„Es geht darum, eine Einheit zu werden, die möglichst schnell Punkte holen kann“, sagte Hecking im Rahmen seiner Vorstellung. „Es geht darum, dem VfL Bochum Leben einzuhauchen, damit wir eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben.“ Versprechen könne er, dass er mit seiner Erfahrung versuchen werde, die Mannschaft zu stabilisieren. Viel Erfahrung bringt Hecking in der Tat mit: Er stand als Trainer in 418 Bundesligaspielen für Hannover 96, den 1. FC Nürnberg, VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach an der Seitenlinie. In der Saison 2004/05 spielte Zweitligist Alemannia Aachen unter Hecking im UEFA-Cup. Einer der Leistungsträger damals bei den Schwarz-Gelben: Simon Rolfes. Während der heutige Bayer 04-Geschäftsführer Sport nach dieser historischen Aachener Spielzeit unters Kreuz wechselte, führte Hecking die Alemannia in der Saison 2005/06 in die Bundesliga. Zuletzt war er bis Mai 2024 als Sportvorstand beim 1.FC Nürnberg tätig.
Nun also will Hecking neue Leidenschaft und Emotionen beim VfL Bochum wecken, der sich für diese Saison so viel vorgenommen hatte. Denn eigentlich sollte beim Traditionsklub aus dem Ruhrpott nach dem Kraftakt in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf – der VfL egalisierte eine 0:3-Hinspiel-Niederlage im Rückspiel und gewann im Elfmeterschießen – alles besser werden. Doch der Start missriet unter dem neu verpflichteten Trainer Peter Zeidler. In der ersten Runde des DFB-Pokals schieden die Bochumer gegen Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg aus (0:1). Und auch in der Bundesliga blieb der erhoffte Aufschwung aus. Nach dem 1:3 bei der TSG Hoffenheim, der siebten Niederlage im achten Pflichtspiel, trennte sich der Klub von Zeidler und Sportdirektor Marc Lettau. Co-Trainer Markus Feldhoff übernahm als Interimscoach. Unter dem ehemaligen Bayer 04-Stürmer, der zwischen 1995 und 1998 insgesamt 77 Bundesligaspiele für Schwarz-Rot bestritten hat, verlor der VfL auch die beiden nächsten Partien deutlich. Einem 0:5 gegen den FC Bayern folgte am vergangenen Wochenende das 2:7 bei Eintracht Frankfurt.
Die Bilanz der noch sieglosen Bochumer nach neun Spieltagen ist ernüchternd: Nur ein Punkt im Heimspiel gegen Aufsteiger Holstein Kiel (2:2), bereits 29 Gegentore und sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Es ist der schlechteste Saisonstart der Klub-Geschichte. Dieter Hecking muss die Reset-Taste drücken, denn: „Im Endeffekt haben wir null Punkte, der eine Punkt zählt durch das schlechte Torverhältnis nicht“, sagt der VfL-Coach. Wird also höchste Zeit, nach der Eichhörnchen-Methode bis zur Weihnachtspause „ein paar Pünktchen“ zu sammeln. Anfangen will man damit am liebsten gleich am Samstag gegen die Werkself. Wichtig ist Hecking aber vor allem, „wie die Mannschaft auftritt, unabhängig vom Ergebnis. Die Erwartungshaltung ist doch gleich null, jeder rechnet mit einem Sieg von Leverkusen. Das kann passieren. Aber dann geht es darum, wie wir gespielt haben und wie wir uns gewehrt haben.“
Verzichten muss Hecking gegen Bayer 04 weiterhin auf Verteidiger Bernardo (Knieverletzung) sowie auf Stürmer Myron Boadu (Schambeinentzündung). Letzterer ist mit zwei Treffern und einem Assist bis dato bester Scorer der Bochumer. Die unter der Woche angeschlagenen Maximilian Wittek und Tim Oermann dürften hingegen wieder zur Verfügung stehen. Im Tor wird der neue VfL-Coach wohl auf den bisherigen Stammkeeper Patrick Drewes setzen, der im Sommer vom Karlsruher SC an die Castroper kam. An ihm sei die Niederlagenserie nicht festzumachen, sagte Hecking. In der Abwehr zählen Maxi Wittek als linker Verteidiger, Felix Passlack auf der gegenüberliegenden Seite sowie die Innenverteidiger Ivan Ordets, Ernan Masovic und Jakov Medic zu den Stammkräften im Team. Anthony Losilla, Kapitän und mit 38 Jahren ältester Spieler im Kader, bildete zuletzt meist mit Neuzugang Ibrahima Sissoko (RC Straßburg Alsace) die defensive Mittelfeldzentrale. Die Bochumer Offensive ist mit Spielern wie Dani de Wit, Philipp Hofmann, Matus Bero, Moritz Broschinski und Gerrit Holtmann besetzt. Der pfeilschnelle Linksaußen des VfL hat beim 2:7 in Frankfurt mit einem Topspeed von 36,74 km/h einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Seit der Datenerfassung in der Saison 2013/14 war nie ein Profi schneller.
Zwölf Gegentore allein in den vergangenen beiden Spielen, 29 Gegentore insgesamt: Das zeigt deutlich, wo die Sorgen beim VfL am größten sind. Die schwächste Defensive der Liga gilt es nun zu stabilisieren. Auch im Spiel mit dem Ball tut sich Bochum bislang schwer. Lediglich der 1. FC Union Berlin (39,1 %) hat im Schnitt noch weniger Ballbesitz als der VfL (40,3 %), der zudem die wenigsten Pässe (3070) aller Bundesliga-Teams spielt und die schwächste Passquote (74 %) aufweist. Darüber hinaus liegen die Bochumer in puncto Chancenverwertung auf dem vorletzten Platz in diesem Ranking.
Die sportlich angespannte Situation hat im Klub für Unruhe und bei den Fans für Unmut gesorgt. Deshalb sagt VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig: „Wir haben jeden Tag viel zu tun, um für Ruhe zu sorgen. Da besteht vor allem Kommunikations- und Informationsbedarf, damit sich jeder abgeholt fühlt. Ich denke, dass der Fokus sehr stark auf dem Sportlichen liegt. Die Mission kann nur erfolgreich sein, wenn drei Elemente zusammenkommen: die richtige Trainerwahl, die für Hoffnung sorgt. Das zweite Element wird sein, dass wir die Wintertransferphase nahezu perfekt nutzen müssen. Das dritte Element wird sein, dass wir durch diese Tätigkeiten das Publikum zurückgewinnen können, und im Laufe der Saison wird es zum zwölften Mann werden."
Auch in dieser bislang so schwierigen Saison haben die Bochumer in etlichen Spielen und vielen Phasen ihre Stärken gezeigt. FC Bayern-Coach Vincent Kompany zollte dem Gegner nach dem 5:0-Sieg der Münchner Respekt: „Bochum war sehr aggressiv und hat sehr hoch gepresst. Man hat gesehen, dass sie auch sehr bereit für die Zweikämpfe waren.“ Auch beim 2:4 in Dortmund, wo der VfL mit 2:0 geführt hatte, zeigten die Blau-Weißen vor allem in der ersten Hälfte eine starke Leistung. Dieter Hecking: „Ich habe das Spiel in Dortmund gesehen. Ich fand das Spiel richtig gut, die ersten 35 Minuten waren super. Wenn wir in der Phase das 3:0 machen, gehen wir als Sieger vom Platz. Das Bild, das ich von der Mannschaft habe, ist, dass es Phasen gibt, in denen es richtig gut funktioniert, und dann passiert etwas Unvorhergesehenes und es gibt einen Bruch im Spiel.“ Gelingt es Hecking, diese Brüche durch eine neue Struktur und Stabilität zu verhindern, könnte der VfL mit seiner physischen und durchaus auch nach vorne mutigen Spielweise noch vielen Gegnern wehtun. Der Trainer ist überzeugt: „Wir haben gute Fußballer, die nicht nur kratzen und beißen können. Es wird nicht der filigranste Fußball werden. Wir brauchen viel Leidenschaft, viele Emotionen. Aber wir müssen auch Fußball spielen.“
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