Die Analyse nach dem misslungenen Bundesliga-Auftakt gegen den SC Freiburg fiel auf Augsburger Seite nahezu einhellig aus. „Wir sind richtig gut in die Partie reingekommen“ (Ermedin Demirovic), „die erste Halbzeit war eigentlich in Ordnung“ (André Hahn), aber „die zwei schnellen Gegentore nach der Pause haben uns dann den Zahn gezogen“ (Felix Uduokhai). So ähnlich sah es auch Enrico Maaßen. Der neue Chefcoach der Fuggerstädter, der zuvor die 2. Mannschaft von Borussia Dortmund in der 3. Liga trainiert hatte, blickte nach dem 0:4 (0:0) gegen die Europa-League-Starter aus dem Breisgau freilich auch schon nach vorne auf die kommende Aufgabe in Leverkusen. „Wir werden uns jetzt schütteln und das Spiel aufarbeiten. Wir müssen uns im Spiel mit dem Ball weiter verbessern und konsequenter verteidigen.“ Der 38-Jährige soll für einen Neuanfang beim FC Augsburg stehen. Wie eigentlich immer in den vergangenen Jahren schaffte der Klub auch in der Vorsaison als Tabellen-14. nur mit Mühe den Klassenerhalt. Präsident Klaus Hofmann trat ebenso zurück wie Trainer Markus Weinzierl, in dessen erster Amtszeit sich die Augsburger 2015 sogar einmal für die Europa League qualifizierten. Nun also soll es Enrico Maaßen richten. „Wir müssen eine Identität schaffen, einen Fußball, für den der FCA steht. Und für diese Spielidee müssen wir unsere Jungs begeistern“, fordert der Trainer. Sein aktiver Spielansatz kommt gut an im Team. „Den Ball mehr haben zu wollen, macht auch viel mehr Spaß“, sagt Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. Sein Innenverteidiger-Kollege Felix Uduokhai bläst ins gleiche Horn: „Ich will, dass wir attraktiveren Fußball spielen. Das wünschen sich die Fans, aber auch wir selbst. Dass wir unseren Fußball wieder genießen.“ Ansatzweise zeigten die Augsburger diesen Fußball bei ihrem 4:0-Sieg in der ersten DFB-Pokalrunde. Der Gegner hieß hier allerdings BW Lohne, ein gerade aufgestiegener Regionalligist.
Die Saison hatte noch gar nicht richtig angefangen, da musste der FCA bereits drei schwerwiegende Ausfälle verkraften. Mittelfeldspieler Ruben Vargas (Muskelverletzung) und Innenverteidiger Reece Oxford (Knie-OP) verpassten die gesamte Vorbereitung. Beide waren in der vergangenen Spielzeit ebenso Leistungsträger wie Niklas Dorsch. Der U21-Europameister erlitt im Testspiel gegen Stade Rennes (2:3) einen Mittelfußanbruch und wird seinem Klub längerfristig fehlen. Der FCA verpflichtete daraufhin Elvis Rexhbecaj, der zuletzt vom VfL Wolfsburg an den VfL Bochum ausgeliehen war. Der 24-Jährige bringt die Erfahrung von 104 Bundesligaspielen mit. Als „griffigen und laufstarken Spieler“ bezeichnet ihn Augsburgs Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter. „Er passt mit seiner Spielweise sehr gut zu uns.“ In den beiden ersten Saison-Pflichtspielen stand der Mittelfeldakteur bereits in der Startelf. Ebenso wie die Neuzugänge Ermedin Demirovic (24) vom SC Freiburg und Maximilian Bauer (22) von der SpVgg Greuther Fürth. Dass ausgerechnet der im Tausch mit Demirovic nach Freiburg gewechselte Michael Gregoritsch – in der vergangenen Saison mit neun Treffern erfolgreichster Torschütze der Augsburger – im ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber das 1:0 gegen seinen alten Klub erzielte, passte irgendwie ins Bild einer derzeit personell angespannten Lage beim FCA. Verständlich, dass der Klub noch nach weiteren Neuzugängen für Positionen im Mittelfeld und Angriff Ausschau hält. „Es muss aber jemand sein, der uns besser macht und finanzierbar ist“, sagt Maaßen. Bis dahin hat der Trainer nur überschaubare Optionen. Im Angriff konnte Winter-Neuzugang und Rekordeinkauf Ricardo Pepi bislang nicht sein Potenzial abrufen. Möglicherweise bekommt am Samstag in Leverkusen Routinier Florian Niederlechner eine Chance von Beginn an. Auch der Finne Fredrik Jensen, der in der Vorbereitung überzeugte , könnte in die Startelf rücken. In der von Maaßen bevorzugten Dreierkette dürften Felix Uduokhai, der in der BayArena vor seinem 100. Bundesliga-Einsatz steht, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und Maximilian Bauer gesetzt sein. Als Sechser davor war zuletzt der Ecuadorianer Carlos Gruezo erste Wahl. Auf den Außenbahnen könnten erneut der Brasilianer Iago (25) und Routinier Daniel Caligiuri (34) spielen.
Nach der turbulenten Schlussphase der Vorsaison hat Enrico Maaßen schon in der Vorbereitung viel Wert auf einen neuen Teamspirit gelegt. Der junge Trainer reißt seine Mannschaft mit, verbreitet Aufbruchstimmung. „Er ist dynamisch und hungrig“, sagt Stürmer André Hahn (32), der in der vergangenen Spielzeit mit fünf Treffern nach Michael Gregoritsch erfolgreichste Torschütze der Fuggerstädter war. Der FCA will unter Maaßen mehr agieren, nicht nur reagieren. Mutiger sein, aus der Dreierkette heraus spielerisch aufbauen, schnell umschalten nach eigenem Ballgewinn. Gegen Freiburg funktionierte das nur in der ersten Halbzeit ordentlich. „Es wird Zeit und Gefühl für den Stil brauchen, dass wir in einem Takt spielen“, weiß Innenverteidiger Uduokhai.
Über die Art und Weise, wie man die Gegentore gegen den SC Freiburg kassierte, ärgerten sich hinterher Spieler wie Trainer gleichermaßen. Bei drei von vier Treffern fehlten im Sechzehner Zuordnung und Konsequenz. „Da müssen wir einfach aggressiver sein und in der Box Mann gegen Mann verteidigen“, analysierte Elvis Rexhbecaj. „Gerade bei Standardsituationen haben wir zu leichtfertig verteidigt“, monierte Maaßen. Offensiv blieben die Augsburger bis auf zwei Möglichkeiten durch Daniel Caligiuri in der Anfangsphase weitgehend harmlos. In den Testspielen der Vorbereitung hatte sich der FCA zwar mitunter viele Torchancen erspielt, aber die Verwertung ließ zu wünschen übrig.
Auch in ihre zwölfte Bundesliga-Saison in Folge seit dem Aufstieg 2011 gehen die Augsburger mit dem primären Ziel, die Klasse zu halten. Ihr fast schon traditionell schlechter Bundesliga-Start (neun Auftakt-Niederlagen bei nur zwei Siegen und einem Remis) tut der guten Stimmung im Team (noch) keinen Abbruch. Man hofft auf möglichst baldige Rückkehr derzeit verletzter Leistungsträger wie Reece Oxford und Ruben Vargas, die der Mannschaft mehr Stabilität geben. Ob der FCA wirklich eine „Mega-Qualität im Kader“ hat, wie Niklas Dorsch überzeugt ist, muss sich aber noch zeigen. Neuzugang Elvis Rexhbecaj blickt erst einmal kämpferisch auf das Duell am Samstag mit der Werkself, gegen die Augsburg noch nie gewinnen konnte. „Wir wollen da volle Kraft vorausgehen und natürlich Punkte mitnehmen.“
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