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16.02.2024Bundesliga

Gegner-Check: Eine eingespielte Einheit mit großem Selbstvertrauen

In der Voith-Arena treffen am Samstag, 17. Februar (Anstoß: 15.30 Uhr), mit dem 1. FC Heidenheim 1846 und Bayer 04 die beiden Mannschaften mit den aktuell längsten Serien ohne Niederlage aufeinander. Der Aufsteiger von der Schwäbischen Alb spielt eine beachtliche erste Bundesligasaison, hat sich inzwischen auf einen Platz im gesicherten Mittelfeld vorgearbeitet und ist vor allem zu Hause schwierig zu bezwingen. Der Gegner-Check.
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Position

Die jüngste Bilanz beeindruckt: Seit acht Bundesliga-Spielen ist der 1. FC Heidenheim 1846 ungeschlagen. Nur Bayer 04, der kommende Gegner, hat aktuell eine noch längere Serie ohne Niederlage aufzuweisen (21 Spiele, 17 Siege, 4 Remis). Nach Siegen gegen Darmstadt, Mainz und Freiburg ließen die Ostalbstädter zuletzt vier Unentschieden gegen Köln, Wolfsburg, Hoffenheim und Dortmund folgen. Am vergangenen Wochenende schließlich gab Heidenheim beim 125-jährigen Vereinsjubiläum des SV Werder Bremen die Spaßbremse und gewann an der Weser mit 2:1. Auch die Bremer hatten bis dato eine kleine Serie von sieben Spielen ohne Niederlage hingelegt. Aber gegen den FCH gerieten die Jubilare früh in Rückstand. Lennard Maloney per Kopfball nach Ecke von Jan-Niklas Beste (12.) und sechs Minuten später Beste selbst per Abstauber (18.) trafen früh. Bremen gelang zwar fast umgehend der Anschlusstreffer (19.). Aber mit viel Einsatz und dem nötigen Glück – Bremen traf dreimal Aluminium – rettete Heidenheim den knappen Vorsprung über die Zeit.

„Es ging hier heute nicht darum, der Partycrasher zu sein“, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt nach der Partie. „Es ging darum, eine gute Leistung zu bringen. Wir hatten starke 20, 25 Minuten, haben uns viele Eckbälle herausgearbeitet, die heute ausnahmslos alle brandgefährlich waren, wie so oft von Jan-Niklas Beste“, so Schmidt. Und wie so oft in dieser Saison war Beste auch in Bremen wieder einmal Bester seines Teams. Unermüdlicher Antreiber, Vorbereiter, Torschütze. Mit dem zweiten Auswärtssieg in dieser Saison kletterte Heidenheim in der Tabelle auf den 9. Platz. Und dank der 16 Punkte aus den vergangenen acht Bundesliga-Spielen (4 Siege, 4 Unentschieden) hat der Aufsteiger längst einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegsränge. Der Abstand auf Mainz auf Rang 17 beträgt bereits 15 Punkte. Der Blick in die andere Richtung zeigt hingegen, dass die internationalen Plätze nicht mehr so weit entfernt sind: Frankfurt als Sechster hat nur fünf Punkte Vorsprung.

Personal

Frank Schmidt dürfte auch gegen Bayer 04 auf seine eingespielte Formation setzen. Der dienstälteste Bundesliga-Trainer, für den es seine 17. Saison mit den Rot-Blau-Weißen ist, ließ zuletzt zweimal in Folge dieselbe Startelf auflaufen. Vor Torhüter Kevin Müller bildeten Kapitän Patrick Mainka und Benedikt Gimber die Innenverteidigung. Omar Traoré und Jonas Föhrenbach übernahmen die Außenpositionen in der Viererkette. Das Mittelfeld-Zentrum besetzten Lennard Maloney und Jan Schöppner. Maloney ist mit über 250 zurückgelegten Kilometern in 21 Spielen der laufstärkste Profi der Liga. Im Ranking folgen die beiden Leverkusener Granit Xhaka (249,87 km) und Alejandro Grimaldo (244,46 km). Den offensiveren Part im Heidenheimer Mittelfeld übernahmen zuletzt Jan-Niklas Beste und die pfeilschnelle Bremer Leihgabe Eren Dinkci, der mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze im Team ist. Als Doppelspitze fungierten Tim Kleindienst (6 Tore, 3 Assists) und Marvin Pieringer (2 Tore). Nur Innenverteidiger Thomas Keller (Kreuzbandriss) und Stürmer Elidon Qenaj (Trainingsrückstand) stehen gegen die Werkself nicht zur Verfügung.

Prunkstück

Es sei ein Sieg der Leidenschaft in Bremen gewesen, sagte Frank Schmidt nach der Partie an der Weser. Aber auch die fußballerische Qualität seiner Mannschaft habe ihn überzeugt. Der FCH-Trainer hat eine verschworene Einheit aus seinem Team geformt, dessen Selbstbewusstsein in den vergangenen Wochen noch einmal enorm gewachsen ist und das an defensiver Stabilität gewonnen hat. Nur acht Treffer kassierte der FCH zuletzt in den acht ungeschlagenen Spielen. Was die Laufbereitschaft betrifft, ist Heidenheim absolute Spitze in der Liga mit insgesamt 2.557 gelaufenen Kilometern in 21 Partien. „Wir müssen uns weiter quälen und leidensfähig sein“, fordert Schmidt. Den Klub allerdings nur aufs Rennen, Kratzen, Beißen zu reduzieren, wäre völlig falsch. Mit sechs Kontertoren sind die Ostalbstädter gemeinsam mit der Werkself und nach Borussia Dortmund die zweitbeste Mannschaft im offensiven Umschaltspiel. Aufpassen sollte Bayer 04 auch bei den meist von Jan-Niklas Beste getretenen Ecken der Heidenheimer, nach denen sie bereits acht Treffer erzielten – nur die Werkself (9) und Borussia Mönchengladbach (10) sind hier noch erfolgreicher. Beste selbst ist mit sechs Toren und zehn Assists der mit Abstand beste Scorer des FCH.

Probleme

Schon beim 0:0 gegen Dortmund hatten Tim Kleindienst und Co. einige gute Chancen liegen gelassen. Und auch beim 2:1-Erfolg in Bremen vergaben die Gäste einen möglichen höheren Sieg, weil große Möglichkeiten ungenutzt blieben. Allerdings stand den Heidenheimern bei etlichen Bremer Situationen auch das Glück zur Seite, als Werder dreimal nur den Pfosten getroffen hatte. Hinten lässt der FCH seinen Gegnern ohnehin immer noch relativ viel Freiraum. Die 340 zugelassenen Schüsse aufs eigene Tor sind der zweitschlechteste Wert nach Mönchengladbach (362). Auch bei den Standards der Kontrahenten ist Heidenheim verwundbar, musste bereits 14 Treffer nach ruhenden Bällen schlucken.

Prognose

Immer schön geerdet bleiben – mit dieser Maxime sind die Heidenheimer in ihrer ersten Bundesligasaison bislang sehr gut gefahren. Davon rücken sie auch nun in dieser erfolgreichen Phase nicht ab. „Wir sind Aufsteiger, wir wollen die Klasse halten. Wir sollten den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren“, sagte Schmidt im Interview mit SWR-Sport. „Wir haben uns eine gute Position erarbeitet, müssen aber noch ein paar Mal richtig gut strampeln, um die nötigen Punkte zu holen für den Klassenerhalt. Für uns verbietet sich jede Form des Träumens.“ Dabei ist seine Mannschaft gerade zu Hause schwierig zu bezwingen. In der Voith-Arena, deren Spielfeld das höchstgelegene im deutschen Profifußball ist (554,4 Meter über NN), haben die Heidenheimer seit dem 2:5 gegen Augsburg im Oktober 2023 nicht mehr verloren. Nun werden sie es hier in der „Höhenluft“ in den nächsten Wochen nacheinander mit weiteren dicken Brocken zu tun bekommen. Nach der Werkself stellen sich Frankfurt, Mönchengladbach, München und Leipzig vor. Respekt ja, aber Angst haben sie keine vor den großen Namen. „Wir haben jetzt durch die ganze Saison gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagt Kapitän Patrick Mainka. Vor dem anstehenden Duell gegen Bayer 04 weiß Frank Schmidt: „Es wird eine immense Aufgabe, die Unterschiede könnten größer nicht sein.“ Aber der Coach sagt auch: „Man muss im Leben manchmal das Unmögliche probieren, um das Mögliche zu erreichen. Wir wissen aber noch nicht, was das Mögliche für uns bedeutet.“ Abstiegssorgen muss sich auf der Schwäbischen Alb in dieser Saison wohl niemand machen.

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