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21.01.2023Bundesliga

Gegner-Check: Heimstarke Fohlen mit neuer Nummer eins

Die jüngste Bilanz spricht nicht gerade für den Gastgeber: In den vergangenen fünf Bundesligaduellen mit der Werkself ging Borussia Mönchengladbach immer als Verlierer vom Platz. Am kommenden Sonntag, 22. Januar (Anstoß: 17.30 Uhr), werden die Karten aber wieder neu gemischt. Und die heimstarken Fohlen wollen im Borussia-Park mit einem neuen Torhüter und möglichst drei Punkten zum Re-Start der Bundesliga Anschluss an die internationalen Plätze halten.
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Position

Die Generalprobe vor dem Bundesliga-Start im neuen Jahr ist den Gladbachern zwar missglückt. Dennoch konnte Daniel Farke der 0:1-Niederlage gegen den Zweitligisten FC St. Pauli am vergangenen Wochenende auch Positives abgewinnen. „Aus schlechteren Tagen kann man oft mehr mitnehmen und lernen als aus den Top-Tagen“, sagte Borussias Cheftrainer, der zuvor mit seiner Mannschaft die beiden Testspiele gegen den VfL Oldenburg (2:0) und Arminia Bielefeld (4:0) jeweils zu Null gewonnen hatte. Nach „viel Grund zum Loben“ durfte Farke zum Abschluss der Winter-Vorbereitung nun also auch mal etwas kritisieren. Die fehlende Intensität zumindest in der ersten Hälfte etwa oder das zu ungenaue Passspiel und die vielen verlorenen Zweikämpfe. Insgesamt aber blicken sie im Borussia-Park positiv auf die vergangenen Arbeitswochen zurück. „Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung was Umfänge, Intensität und Qualität der Trainingseinheiten betrifft“, resümierte Mittelfeldspieler Christoph Kramer. Außerdem habe die Fußballgeschichte gezeigt, dass „ein Dämpfer in der Vorbereitung manchmal gar nicht schlecht ist“, so der ehemalige Bayer 04-Jugendspieler und -Profi. Sein Trainer sieht es genauso. Entscheidend sei jetzt, „dass wir gegen Leverkusen auf den Punkt topfit sind“, fordert Farke. Am liebsten würde er mit seiner Mannschaft nahtlos an die Leistung anknüpfen, die sie beim eindrucksvollen 4:2-Sieg gegen Borussia Dortmund am letzten Spieltag vor der Winterpause gezeigt hat.

Personal

Der Transfer stand seit einiger Zeit im Raum, am Donnerstag wurde er besiegelt: Torhüter Yann Sommer wechselte Mitte dieser Woche nach achteinhalb Jahren bei Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München. Auf den Weggang des 34-jährigen Schweizer Nationalkeepers reagierten die Gladbacher umgehend und gaben ebenfalls am Donnerstag die Verpflichtung von Jonas Omlin als neue Nummer 1 bekannt. Der 29-Jährige galt als Wunschkandidat der Borussia für die Sommer-Nachfolge, ist ebenfalls Schweizer und stand zuletzt beim französischen Erstligisten HSC Montpellier zwischen den Pfosten. Am Sonntag könnte der 1,90-Meter-Mann, der zum WM-Kader der Schweiz in Katar gehörte, gegen die Werkself seine Bundesliga-Premiere für die Fohlen geben. „Er ist ein sehr zuverlässiger Torwart mit guter Ausstrahlung, stark auf der Linie und auch mit dem Ball am Fuß“, sagt Sportdirektor Roland Virkus.

Die Torhüter-Frage ist damit also geklärt. In anderen Mannschaftsteilen gibt es hingegen noch einige Fragezeichen. Zuletzt fehlte der Borussia gegen den FC St. Pauli zwar nur Yvandro Borges Sanches. Der 18-jährige Stürmer fiel wegen einer Sehnenreizung am Hüftbeuger aus. Allerdings sind einige Gladbacher noch nicht wieder bei einhundert Prozent ihres Leistungsvermögens. Top-Torjäger Marcus Thuram musste im letzten Testspiel wegen einer Entzündung im Knie früher als geplant ausgewechselt werden, trainierte Mitte der Woche noch individuell. Es sei nichts Dramatisches, aber man müsse bei ihm von Tag zu Tag schauen, erklärte Daniel Farke. Vor allem im Mittelfeld stehen dem Trainer wieder mehr Alternativen zur Verfügung als vor der Winterpause. Florian Neuhaus kam nach seiner Kreuzbandverletzung in der Schlussphase gegen St. Pauli zum Einsatz. Auch Kapitän Lars Stindl (nach einem Infekt) und Hannes Wolf, der wegen einer Schulterverletzung einige Monate passen musste, konnten wieder Spielpraxis sammeln. Gesetzt im zentralen Mittelfeld sind Manu Koné, Julian Weigl und Christoph Kramer, der kürzlich seinen Vertrag in Mönchengladbach um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2025 verlängert hat. Der 31-Jährige sei „mit seiner fußballerischen Erfahrung auf dem Platz sowie seiner Persönlichkeit eine ganz wichtige Säule in unserem Kader“, betonte Borussias Sportdirektor Roland Virkus.

Eine starke Saison spielen auch die beiden offensiven Außen Alassane Plea (7 Assists) und Jonas Hofmann (6), die zu den besten Scorern der Liga zählen. Im Kalenderjahr 2022 befinden sich die beiden in dieser Rangliste gar unter den Top 4. Als Alternative auf dem rechten Flügel steht mit Nathan Ngoumou einer der schnellsten Gladbacher bereit. Der 22-Jährige kann aber auch – wie im Test gegen Arminia Bielefeld – im Sturmzentrum spielen, falls Marcus Thuram einmal ausfallen sollte. Der Franzose – WM-Teilnehmer mit der Équipe Tricolore – stand allerdings bislang in allen 15 Saisonpartien in der Startformation, spielt eine überragende Runde und stellte mit seinen 10 Treffern schon seinen persönlichen Bestwert aus der Saison 2019/20 ein.  

Auch in der Defensive waren die Rollen zumeist klar verteilt. Rechts geht kein Weg am US-Amerikaner Joe Scally vorbei, links ist Ramy Bensebaini eine feste Größe. Der algerische Verteidiger mit viel Offensivdrang schoss ebenso wie Bayer 04-Profi Jeremie Frimpong bereits fünf Tore. In der Innenverteidigung steht neben Marvin Friedrich und Nico Elvedi nun auch wieder der lange verletzte Ko Itakura zur Verfügung.

Prunkstück

Die Durchschlagskraft des Trios Thuram, Plea und Hofmann ist beeindruckend. Von den 28 Saisontreffern der Gladbacher gehen 17 auf das Konto der drei Offensivspieler. Zusammen bringen sie es auf 34 Scorerpunkte. Auch für die Topwerte in punkto Schussgenauigkeit (Platz 1 in der Liga) und Chancenverwertung (Platz 3) dürften sie in erster Linie verantwortlich sein. Auffällig ist zudem die Stärke der Borussia bei Standards. Zehn Treffer erzielte das Farke-Team nach ruhenden Bällen (Platz 3). Kein Team schoss mehr Tore nach Ecken als die Schwarz-Weiß-Grünen (7). Außerdem muss sich die Werkself auf einen extrem zweikampfstarken Gegner einstellen, der hier mit 53 Prozent die beste Quote aller Bundesligisten aufweist. Kein Wunder also, dass in Nico Elvedi und Marvin Friedrich zwei Gladbacher die Spieler mit den besten Zweikampfwerten sind. Auch Joe Scally und Julian Weigl finden sich hier noch unter den Top 5.

Vor allem zu Hause im Borussia-Park sind die Fohlen eine Macht, liegen in der Heimtabelle mit 18 Punkten auf Platz 2 hinter RB Leipzig (19). Unschlagbar sind sie aber auch dort nicht, wie die Niederlagen gegen den 1. FSV Mainz 05 (0:1) und Eintracht Frankfurt (1:3) beweisen.

Probleme

Auswärts kommen die Fohlen noch nicht richtig in die Hufe. Nur vier Punkte stehen auf des Gegners Plätzen zu Buche, darunter immerhin ein 1:1 beim Spitzenreiter FC Bayern und ein 0:0 beim Tabellendritten SC Freiburg. Bislang sprang auswärts aber noch kein einziger Sieg heraus. „Wir müssen insgesamt konstanter werden“, fordert Nico Elvedi. In der Hinrunde etwa folgte einem fulminanten 3:0-Sieg gegen RB Leipzig eine 1:5-Niederlage bei Werder Bremen, eine Woche später wiederum gewann man das Derby gegen den 1. FC Köln mit 5:2. Und ab Mitte Oktober setzte es in DFB-Pokal und Liga drei Niederlagen in Folge.

Prognose

Elvedi hat also sicher recht, wenn er sagt, dass „noch Steigerungspotenzial vorhanden“ ist. Trainer Daniel Farke habe der Mannschaft eine neue Spielidee mit auf den Weg gegeben, die weiter Zeit brauche, so der Schweizer Nationalspieler. Es bleibt abzuwarten, wie das Team den Weggang von Elvedis Landsmann Yann Sommer verkraften wird, der viele Jahre der große Rückhalt der Fohlen war. Zweifellos hat Borussia Mönchengladbach die Qualität, um einen Platz in einem internationalen Wettbewerb mitzuspielen. Dazu bedarf es allerdings besserer Auswärts-Ergebnisse. Gute Gelegenheiten diesbezüglich bieten sich gleich nach der Partie gegen die Werkself. Danach geht es für die Borussen zum FC Augsburg, anschließend zur TSG 1899 Hoffenheim.

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