Gegner-Check: In der Liga das nächste Statement setzen

Nach dem starken Auftritt beim AC Mailand am Dienstagabend in der UEFA Champions League ist die Stimmung bei Borussia Dortmund bestens. Am Sonntag, 3. Dezember (Anstoß: 17.30 Uhr), will der BVB seine bislang sehr erfolgreiche Englische Woche im Liga-Topspiel gegen die Werkself krönen. Der Gegner-Check.
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Position

Mit dem 3:1-Sieg im San Siro in Mailand hat Borussia Dortmund am vergangenen Dienstagabend schon am 5. Spieltag der Gruppenphase den Einzug ins Achtelfinale der UEFA Champions League perfekt gemacht. Es läuft für die Schwarz-Gelben in der Königsklasse. Ein Remis im abschließenden Heimspiel gegen Paris Saint-Germain würde zum Gruppensieg reichen. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl lobte die „sehr, sehr reife Leistung“ der Mannschaft. „Wir waren sehr gefestigt im Spiel, taktisch gut eingestellt und haben die Nadelstiche genutzt, die uns Milan heute geboten hat“, freute sich Kehl. Die Dortmunder waren durch einen Elfmeter von Marco Reus früh in Führung gegangen. Nach dem Mailänder Ausgleich noch in der ersten Halbzeit entschieden Jamie Bynoe-Gittens und Karim Adeyemi die Partie Mitte der zweiten Hälfte für die Gäste. Der Sieg sei ein „richtiges Statement in dieser Gruppe“ gewesen, so Kehl. Wohl wahr. Denn nach der Auslosung im September, die dem BVB neben der AC Mailand und Paris Saint-Germain auch noch Newcastle United beschert hatte, hatten so manche den Dortmundern ein Weiterkommen in dieser schwierigen Gruppe F nicht zugetraut. Nun führt die Borussia die Tabelle mit zehn Punkten und drei Zählern Vorsprung vor dem Zweiten PSG an. Newcastle und Mailand können mit jeweils fünf Punkten nur noch um Platz drei kämpfen.

So kompakt und konstant stark sich Schwarz-Gelb in der Champions League präsentiert, so wechselhaft zeigt sich Dortmund noch in der Bundesliga. Am vergangenen Wochenende stand die Borussia nach zuvor nur einem Punkt aus drei Ligaspielen unter Druck. Und wie so oft in dieser Saison geriet der BVB auch gegen Mönchengladbach früh in Rückstand. Doch aus dem 0:2 nach einer halben Stunde machten die Gastgeber durch Tore von Marcel Sabitzer, Niclas Füllkrug und Jamie Bynoe-Gittens noch vor der Halbzeit ein 3:2. In der zweiten Hälfte erzielte Donyell Malen in der Nachspielzeit schließlich noch den vierten Treffer für die Mannschaft von Trainer Edin Terzic. Ein wichtiger Sieg für die Borussia, die auf Platz vier stehend dennoch bereits einen großen Abstand zum Spitzenduo Bayer 04 und FC Bayern München hat. Zehn Punkte trennen den BVB von der Werkself, acht vom Rekordmeister auf Platz zwei.

Personal

Zuletzt waren die Dortmunder arg gebeutelt von einer Erkältungswelle. So befanden sich auch im San Siro einige BVB-Akteure nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Nico Schlotterbeck musste nach einer knappen Stunde runter. Auch der für ihn eingewechselte Salih Özcan war „nach einer ganz schwierigen Nacht“ (Terzic) nicht richtig fit. Angesichts der insgesamt angespannten personellen Situation vor dem Anpfiff in Mailand zeigte sich der Coach nach dem 3:1-Sieg umso stolzer und sprach von einem Erfolg „gegen alle Widerstände“.

Schlotterbeck und Özcan sollten bis zum Spiel gegen die Werkself am Sonntag wieder vollständig genesen sein. Karim Adeyemi und Sebastien Haller, der gegen den AC wieder im Kader stand, waren zuvor gegen Mönchengladbach ebenfalls wegen einer Erkältung ausgefallen. Für Niklas Süle hat es hingegen in Mailand krankheitsbedingt noch nicht gereicht. Gut möglich aber, dass der Innenverteidiger am Sonntag wieder zur Verfügung steht. Fehlen werden in Leverkusen definitiv Mittelfeldspieler Felix Nmecha (Hüftverletzung) und Stürmer Julien Duranville (Aufbautraining).

Prunkstück

Nur der FC Augsburg holte bislang in dieser Saison noch mehr Punkte (12) nach einem Rückstand als die Dortmunder (11). In sieben von zwölf Spielen lag der BVB zurück, dreimal gewann er noch – wie zuletzt gegen M’gladbach –, zweimal holte er zumindest noch einen Zähler. Man kann diese Zahlen allerdings so oder so auslegen: als starke Mentalität, als lobenswerte Tugend, nie aufzugeben, immer an sich zu glauben. Man könnte aber auch anmerken, dass die Truppe von Edin Terzic oft schwer ins Spiel findet, offenbar häufig erst einen Weckruf benötigt. Mats Hummels hebt den positiven Aspekt in den Vordergrund: „Wir haben im letzten Jahr zu Recht Kritik bekommen wegen unserer Mentalität. Ich finde aber, dass wir uns in dieser Saison nichts groß ankreiden lassen müssen. Insgesamt sind Einstellung und Wille bei uns gewachsen. Wir sind mittlerweile eine Truppe, die zusammen bereit ist, auf dem Platz zu arbeiten.“

Vom spielerischen Potenzial her zählt der BVB ohnehin zu den Topklubs in Deutschland. In der Offensive ist der Klub unter anderem mit Marco Reus, Jamie Bynoe-Gittens, Donyell Malen, Karim Adeyemi, Youssoufa Moukoko, Niclas Füllkrug, dem Torschützenkönig der Vorsaison, und Julian Brandt stark besetzt. Der ehemalige Bayer 04-Profi ist aktuell mit vier Toren und fünf Assists Topscorer der Borussen, noch vor Füllkrug, der aber auch immer besser in Fahrt kommt und inzwischen wie Brandt und Malen vier Treffer erzielte (3 Assists).

Probleme

Konzentriert sein von der ersten bis zur letzten Minute: Das ist der Borussia in dieser Saison bisher häufiger nicht gelungen. Die Anfälligkeit insbesondere in der Anfangsphase ist auffällig. Sechs Gegentore in den ersten 15 Spielminuten – so viele Treffer kassierte in dieser Phase neben Dortmund nur noch der 1. FC Heidenheim. Insgesamt ist die fehlende Konstanz in der Liga noch das größte Manko des Tabellenvierten.

Prognose

Die Spiele zwischen Borussia Dortmund und Bayer 04 waren in der Vergangenheit oft torreich. Eine Ausnahme bildete die letzte Saison, in der der BVB beide Partien knapp für sich entschied (1:0, 2:0). Von den vergangenen zehn Spielen zwischen beiden Teams gewannen die Schwarz-Gelben sieben, die Werkself drei. Diese zuletzt erfolgreiche Bilanz gegen Bayer 04 wollen die Dortmunder am Sonntag fortsetzen. Das Selbstvertrauen nach den Siegen gegen Mönchengladbach und in Mailand ist groß. Der Respekt vor dem kommenden Gegner aber auch. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Die Leverkusener machen es außergewöhnlich gut. Sie spielen Bomben-Fußball. Wir wollen da trotzdem am Sonntag gewinnen.“

Mit einem Sieg in der BayArena hielten die Dortmunder nicht nur die in ihrem Rücken drängelnde Konkurrenz aus Leipzig und Sinsheim auf Distanz. Sie würden nach den Erfolgen gegen Mönchengladbach und in Mailand auch eine perfekte Woche krönen können. „In Mailand haben wir gezeigt, was für ein Potenzial in uns steckt“, sagt Trainer Edin Terzic. Deshalb wissen wir, dass wir dieses Gesicht schnellstmöglich auch in der Bundesliga zeigen müssen. Und da haben wir am Wochenende die nächste Möglichkeit.“ Nach der Partie in Leverkusen geht es für den BVB im DFB-Pokal-Achtelfinale zum VfB Stuttgart und dann empfängt Dortmund RB Leipzig im Signal Iduna Park. Die nächsten sieben Tage haben es also wieder in sich für die Schwarz-Gelben.

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