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31.03.2023Bundesliga

Gegner-Check: Die wiederentdeckte Liebe zur Null

Am Samstag, 1. April (Anstoß: 15.30 Uhr), wartet in der Veltins-Arena ein hartes Stück Arbeit auf die Werkself. Der FC Schalke 04 ist trotz einiger Personalsorgen gut drauf und in der Rückrunde neben Borussia Dortmund die einzige noch ungeschlagene Mannschaft. Auf wen und was die Königsblauen im Kampf um den Klassenerhalt setzen können, verrät der Gegner-Check.
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Position

Die Schalker Serie hielt auch in Augsburg: Mit dem 1:1 bei den Fuggerstädtern vor der Länderspielpause blieben die Königsblauen auch im achten Rückrundenspiel ohne Niederlage. Zwei Siege und sechs Remis stehen zu Buche für das Team von Trainer Thomas Reis. Der 49-Jährige hatte den Cheftrainerposten Ende Oktober vergangenen Jahres von Frank Kramer übernommen. Reis wiederum war nach dem sechsten Spieltag der laufenden Saison vom VfL Bochum 1848 freigestellt worden. Nun hat er auf Schalke für Stabilität und Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt gesorgt. Als Vorletzter liegt S04 mit 21 Punkten gleichauf mit dem Tabellen-16. Hertha BSC und nur einen Punkt hinter der TSG 1899 Hoffenheim auf Rang 15. Auch Bochum ist als Tabellen-14. mit vier Punkten Vorsprung in Reichweite.

Noch Anfang dieses Jahres sah es sehr viel bedrohlicher für die Schalker aus. Nach der 1:6-Heimniederlage gegen RB Leipzig fand sich der Klub auf dem letzten Platz wieder und hatte bereits sieben Punkte Rückstand auf die Ränge 15 und 16. Es war offensichtlich eine Pleite mit „Hallo-Wach-Effekt“. Anschließend spielte man viermal in Folge 0:0 (gegen den 1. FC Köln, bei Borussia Mönchengladbach, gegen den VfL Wolfsburg und beim 1. FC Union Berlin), gewann gegen den VfB Stuttgart (2:1) und in Bochum (2:0) und erkämpfte sich im 100. Bundesliga-Revierderby zu Hause gegen Borussia Dortmund nach zweimaligem Rückstand ein 2:2. Ein wichtiger Punkt fürs königsblaue Selbstbewusstsein. Etwas anders bewertete Thomas Reis das 1:1 beim FC Augsburg am vergangenen Wochenende, bei dem die Knappen nach der Roten Karte gegen FCA-Profi Ermedin Demirovic fast die gesamte zweite Halbzeit in Überzahl spielten. „Es ist schwierig zu beurteilen, ob wir zwei Punkte verloren oder einen gewonnen haben“, sagte der Coach. Immerhin konnte sein Team, das gegen dezimierte Fuggerstädter klar dominierte, durch das Elfmetertor von Marius Bülter in der dritten Minute der Nachspielzeit noch ein Remis retten.

Personal

Verzichten muss Reis beim Spiel gegen die Werkself unter anderem auf Innenverteidiger Moritz Jenz. Der 23-Jährige, im Januar vom französischen Erstligisten FC Lorient ausgeliehen, zog sich in Augsburg eine Oberschenkelzerrung zu. Dafür könnte Thomas Ouwejan, der zuletzt ebenfalls wegen muskulärer Probleme vier Spiele pausieren musste, am Samstag in den Kader zurückkehren. Der 26 Jahre alte Niederländer sammelte kürzlich beim Testspiel gegen den niederländischen Klub VVV Venlo (2:0) eine Halbzeit lang Spielpraxis. Ob es schon für einen längeren Einsatz gegen die Werkself reicht, ist offen. Sollte der Linksverteidiger in der Startelf stehen, könnte der deutsche U21-Nationalspieler Henning Matriciani anstelle von Jenz auf die Innenverteidiger-Position neben Maya Yoshida rücken. In den vergangenen Partien überzeugte Matriciani auf der linken Abwehrseite und zählt spätestens seit seiner starken Leistung im Revierderby gegen den BVB zu den Publikumslieblingen auf Schalke. Aber auch Leo Greiml ist eine Alternative für die Innenverteidigung. Auf der rechten Defensivseite ist Cédric Brunner gesetzt.

Ausfallen werden am Samstag neben Jenz noch einige weitere S04-Profis: Die Abwehrspieler Jere Uronen (Adduktorenprobleme), Marcin Kaminski (Rückenverletzung) und Sepp van den Berg (Nachwirkungen seiner Fußverletzung) stehen ebenso nicht zur Verfügung wie Mittelfeldakteur Soichiro Kozuki (Sprunggelenks-Operation) und Stürmer Sebastian Polter (Kreuzbandverletzung). Der 32-Jährige, der sich seine Verletzung erst Anfang des Jahres im Trainingslager zugezogen hatte, macht allerdings beim Genesungsprozess schnellere Fortschritte als erwartet und ist bereits auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. „Es wäre super, wenn er in dieser Saison noch ein, zwei Spiele bestreiten könnte“, sagte S04-Teammanager Gerald Asamoah. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Winter-Zugang Tim Skarke. Den vom 1. FC Union Berlin ausgeliehenen Außenstürmer plagten zuletzt Fußprobleme. „Bei ihm müssen wir von Tag zu Tag schauen“, so Asamoah. Auch für Stürmer Kenan Karaman, der gerade einen Muskelfaserriss in der Wade auskuriert, könnte es eng werden.

Aber es gibt im Hinblick aufs Personal auch positive Entwicklungen aus Schalker Sicht: Mittelfeld-Antreiber Dominick Drexler, der seit Anfang März wegen Oberschenkelproblemen pausieren musste, ist gegen Bayer 04 wieder eine Option. Die unter der Woche vorzeitig von ihren Nationalmannschaften abgereisten Tom Krauß und Alex Kral dürften am Samstag ebenfalls wieder zur Verfügung stehen. Ein Kader-Comeback könnte zudem Kapitän Danny Latza geben, der seinen Muskelfaserriss auskuriert hat.

Prunkstück

„Die Null muss stehen“, diese Maxime stammt von Schalkes Kult-Trainer Huub Stevens. Die Königsblauen scheinen sich daran erinnert zu haben. In acht Rückrundenspielen hat der FC Schalke 04 fünf Mal zu Null gespielt und erst vier Gegentore kassiert. Das ist Bestwert in der Liga. Zum Vergleich: Die direkten Konkurrenten TSG Hoffenheim und Hertha BSC mussten im selben Zeitraum mehr als viermal so viele Gegentore hinnehmen, nämlich jeweils 18. Und selbst der FC Bayern München und Bayer 04 stehen bei jeweils zwölf Gegentreffern.

Dass die Schalker in der Rückrunde so schwer zu knacken sind, liegt zum einen an ihrem aggressiven Zweikampfverhalten und an intensiver Laufarbeit. Vor der Partie beim FC Augsburg hatte Thomas Reis vor der unangenehmen Spielweise der Fuggerstädter gewarnt, aber gleich hinterhergeschoben: „Im Endeffekt sind wir genauso eklig.“ Zum anderen ist die neue defensive Stabilität eng mit dem Namen Ralf Fährmann verbunden. Als der Keeper am 18. Spieltag beim torlosen Remis gegen Köln sein Saisondebüt gab, begann die aktuelle Serie. Standen die Schalker am 17. Spieltag noch abgeschlagen auf dem letzten Platz und stellten mit 41 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga, so sind sie aktuell das beste Defensivteam und rangieren in der Rückrundentabelle auf Platz acht. Fährmann weist mit 86,7 % die beste Paraden-Quote aller Torhüter auf.

Wie der 34-Jährige der große Rückhalt für die Königsblauen ist, so ist Marius Bülter im Angriff derzeit der Torgarant für sein Team. In den vergangenen vier Spielen traf der am vergangenen Mittwoch 30 Jahre alt gewordene Linksaußen jeweils einmal. An seinem Geburtstag durfte er sich über die „Tor des Monats“-Medaille freuen, die er für seinen Hackentreffer beim 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart bekam. Insgesamt erzielte der Stürmer bislang sieben Treffer (zwei Assists).

Probleme

Mit Ausnahme von Bülter fehlt es im Angriff der Knappen an Durchschlagskraft. Nur 21 Tore in 25 Spielen: Keine Mannschaft traf seltener als der FC Schalke 04. Der im Januar 2023 nach der Verletzung von Sebastian Polter von Royal Antwerpen ausgeliehene Schweizer Michael Frey konnte bislang noch nicht einnetzen, bereitete aber immerhin drei Treffer vor. Neben Bülter erzielten nur Simon Terodde (3) und Dominick Drexler (3) mehr als ein Tor. Es wundert nicht, dass das Reis-Team in puncto Schussgenauigkeit und Chancenverwertung die schlechtesten Werte aller Bundesligisten aufweist.

Prognose

Keine Frage, die formstarken Schalker haben Lunte gerochen. Lange Zeit hielten sie die Rote Laterne fest in Händen. Das 1:6 zu Hause gegen Leipzig vor gut acht Wochen scheint auch dem Letzten im Team die Augen geöffnet zu haben. Seitdem zeigt der Traditionsklub ein völlig anderes Gesicht, hat den Abstiegskampf angenommen und sich aufs Malochen besonnen. Und für Thomas Reis steht fest, „dass das auch die Spielweise ist, die wir bis zum Ende durchziehen werden“. Schon die nächsten drei Spiele bis Mitte April werden extrem wichtig für die Königsblauen.

Nach der Heimpartie gegen die Werkself folgen zwei Duelle gegen direkte Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. Sollte der FC Schalke 04 in den Spielen bei der TSG 1899 Hoffenheim am 9. April und zu Hause gegen Hertha BSC am 14. April ordentlich punkten, könnte dies ein Befreiungsschlag und ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt sein. Aber schon vor der Begegnung mit der Werkself verspricht Reis: „Wir werden uns sicher nicht wie das Kaninchen vor der Schlange verhalten. Wenn du Leverkusen schlagen willst, musst du alles abrufen. Und genau das werden wir.“

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