Am vergangenen Samstag gaben diese drei Minuten komprimiert den bisherigen Saisonverlauf des SC Freiburg wieder. Im Auswärtsspiel bei Union Berlin gingen die Badener zunächst in Führung, um nur 111 Sekunden später den Ausgleich zu kassieren. Endstand 1:1 – und das bereits zum dritten Mal im erst fünften Bundesligaspiel. In allen drei Partien hatte Freiburg zunächst in Front gelegen, in allen drei reichte es am Ende nicht zum Sieg. Die Stimmung ist trotz dieser Bilanz nicht schlecht im Breisgau. „Wir nehmen den Punkt gerne mit“, sagte Abwehrspieler Dominique Heintz etwa nach Abpfiff, und auch Torschütze Vincenzo Grifo sieht das Team „auf einem guten Weg“. Worte, die veranschaulichen, dass sich im Breisgau auch nach einem starken achten Platz in der vergangenen Saison niemand überambitionierte Ziele steckt. Die bisherige Punkte-Ausbeute mit sechs Zählern aus fünf Spielen ist nicht gut, aber eben auch nicht schlecht – zumal man mit der bislang einzigen Saison-Niederlage beim 0:4 in Dortmund rechnen konnte. Im DFB-Pokal übersprang Freiburg in der 1. Runde die knifflige Hürde Waldhof Mannheim mit 2:1 und ist somit allumfänglich im Soll – nicht mehr und nicht weniger.
Zuletzt ließ Freiburgs Trainer Christian Streich zweimal in Folge mit derselben Startelf spielen. Möglich aber, dass er gegen die Werkself – wie bereits in Dortmund – von seiner angestammten Viererkette abkehrt und einen dritten Innenverteidiger aufstellt. Zwei etatmäßige Stammspieler muss Streich derzeit ersetzen: Torhüter Mark Flekken, der nach dem Abgang von Alexander Schwolow eigentlich zur Nummer 1 aufgestiegen war, zog sich kurz vor dem Saisonstart eine schwere Ellenbogenverletzung zu und wird wohl bis weit ins neue Jahr hinein ausfallen. Kurzfristig liehen die Freiburger daher Florian Müller aus Mainz aus, der sich bislang als Glücksgriff erwies und dem SC mit einigen starken Paraden schon den einen oder anderen Punkt sicherte.
Weiterhin verzichten muss Freiburg auch auf Mittelfeldspieler Janik Haberer, der sich zum Ende der vergangenen Saison einen Wadenbeinbruch sowie einen Syndesmose-Anriss zuzog und deshalb bislang noch nicht ins Geschehen eingreifen konnte. Haberers Rolle als spielstarken Zentrumsspieler müssen nun andere einnehmen. In erster Linie ruht diese Hoffnung auf Baptiste Santamaria, den Freiburg im Sommer vom französischen Klub SCO Angers verpflichtet hat. Aber auch andere „Neue“ könnten auf dieser Position in den kommenden Wochen in den Fokus rücken. So kam etwa Eigengewächs Lino Tempelmann in Berlin als Einwechselspieler zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz, zudem könnte der Niederländer Guus Til gegen die Werkself erstmals im Freiburger Kader stehen. Der offensive Mittelfeldspieler wurde Anfang September von Spartak Moskau ausgeliehen, gehörte wegen eines Bänderrisses bislang aber noch nicht zum Aufgebot der SC-Profis.
Freiburg ist eine Mannschaft, die gerade zu Beginn der Partie hellwach ist. Das musste die Werkself bereits beim 1:1 in der Vorsaison erfahren, als Lucas Höler bereits nach fünf Minuten getroffen hatte. Und in dieser Spielzeit setzt sich das signifikant fort: Ganze drei Tore erzielte Streichs Team bislang in der Anfangsviertelstunde einer Partie – Ligaspitze gemeinsam mit dem FC Bayern. Zudem ist der Sport-Club traditionell stark nach Standardsituationen, verfügt mit Christian Günter und Vincenzo Grifo über zwei ausgezeichnete Schützen und in Nils Petersen sowie den Innenverteidigern Philipp Lienhart, Dominique Heintz oder Keven Schlotterbeck erstklassige Abnehmer. Vor allem Grifo präsentiert sich derzeit in starker Verfassung, war an drei der vergangenen vier Freiburger Treffer direkt beteiligt.
Die vielen frühen Führungen konnten die Südbadener bislang in zu wenig Zählbares ummünzen. In vier der fünf Saisonspiele lag Freiburg in Front, nur eines davon konnte am Ende gewonnen werden – und auch da wäre es fast noch schiefgegangen: Beim Auftaktsieg in Stuttgart führte der SC bis zur 70. Minute scheinbar komfortabel mit 3:0, musste nach zwei VfB-Treffern aber in den Schlussminuten noch ordentlich zittern. Doch selbst mit diesem Sieg im Gepäck sind sechs verspielte Punkte nach Führung noch geteilter Liga-Höchstwert mit Schlusslicht Mainz.
Dass es nach den Abgängen der beiden Nationalspieler Luca Waldschmidt und Robin Koch sowie Torhüter Schwolow in dieser Saison eher schwieriger als einfacher für den SC Freiburg werden würde, war abzusehen. Doch dass man – wie in der vergangenen Saison – bis zum Ende um die internationalen Plätze mitspielt, erwartet im Breisgau auch niemand. Streich kann daher in Ruhe arbeiten. Ein großer Vorteil, der gemeinsam mit der durch Spieler wie Günter, Grifo und Petersen nach wie vor hohen Kader-Qualität auf jeden Fall zum erneuten Klassenerhalt reichen sollte.
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