Gegner-Check: Die TSG auf dem Weg zu mehr Konstanz

Am vergangenen Mittwoch war im DFB-Pokal in Dortmund Endstation für die TSG Hoffenheim. In der Bundesliga aber sind die Kraichgauer voll im Soll. Am Samstag, 4. November (Anstoß: 15.30 Uhr), empfängt das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo die Werkself in der PreZero Arena. Und dann will der Tabellensechste gegen den Spitzenreiter möglichst seine Heimbilanz verbessern. Der Gegner-Check.
crop_imago1036172819h.jpg

Position

Es war die erste Auswärtsniederlage in dieser Saison für die TSG, aber die Enttäuschung über das Pokal-Aus bei Borussia Dortmund am Mittwochabend hielt sich dennoch in Grenzen. Was vor allem daran lag, dass die Kraichgauer beim 0:1 im Signal Iduna Park einmal mehr in dieser Saison eine ordentliche Leistung gezeigt haben. Hauptfaktor für die knappe Niederlage sei die fehlende Durchschlagskraft gewesen, analysierte Verteidiger Kevin Akpoguma nach der Partie, in der die TSG schon in der zweiten Minute die große Chance zur Führung vergab. Mergim Berisha scheiterte aus kurzer Distanz an dem auf der Linie klärenden Nico Schlotterbeck. „Der BVB war dann aber dominanter und besser im Spiel“, zog Hoffenheims Coach Pellegrino Matarazzo ein ehrliches Fazit. „Wir haben es in der zweiten Hälfte trotz einer gewissen Kontrolle nicht geschafft, Chancen herauszuspielen. Deshalb sind wir auch verdient nicht weitergekommen.“

In der Bundesliga hingegen läuft es für die TSG bisher sehr gut. Mit 15 Punkten nach sieben Spieltagen hatte der Klub den besten Saisonstart seiner Bundesliga-Historie hingelegt. Es folgte zwar mit der 2:3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt ein Dämpfer, aber am vergangenen Wochenende gewannen die Sinsheimer 3:1 beim VfB Stuttgart, der Überraschungsmannschaft dieser Spielzeit. „Das war sehr wichtig nach dem letzten Spiel, wir haben die richtige Reaktion gezeigt“, freute sich Wout Weghorst. Aktuell steht Hoffenheim mit 18 Punkten auf Rang sechs, nur drei Punkte hinter den Plätzen drei und vier. Erstaunlich ist der Kontrast zwischen Heim- und Auswärtsbilanz: Während das Matarazzo-Team nur eines von vier Heimspielen gewinnen konnte, sind sie in fünf Auswärtspartien bis dato ohne Punktverlust.

Personal

Vier Wochen lang musste die TSG auf ihren Topstar Andrej Kramaric verzichten. Der Kroate hatte sich Ende September einen Bluterguss im Oberschenkel zugezogen. Auch beim Pokalspiel am Mittwochabend in Dortmund war der Torjäger noch nicht an Bord. Gut möglich aber, dass Kramaric am Samstag gegen die Werkself wieder zur Verfügung steht. Gleiches gilt für Stanley Nsoki, der Verteidiger fehlte zuletzt wegen Problemen an der Patellasehne. Fraglich ist hingegen, ob die beiden Stamm-Schienenspieler Robert Skov (Achillessehnenprobleme) und Pavel Kaderabek (Schmerzen an beiden Wadenbeinköpfchen) gegen Bayer 04 wieder einsatzbereit sind. Beide fehlten im Pokalspiel beim BVB verletzungsbedingt.

In der Dreierkette ist Ozan Kabak wieder eine Alternative für die Startformation. Der Türke hatte in Stuttgart wegen einer Schulterverletzung passen müssen, kam in Dortmund aber nach einer Stunde für Kevin Akpoguma aufs Feld. Kabak sah zwar kurz vor Ende der Partie die Gelb-Rote Karte, die Sperre aus dem Pokalspiel gilt aber nicht für die Bundesliga. Die zwei anderen Positionen in der Kette dürften erneut John Brooks und Kevin Vogt einnehmen. Im Mittelfeld ist offen, ob Matarazzo wieder auf Florian Grillitsch setzen kann. Der Österreicher fehlte in Dortmund aufgrund von Beschwerden im Oberschenkel. In der Zentrale unverzichtbar ist Grischa Prömel, der neben Torhüter Oliver Baumann als einziger TSG-Akteur bis dato immer in der Startformation stand.

Shootingstar bei den Kraichgauern ist Maximilian Beier. Der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft war zuletzt zwei Jahre an Hannover 96 ausgeliehen und ist seit seiner Rückkehr zur TSG dort mit sechs Toren und vier Assists fulminant durchgestartet. Beier zählt damit aktuell zu den vier besten Scorern der Liga. „Maxi ist bei der TSG vom Akademiespieler zum Profi gereift und somit ein weiteres Paradebeispiel für den Hoffenheimer Weg“, sagt Alexander Rosen, Geschäftsführer Sport, über die Entwicklung des 21 Jahre alten Offensivspielers, dessen Vertrag unlängst vorzeitig bis 2027 verlängert wurde. An seiner Seite im Angriff stand in den vergangenen Ligapartien Neuzugang Wout Weghorst, der im Sommer vom FC Burnley ausgeliehen worden ist.

Prunkstück

Fangen wir beim Torhüter an: Oliver Baumann, so schrieb der kicker kürzlich, werde „wie gut gereifter Whiskey im Alter immer wertvoller für die TSG“. Der 33 Jahre alte Kapitän zeigte beim 3:2-Sieg in Stuttgart am vergangenen Wochenende einmal mehr eine überragende Leistung. Baumann, der seit über neun Jahren das Tor der Kraichgauer hütet, parierte in dieser Partie zum zwölften Mal einen Strafstoß und zog damit in die ewige Top Ten der Elfmeterkiller ein. Schon am 2. Spieltag in Heidenheim (3:2) hatte Baumann einen Elfmeter gehalten.

Mit dem Erfolg beim Aufsteiger begann eine beeindruckende Serie der TSG. Bislang gewannen die Sinsheimer alle fünf Auswärtsspiele in der Liga. Damit führen sie die Auswärtstabelle an und haben aktuell nach neun Spieltagen schon mehr Punkte auf fremden Plätzen geholt (15) als in der gesamten Vorsaison (13). Was unter anderem an der Konterstärke der TSG liegt, die bereits drei Treffer nach schnellen Gegenstößen erzielte. Ein weiterer Trumpf: die Standards. Sieben Treffer nach ruhenden Bällen erzielte Hoffenheim bis dato – nur die Bayern trafen einmal mehr nach solchen Spielsituationen. Mit insgesamt 20 erzielten Toren zählt das Matarazzo-Team zu den Top 5 der offensivstärksten Mannschaften. Mit Beier (6), Kramaric (4) und Weghorst (1) verfügt Hoffenheim im Angriff über ein torgefährliches Trio.

Probleme

Eigentlich erstaunlich, dass die TSG ihre Offensivstärke bislang zu Hause noch kaum auf den Platz bringen konnte. Lediglich gegen den VfL Wolfsburg (3:1) gewann man in der PreZero Arena. Die anderen drei Heimspiele verloren die Kraichgauer gegen Freiburg (1:2), Dortmund (1:3) und Frankfurt (1:3). Vor allem gegen die Eintracht habe man sich „durch individuelle Fehler selbst gekillt“, erklärte Matarazzo. Fakt sei auch, dass „das Spiel gegen tief stehende Gegner aktuell nicht unsere Stärke ist“. Der Coach sieht bei seiner Mannschaft noch Steigerungspotenzial beim richtigen Umgang mit Spielsituationen. „In jeder Phase des Spiels den richtigen Schlüssel zu haben, um noch effizienter zu sein und das mit hundertprozentiger Überzeugung durchzuziehen, das ist für mich ein Entwicklungsschwerpunkt.“

Prognose

So turbulent wie in der Vorsaison, in der die TSG den Klassenerhalt erst spät sichern konnte, soll es in dieser Spielzeit natürlich nicht mehr zugehen. Pellegrino Matarazzo hat den Auftrag, das Team zu alter Spielstärke zurückzuführen. Vor allem aber soll der 45-Jährige der Mannschaft zu mehr Konstanz und Stabilität verhelfen. Denn in den vergangenen beiden Saisons hatte es bedenkliche Schwankungen und Einbrüche im Leistungsniveau gegeben. Die TSG scheint hier auf einem guten Weg. Sie ist aktuell die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga. Sollten zukünftig auch in Sinsheim häufiger drei Punkte eingefahren werden, dürften die Kraichgauer nach drei enttäuschenden Saisons auf den Plätzen zwölf (2022/23), neun (2021/22) und elf (2020/21) vielleicht diesmal wieder an den internationalen Rängen schnuppern. Mit dem Tabellenführer aus Leverkusen steht am Samstag der nächste Härtetest auf dem Programm.

Ähnliche News