Gegner-Check: Noch mehr Dänen-Power bei den Wölfen

Beim Blick auf die Tabelle findet man den VfL Wolfsburg aktuell auf Rang zehn. Aber die Niedersachsen sind besser, als es ihre Platzierung auszusagen scheint. Das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl zählt zu den offensivstärksten, torgefährlichsten Mannschaften der Liga und will wieder in den internationalen Wettbewerb. An diesem Samstag, 8. Februar (Anstoß: 15.30 Uhr), ist die Werkself zu Gast bei den Wölfen, die sich mit zwei weiteren Spielern aus Dänemark verstärkt haben. Der Gegner-Check.
VfL Wolfsburg

Position

Hat man nun am Ende zwei Punkte verschenkt oder einen Zähler gewonnen? So ganz sicher war sich Ralph Hasenhüttl in seiner ersten Bewertung nach dem 1:1 bei Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende nicht. „Vor dem Spiel hätten wir sicher gesagt, das Unentschieden nehmen wir gern mit. Wenn man allerdings nach 80 Minuten in Führung gelegen und den Vorsprung noch hergegeben hat, dann fühlt es sich nicht mehr so toll an“, sagte der Cheftrainer des VfL Wolfsburg, um dann aber doch das Positive hervorzuheben: „Im Endeffekt war es trotzdem ein wichtiger Punkt, den nicht viele Mannschaften in Frankfurt holen.“ Einmal mehr hatte sein Team auswärts über weite Strecken eine überzeugende Leistung geboten. Kurz nach dem Seitenwechsel hatte ein Eigentor des Frankfurters Tuta den Wölfen die Führung beschert (50.). Die zunehmend stärker werdenden Gastgeber verdienten sich aber den Ausgleich in der 81. Minute. Für den VfL war es das zweite Remis in Folge, wobei das 2:2 gegen Holstein Kiel in der Woche zuvor ungleich ärgerlicher aus Sicht der Wolfsburger verlief. Denn gegen den Aufsteiger waren die Grün-Weißen nach dem 0:1-Rückstand spätestens nach den beiden Treffern von Patrick Wimmer und Jonas Wind haushoch überlegen. Aber sie ließen zu viele Chancen liegen, hatten Pech mit zwei Aluminiumtreffern und mussten am Ende noch den Ausgleich hinnehmen.

Aktuell befinden sich die Wölfe nach dem 20. Spieltag auf Platz zehn der Tabelle. Der Abstand auf den Europa-League-Rang sechs beträgt allerdings nur zwei Punkte. Und selbst die Champions-League-Plätze sind in greifbarer Nähe. Nach dem enttäuschenden 12. Platz in der Vorsaison ist der VfL auf einem guten Weg, sich in dieser Spielzeit wieder für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Auch national ist noch einiges drin. Denn im DFB-Pokal stehen die Wölfe nach Siegen gegen TuS Koblenz (1:0), Borussia Dortmund (1:0) und die TSG Hoffenheim (3:0) im Viertelfinale, treten hier am 26. Februar bei RB Leipzig an. Wie man dort gewinnen kann, haben die Niedersachsen in der Bundesliga bei ihrem 5:1-Sieg in der Red Bull Arena am 12. Spieltag eindrucksvoll bewiesen.

Personal

Beim 1:1 in Frankfurt zog sich Wolfsburgs Nummer 1 Kamil Grabara eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu. Der Pole steht am Samstag nicht zur Verfügung und wird „bis auf Weiteres“ ausfallen, wie der VfL mitteilte. Sein Vertreter ist Marius Müller, den Wolfsburg im Sommer vom FC Schalke 04 verpflichtete. In Frankfurt gab der 31-Jährige nicht nur sein Debüt für die Wölfe, sondern feierte auch seine Premiere in der Bundesliga. Ralph Hasenhüttl muss gegen die Werkself neben Grabara auch auf Bartosz Bialek (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Lovro Majer (Aufbautraining nach Sprunggelenk-OP), Kevin Paredes (Aufbautraining nach Mittelfuß-OP) und Rogerio (Aufbautraining nach Knie-OP) verzichten. Verlassen hat den VfL inzwischen Salih Özcan. Der im vergangenen Sommer von Borussia Dortmund ausgeliehene Mittelfeldspieler kehrte Ende Januar vorzeitig zum BVB zurück.

Die Wolfsburger verstärkten sich in der Winter-Transferperiode indessen mit zwei Neuzugängen. In Mads Roerslev und Andreas Skov Olsen spielen nun neben Joakim Maehle und Jonas Wind zwei weitere Dänen für den VfL. Skov Olsen gab bereits beim 2:2 gegen Holstein Kiel sein Debüt für die Grün-Weißen. Der 25 Jahre alte dänische Nationalspieler kam vom FC Brügge, erzielte für den belgischen Klub in 124 Pflichtspielen 49 Tore (30 Assists). Mit Brügge traf der rechte Flügelstürmer in der Saison 2022/23 in der UEFA Champions League bereits einmal auf Bayer 04, bereitete beim 1:0-Sieg der Belgier im ersten Gruppenspiel den Siegtreffer vor. Auch sein Landsmann und Nationalmannschaftskollege Mads Roerslev spielt auf der rechten Seite, allerdings als Verteidiger. Der 25-Jährige, der gemeinsam mit Jonas Wind beim FC Kopenhagen großgeworden ist, wechselte auf Leihbasis vom Premier-League-Klub FC Brentford nach Wolfsburg und kam am vergangenen Wochenende beim 1:1 in Frankfurt zu seinen ersten 15 Einsatzminuten für den VfL.

In der Innenverteidigung vertraute Hasenhüttl fast immer auf Denis Vavro und Konstantinos Koulierakis, während auf der linken Seite Joakim Maehle gesetzt war. Im zentralen Mittelfeld ist VfL-Urgestein und Kapitän Maximilian Arnold nach wie vor unverzichtbar. Nach seiner Gelbsperre könnte Patrick Wimmer gegen die Werkself in die Startelf zurückkehren. In der Offensive dürften die bislang torgefährlichsten Wölfe Tiago Tomas (5 Treffer), Jonas Wind (8) und Mohammed Amoura (8) auch gegen Bayer 04 ihre Klasse unter Beweis stellen. „Wir haben gerade vorne die Qual der Wahl“, sagt Hasenhüttl. „Wir werden schauen, wie offensiv wir es angehen und wie wir vorne anlaufen wollen.“

Probleme

Der VfL Wolfsburg stünde in der Tabelle deutlich besser da, hätte er nicht viele Punkte nach Führungen noch abgegeben. Auch gegen die Werkself lagen die Niedersachsen in der Hinrunde zweimal in Front, verloren am Ende jedoch ein packendes Spiel mit 3:4 durch ein Last-Minute-Tor von Victor Boniface. Insgesamt gaben die Wölfe 15 Punkte nach Führungen ab – so viele wie kein anderes Team. Auf Platz zwei in diesem Ranking folgt übrigens Bayer 04 mit 13 abgegebenen Punkten. Vor allem zu Hause läuft es für die Grün-Weißen noch nicht so erfolgreich. In der Volkswagen Arena gewannen sie nur drei von zehn Liga-Spielen (bei vier Niederlagen und drei Remis). Gerade gegen Bayer 04 tat sich der VfL vor heimischem Publikum in den vergangenen Jahren schwer. Die Werkself ist seit acht Gastspielen in Wolfsburg ungeschlagen (6 Siege, 2 Remis) und holte dabei 20 von 24 möglichen Punkten.

In der aktuellen Saison zeigte sich die Defensive des VfL speziell bei Standardsituationen der Gegner oft instabil. Insgesamt 14 Gegentore kassierte man auf diese Art, neun Treffer musste man alleine nach Ecken hinnehmen. Das sind die jeweils schlechtesten Werte aller Bundesligisten.

Prunkstück

Auf der anderen Seite gilt: Vorsicht bei den eigenen Standards der Wölfe. Hier sind die Niedersachsen absolute Spitze in der Bundesliga. Acht Treffer erzielten Jonas Wind und Co. nach Eckbällen, insgesamt kommt das Team auf 16 Tore nach ruhenden Bällen – das wiederum sind die Topwerte im Oberhaus. Mit 43 Toren stellen die Wölfe die viertbeste Offensive in der Liga. Auch was die Effektivität betrifft, sind sie top: Keine Mannschaft hat eine bessere Chancenverwertung als der VfL (23 Prozent). Und in keinem anderen Team verteilt sich das Toreschießen auf mehr Schultern als bei den Wolfsburgern, für die bereits 15 verschiedene Schützen trafen. Das Top-Trio diesbezüglich bilden Wind, Amoura und Tiago Tomas, die zusammen knapp die Hälfte aller VfL-Tore erzielten (21). Der Algerier Amoura bereitete zudem acht Treffer vor und liegt in der Scorer-Rangliste der Bundesliga aktuell auf Platz sechs.

Gerade auswärts spielte Wolfsburg oft stark auf, holte hier in zehn Partien 17 Punkte – das bedeutet Platz drei in der Auswärtstabelle hinter dem FC Bayern (23) und Bayer 04 (19). Dass die offensiv- und spielstarken Niedersachsen auch rustikal zur Sache gehen können, dafür sind 53 Gelbe Karten ein deutlicher Beleg. Kein Team sah häufiger Gelb. Zum Vergleich: Die Werkself kommt auf 33 Gelbe Karten.

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