Nach dem 3:1-Sieg bei Drittligist Erzgebirge Aue in der ersten Runde des DFB-Pokals zeigte sich Gerardo Seoane erleichtert. „Kein Testspiel kann einen Ernstkampf ersetzen, man weiß daher noch nicht genau, wo man steht“, sagte der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach nach dem gelungenen Pflichtspiel-Auftakt seiner Mannschaft und dem Einzug in die zweite Runde. Alle Spiele in der Vorbereitung hatte die Borussia gewonnen, darunter zuletzt einen Doppeltest gegen den französischen Erstligisten Racing Straßburg (2:0, 1:0). In Aue taten sich die Fohlen nur in den ersten 20 Minuten schwer und mussten in dieser Phase auch den frühen Rückstand hinnehmen. Doch nach einer Trinkpause übernahmen die Gäste zunehmend das Kommando. Franck Honorat traf per sehenswertem Fallrückzieher zum verdienten Ausgleich. Julian Weigl vergab unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff vom Elfmeterpunkt die Chance zur Führung, die kurz nach dem Seitenwechsel dann aber Linksverteidiger Luca Netz mit einem Traumtor gelang. Alassane Plea machte schließlich mit dem 3:1 alles klar für dominante Fohlen.
Jetzt will die Borussia den Rückenwind aus Aue mitnehmen ins erste Ligaspiel gegen die Werkself. „Es ist uns eine Ehre, die Bundesligasaison gegen den Deutschen Meister eröffnen zu dürfen“, sagt Seoane, Vorgänger von Xabi Alonso bei Bayer 04, in einem Interview mit dem kicker. „Wir verspüren eine riesige Vorfreude und wissen um die Herausforderung, die auf uns wartet. Für mich zählt Leverkusen erneut zu den Top-Favoriten auf die Meisterschaft.“ Dennoch rechnet sich Mönchengladbachs Coach etwas aus gegen Schwarz-Rot. „Ich glaube, dass wir wettbewerbsfähiger sind als zu Beginn der vergangenen Saison. Wir haben jetzt eine robustere Mannschaft, und ich erkenne in einigen Bereichen eine positive Entwicklung. Dazu ein voller Borussia-Park, da kann schon eine Atmosphäre entstehen, in der für uns etwas zu holen ist.“
Nach drei schwierigen Jahren wollen die Fohlen in der Bundesliga nun den Turnaround schaffen. Zweimal Platz zehn, in der vergangenen Saison gar nur Rang 14 – das entspricht nicht der eigenen Erwartungshaltung. Das Ziel für die neue Spielzeit ist deshalb klar formuliert. „Borussia Mönchengladbach gehört in die obere Tabellenhälfte“, sagt Sport-Geschäftsführer Roland Virkus.
Die drei Neuzugänge Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim), Kevin Stöger (VfL Bochum 1848) und Philipp Sander (Holstein Kiel) bringen viel Erfahrung mit ins Fohlen-Team. Sie sollen mit ihrer Mentalität und Führungsstärke jungen Spielern wie Luca Netz, Joe Scally und Rocco Reitz zur Seite stehen, sie in ihrer Entwicklung unterstützen. In der Mannschaft bildet das neue Trio eine Art Mittelachse. Sander, der als Kapitän maßgeblichen Anteil am Bundesliga-Aufstieg der Kieler hatte, ist als Sechser neben Julian Weigl oder Rocco Reitz eingeplant.
Als Spielgestalter war Kevin Stöger in der vergangenen Saison nicht nur Dreh- und Angelpunkt bei den Bochumern, sondern mit sieben Treffern auch deren erfolgreichster Torschütze. Auch in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf war der 30 Jahre alte Österreicher ein entscheidender Mann: Er brachte den VfL mit seinem verwandelten Elfmeter zum 3:0 in die Verlängerung, traf schließlich auch beim Elfmeterschießen und feierte mit Bochum den Klassenerhalt. Tim Kleindienst, der klassische Neuner, erzielte zwölf Tore für Heidenheim und damit die meisten für den Aufsteiger in dessen erster Bundesligasaison. In der Vorbereitung stellte der 1,94 Meter große Mittelstürmer auch für die Borussia seine Klasse schon unter Beweis. Kleindienst erzielte den Treffer beim 1:0-Sieg im letzten Testspiel gegen Straßburg und war zuvor beim 3:1 gegen die U21 von Premier-League-Aufsteiger Ipswich Town doppelt erfolgreich – jeweils per Kopf. Der Neu-Mönchengladbacher geht entsprechend optimistisch mit seinem Klub in die Saison. „Die fußballerische Qualität ist da, es geht eher ein bisschen darum, auch eine gewisse Arschloch-Mentalität zu entwickeln“, sagt Kleindienst. Worte, die Sport-Geschäftsführer Roland Virkus gefallen haben dürften. Der jedenfalls ist sicher, dass die drei Neuen „Leadership auf unterschiedlichen Positionen und eine große Portion Persönlichkeit mitbringen“.
Eine große Persönlichkeit des Klubs hat hingegen vor einer Woche seinen Abschied über ein emotionales Video verkündet: Christoph Kramer löste seinen Vertrag bei der Borussia auf und ließ offen, wohin sein Weg führen wird. „Das Ding hier war mein Leben“, sagte der 33 Jahre alte gebürtige Solinger unter Tränen. Kramer, Weltmeister 2014, hatte viele Jahre in der Jugend von Bayer 04 gespielt und war 2015 für eine Saison von Mönchengladbach unters Kreuz zurückgekehrt. Insgesamt absolvierte der Mittelfeldspieler 271 Bundesliga-Partien.
Für das Bundesliga-Auftaktspiel am Freitagabend gegen die Werkself kann Gerardo Seoane wohl wieder auf seinen Innenverteidiger Nico Elvedi setzen, der wegen einer Sprunggelenk-Verletzung in Aue noch gefehlt hatte. Auch Außenstürmer Robin Hack, der in der vergangenen Saison mit zehn Treffern erfolgreichster Torschütze des Klubs war und der weite Teile der Vorbereitung verletzungsbedingt verpasst hat, steht wieder zur Verfügung. Linksaußen Yvandro Borges Sanches (Kreuzbandriss) wird noch ausfallen.
In den vergangenen Jahren erwies sich die Abwehr oft als die Achillesferse der Mönchengladbacher. In der zurückliegenden Saison kassierte die Borussia 67 Gegentore, nur Bochum (74) und Absteiger Darmstadt (86) waren defensiv noch schwächer. „Wir müssen viel kompakter verteidigen als vergangene Saison, wir müssen aktiver gegen den Ball sein, wir müssen physisch an die Grenze gehen“, fordert deshalb Seoane, der in der Abwehr große Hoffnungen in Ko Itakura setzt. Der Japaner war in der Vorsaison monatelang wegen einer Bänderverletzung ausgefallen und fand danach nie richtig in den Rhythmus. „Wir sind von seiner Qualität extrem überzeugt, Ko kann ein ganz wichtiger Spieler werden.“
Dass der Borussia in der vergangenen Spielzeit die Konstanz fehlte, zeigt auch ein Blick auf die folgende Zahl: Insgesamt 31 Punkte hat das Team nach einer Führung noch abgegeben – das ist der schlechteste Wert aller Bundesligisten. Auch deshalb gelte es, Ballverluste weiter zu reduzieren, so Seoane. „Insgesamt geht es darum, weniger Angriffe und weniger Flanken zuzulassen. Das heißt, an der Kompaktheit zu arbeiten, aber auch offensiver zu denken, mehr Ballbesitz zu erreichen.“
Vorsicht bei den Standards der Borussen: Schon in der vergangenen Saison erzielten die Fohlen 20 Treffer nach ruhenden Bällen – der drittbeste Wert der Liga. Mit dem kopfballstarken Tim Kleindienst und dem ausgewiesenen Standard-Spezialisten Kevin Stöger könnten sie hier nun noch gefährlicher werden. Auch über ihr Umschaltspiel kam das Seoane-Team zu vielen Toren in der Vorsaison. Bester Vorbereiter war dabei der Franzose Franck Honorat mit elf Assists. Der Neuzugang Stöger kam für Bochum auf zehn Vorlagen. Beide zählten damit zum oberen Drittel in dieser Statistik. „Wir spielen und verteidigen aktiver, das haben die Tests schon gezeigt“, sagt Seoane. „Ich erkenne Fortschritte bei der Spielkontrolle, bei der Balance, bei der Schnelligkeit im Angriffsspiel.“ Klar ist also: Die Offensive von Mönchengladbach hat durch Stöger und Kleindienst an Qualität noch einmal gewonnen.
Am 8. Spieltag der VBL Club Championship waren die eSportler von Bayer 04 gegen den formstarken 1. FC Köln gefordert. Die Domstädter kassierten in der laufenden Saison erst eine Niederlage und haben sich in der Spitzengruppe der Nord-West-Division festgesetzt.
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Mehr zeigenViel Kampf und der späte Lohn: Die Werkself hat am 6. Spieltag der UEFA Champions League 1:0 (0:0) gegen Inter Mailand gewonnen. Schwarz-Rot dominierte das Geschehen von Anfang an, tat sich aber bis zum Ende gegen defensivorientierte Italiener schwierig. Am Ende aber schlug Leverkusen doch noch in Person von Nordi Mukiele zu, der zum 1:0-Endstand traf (90.). Durch die drei Punkte steht Bayer 04 vorübergehend auf Platz zwei der Tabelle.
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