gegen Stuttgart erwiesen sich die Fohlen als höchst effiziente Mannschaft, die nach dem frühen Doppelpack von Robin Hack (1., 19.) auch hinten sehr stabil stand. Obwohl das Seoane-Team nur 28 Prozent Ballbesitz hatte, war der Sieg gegen die Schwaben, den Jordan in der Nachspielzeit besiegelte, hochverdient. In der Liga treten die Borussen als Tabellenzwölfter derzeit etwas auf der Stelle. Im DFB-Pokal dürfen sie sich hingegen noch alle Hoffnungen machen. Nach Siegen gegen den Oberligisten TuS Bersenbrück (7:0) sowie gegen die Liga-Konkurrenten 1. FC Heidenheim 1846 (2:1) und VfL Wolfsburg (1:0 n.V.) treten die Mönchengladbacher im Viertelfinale am 7. Februar beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken an.

Personal

Großer Jubel brandete im Borussia-Park auf, als Seoane am vergangenen Wochenende erstmals in dieser Saison Stefan Lainer eingewechselt hatte. Der Österreicher war aufgrund einer im Sommer 2023 diagnostizierten Krebserkrankung (Lymphknotenkrebs) monatelang ausgefallen. Gegen Augsburg durfte der 32 Jahre alte Verteidiger für etwas mehr als 20 Minuten ran. Sein erster Einsatz seit Mai vergangenen Jahres wurde „zum emotionalsten Spiel in meiner Karriere“, so Lainer. „Wir freuen uns extrem für Stevie, er ist ein Vorbild für alle als Kämpfernatur“, sagte der Coach. Auch in Leverkusen dürfte Lainer wieder seine Einsatzminuten bekommen.

Kapitän Julian Weigl, der gegen Augsburg gelbgesperrt fehlte, wird am Samstag in der BayArena auf seine angestammte Position im zentralen Mittelfeld zurückkehren. Verzichten muss Seoane auf Ko Itakura. Der Verteidiger spielt derzeit mit Japan beim Asien-Cup. Auch Stürmer Tomas Cvancara wird in Leverkusen aufgrund eines Bänderrisses im linken Sprunggelenk fehlen. Für Mittelfeldspieler Rocco Reitz könnte es bis Samstag eng werden. Der 21-Jährige musste gegen Augsburg zur Pause verletzt ausgewechselt werden, ihn plagen muskuläre Probleme im Adduktorenbereich. „Sein Einsatz am Wochenende ist fraglich“, so Seoane. Verteidiger Max Wöber steht nach einem starken Infekt in der BayArena definitiv noch nicht zur Verfügung. Top-Scorer Alassane Plea konnte wegen einer Mittelfußprellung das Training am Mittwoch nicht beenden. Auch bei ihm bleibt abzuwarten, ob es am Samstag für einen Einsatz reicht.

Aufgerückt in den Lizenzkader ist jüngst der 19-jährige Japaner Shio Fukuda, der bislang als Stürmer für die U23 des Klubs zum Einsatz gekommen war. Die Borussia verlassen hat hingegen der Österreicher Hannes Wolf. Der Mittelfeldspieler war in dieser Saison noch gar nicht zum Einsatz gekommen und wechselte nun in die MLS zum New York City FC. Ausgeliehen wurde zudem Stürmer Yvandro Borges Sanches, der jetzt für NEC Nijmegen in der Niederlande spielt.

Prunkstück

Die Borussen stellen als Tabellenzwölfter mit 35 geschossenen Toren die sechstbeste Offensive der Liga. Ihr erfolgreichster Stürmer ist Alassane Plea. Der Franzose erzielte sieben Treffer und bereitete fünf weitere vor. In den vergangenen vier Partien ging Plea als Torschütze allerdings leer aus. Bester Vorbereiter des Teams ist Pleas Landsmann Franck Honorat mit acht Assists. Bemerkenswert: Insgesamt haben 14 verschiedene Torschützen für BMG getroffen – das ist mit RB Leipzig geteilter Bestwert in der Liga. Gefährlich wird es vor allem bei den Standards der Fohlen: 14 Treffer bedeuten hier Rang zwei hinter der Werkself (15). Umgekehrt ist es bei den Toren nach Ecken. Hier führt die Borussia mit 10 Treffern vor Bayer 04 (9). Insbesondere in der Luft sind die Mönchengladbacher stark: 8 Kopfballtreffer sind der zweitbeste Wert nach dem FC Bayern München (11).

Probleme

Die Borussia hat mit 38 Gegentoren nach dem SV Darmstadt 98 (46) die zweitschwächste Defensive der Liga und ließ ligaweit die meisten Schüsse (304) zu. „Auch in den Spielen, wo wir dem Gegner wenig angeboten haben, haben wir zu viele Gegentore bekommen“, moniert Seoane. So legte der Coach in der Winterpause einen Schwerpunkt der Trainingsarbeit auf besseres Abwehrverhalten seiner Mannschaft. Die tat sich bisher auch beim Verteidigen von Standards sehr schwer und kassierte nach ruhenden Bällen bereits zwölf Gegentore, nur der FC Augsburg und der 1. FC Heidenheim 1846 haben jeweils noch einen Treffer mehr nach Standards einstecken müssen. Auffällig, dass die Borussen vor allem in der zweiten Hälfte (21) und hier besonders in der Schlussviertelstunde überdurchschnittlich viele Gegentore (9) schlucken müssen.

In 13 von 18 Spielen gerieten die Fohlen in dieser Saison mindestens einmal in Rückstand. Nie gelang ihnen danach ein Sieg. Fünfmal holten sie noch ein Remis. Nur Augsburg war noch einmal mehr in Rückstand, holte aber noch 15 Punkte danach. Ebenfalls in 13 Spielen waren die Borussen in Führung, gaben aber trotzdem in diesen Partien noch 20 Punkte ab. Das ist der schlechteste Wert aller Teams.

Prognose

Mit Blick auf das Spiel in der BayArena fordert BMG-Torhüter Moritz Nicolas: „Wir müssen dort die Anfangsphasen in beiden Halbzeiten besser gestalten als zuletzt gegen Augsburg. Wir müssen besser verteidigen, die richtige Schärfe ins Spiel bekommen und den Ball wieder länger in den eigenen Reihen halten.“ Schon beim Hinrunden-Spiel gegen die Werkself waren die Anfangsphasen die Knackpunkte gewesen. Victor Boniface hatte Bayer 04 in Führung gebracht (18.) und in der 53. Minute auch früh mit seinem zweiten Treffer zum 3:0 für die Entscheidung gesorgt. Dass den Fohlen, die in dieser Saison eine der jüngsten Mannschaften der Liga stellen, noch die Konstanz innerhalb der Spiele sowie in der gesamten Saison fehlt, ist nicht verwunderlich. In der Liga gelangen der Borussia in dieser Spielzeit noch nie zwei Siege in Folge. Nun hat sie schwere Spiele vor der Brust, denn gleich nach dem Duell mit Spitzenreiter Bayer 04 folgt die Auswärtspartie in München, zwei Wochen später geht es nach Leipzig. Dass es tabellarisch in dieser Saison noch mal eng werden könnte, glaubt Sportdirektor Nils Schmadtke nicht: „Wenn wir gegen Augsburg gewonnen hätten, wäre über Europa geredet worden. Wir sammeln unsere Punkte und werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“

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