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31.01.2025Bundesliga

Gegner-Check: Hoffenheim trotzt der Verletzten-Misere

Die TSG Hoffenheim musste noch am Donnerstagabend in der UEFA Europa League ran. Der 4:3-Erfolg beim RSC Anderlecht reichte zwar nicht fürs Weiterkommen, dürfte den Kraichgauern aber für die Bundesligapartie am Sonntagabend, 2. Februar (Anstoß: 17.30 Uhr), in der BayArena reichlich Rückenwind geben. Im Duell mit der Werkself muss der Tabellen-15. allerdings auf zahlreiche Leistungsträger verzichten. Der Gegner-Check.
TSG Hoffenheim

Position

Mit dem ersten Auswärtssieg in der UEFA Europa League hat sich die TSG Hoffenheim am vergangenen Donnerstagabend aus dem Wettbewerb verabschieden müssen. Der 4:3-Erfolg beim RSC Anderlecht reichte nicht zum erhofften Einzug in die Play-offs, weil die nötige Schützenhilfe von anderen Klubs ausblieb. Am Ende fehlte den Kraichgauern nur ein Punkt. Dennoch: Der Sieg in Belgien ist aller Ehren wert, weil die TSG dort auf insgesamt 18 (!) Spieler aus dem Profikader verzichten musste. Das Lazarett hat Ausmaße angenommen, die Trainer Christian Ilzer so in seiner Karriere noch nie erlebt habe, wie er vor der Partie bekannte. So musste der 47-Jährige in Anderlecht auf zahlreiche Talente aus der TSG-Akademie zurückgreifen. Die erste Halbzeit gehörte eindeutig den Gastgebern, die früh in Führung gegangen waren. Der Ausgleich der Hoffenheimer kurz vor der Pause durch Robin Hranak fiel noch aus dem Nichts. Im zweiten Durchgang aber spielten die Gäste zunächst furios auf. Innerhalb von zwölf Minuten sorgten Treffer von Tom Bischof (54.), David Mokwa (59.) und Ex-Werkself-Profi Adam Hlozek (65.) für eine 4:1-Führung der Blau-Weißen. Erst in der Schlussphase kam Anderlecht noch einmal zurück. „Aber wir haben mit vielen Jungs, die heute ihr Debüt gefeiert haben, den Sieg über die Zeit gebracht“, sagte Ilzer nach der Partie. „Ich freue mich über die Leistung und das Ergebnis, auch, dass wir uns in schwierigen Phasen dagegengestemmt haben. Wir verabschieden uns erhobenen Hauptes.“

Der Österreicher Christian Ilzer hat die TSG im November 2024 nach dem 10. Spieltag als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo übernommen. Gleich bei seinem Debüt feierte der neue Coach einen furiosen 4:3-Sieg gegen RB Leipzig. Im Anschluss folgten jedoch wettbewerbsübergreifend neun sieglose Spiele, darunter sechs Niederlagen inklusive DFB-Pokal-Aus beim VfL Wolfsburg (0:3). In der Bundesliga fand sich Hoffenheim am Ende der Hinrunde auf dem Relegationsplatz wieder. Zuletzt aber gelang dem Team mit einem 3:1-Auswärtssieg bei Aufsteiger Holstein Kiel und dem 2:2-Remis zu Hause gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt eine kleine Trendwende. Aktuell rangiert die TSG auf Platz 15 und hat sich vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang erarbeitet. Der Sieg in Belgien gibt den Kraichgauern zusätzlich Rückenwind. „Gegen so eine Mannschaft wie Anderlecht, mit einem so gebeutelten Kader und so vielen jungen Spielern, haben wir gezeigt, was möglich ist, wenn wir zusammenhalten“, betonte Verteidiger Kevin Akpoguma.

Personal

Als wäre die Liste nicht ohnehin lang genug, musste Ilzer in Anderlecht kurzfristig noch auf die angeschlagenen Stammkräfte Valentin Gendrey, Andrej Kramaric und Anton Stach verzichten. Bei allen Dreien besteht jedoch Hoffnung, dass sie am Sonntag in Leverkusen wieder zur Verfügung stehen können. Dennoch muss die TSG in der BayArena weiterhin auf zahlreiche Leistungsträger verzichten. Unter anderem fehlen Nationaltorhüter und Kapitän Oliver Baumann (Fußverletzung), Innenverteidiger Ozan Kabak (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), die Mittelfeldspieler Umut Tohumcu (Sprunggelenksverletzung), Diadie Samassekou (Muskelverletzung) und Grischa Prömel (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) sowie die Stürmer Haris Tabakovic (Entzündung in der Kniekehle) und Ihlas Bebou (Aufbautraining nach Knie-OP). Fraglich ist zudem, ob Erencan Yardimci rechtzeitig von seinem Infekt genesen wird. Mergim Berisha, ein weiterer Stürmer, ist kurz vor Schließung des Winter-Transferfensters auf Leihbasis zum FC Augsburg gewechselt. Als Ersatz verpflichteten die Kraichgauer in diesem Januar Gift Orban vom französischen Spitzenklub Olympique Lyon. Der Nigerianer könnte in Leverkusen in der Sturmspitze beginnen. Alternativ stünde wie in Anderlecht und gegen Frankfurt der erst 19-jährige Max Moerstedt bereit.

Probleme

Wie schon in der vergangenen Saison macht die Defensive der TSG die größten Sorgen. In den bislang 19 Spielen kassierte Hoffenheim 37 Gegentore – die viertmeisten aller Bundesliga-Teams. In der Spielzeit 2023/24 waren es nach 34 Spieltagen 66 Gegentore, was ebenfalls den viertschlechtesten Wert bedeutete. Und das, obwohl die Kraichgauer sich in der Vorsaison als Tabellensiebter für die Europa League qualifizieren konnten. Torhüter Oliver Baumann, einer der besten deutschen Keeper, verhinderte mit durchweg starken Leistungen eine noch höhere Gegentorflut. Das Abwehr-Problem haben die Kraichgauer offensichtlich auch in dieser Saison noch nicht in den Griff bekommen. Allein in den vergangenen fünf Spielen musste die TSG 14-mal den Ball aus dem eigenen Netz holen – ein Schnitt von fast drei Gegentoren pro Spiel. Auch das Duell gegen die Werkself in der Hinrunde ging mit 1:4 deutlich verloren.

Prunkstück

Offensiv ist Hoffenheim hervorragend besetzt. Klub-Legende Andrej Kramaric ist bei der TSG nach wie vor das Maß aller Dinge. Der Kroate ist auch in der aktuellen Saison mit sieben Treffern wieder erfolgreichster Torschütze im Team. Dicht gefolgt von Adam Hlozek, der im vergangenen Sommer von Bayer 04 in den Kraichgau gewechselt war. Der Tscheche kommt auf sechs Tore in der Liga, traf darüber hinaus dreimal in der Europa League, zuletzt auch beim 4:3 in Anderlecht. Beim letzten Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt hatte der Tscheche in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich für die Blau-Weißen erzielt. Keine Frage: Der torgefährliche und in der Offensive vielseitig einsetzbare Adam Hlozek hat sich als absolute Verstärkung erwiesen. Auch Winter-Neuzugang Gift Orban machte bei seinen ersten Einsätzen einen vielversprechenden Eindruck und erzielte jüngst gegen die Eintracht nur 97 Sekunden nach seiner Einwechslung seinen ersten Treffer für die TSG. Zudem haben auch Marius Bülter (vier Tore, ein Assist) und die jungen Max Moerstedt, Erencan Yardimci sowie David Mokwa ihre Stürmer-Qualitäten schon unter Beweis gestellt.

Das schnelle Umschaltspiel der Hoffenheimer läuft häufig über die Flügel. Keine andere Mannschaft in der Liga hat in der laufenden Saison mehr Flanken geschlagen als die TSG (328).

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