Nach dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2019 war es für den 1. FC Union Berlin stetig nach oben gegangen. Auf Platz 11 folgten die Ränge 7 und 5. Und in der vergangenen Saison qualifizierten sich die Köpenicker als Vierter sogar erstmals für die UEFA Champions League. Doch die aktuelle Spielzeit entwickelte sich schwierig für Union. Mitte November 2023 trennte sich der Klub von seinem langjährigen Trainer Urs Fischer. Unter dessen Nachfolger Nenad Bjelica schlossen die Eisernen die Hinrunde als Tabellen-15. ab. In der Champions League schieden sie in einer Gruppe mit Real Madrid, dem SSC Neapel und Sporting Braga sieglos als Vierter aus.
Im laufenden Kalenderjahr aber gelang Bjelica mit seiner Mannschaft die Trendwende. In der Rückrunde sammelte Union bislang in zehn Spielen 15 Punkte. Damit hat der Klub bereits jetzt einen Zähler mehr geholt als in der gesamten Hinrunde in 17 Spielen (14). Aktuell rangieren die Eisernen auf Platz 12. Mit neun Punkten Vorsprung vor dem Relegationsplatz dürften sie bei noch sieben ausstehenden Spielen mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben.
Am vergangenen Wochenende holten die Berliner bei Eintracht Frankfurt einen Punkt (0:0). Trainer Nenad Bjelica konnte mit dem Resultat gut leben: „Ich bin zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Beide Teams hatten gute Chancen, weswegen das Ergebnis so in Ordnung geht. Ich bin froh, dass wir hinten die Null halten konnten und über 90 Minuten konsequent verteidigt haben.“ Schritt für Schritt will der 52 Jahre alte Kroate seine Mannschaft wieder in höhere Regionen führen. Und befindet sich dabei auf einem guten Weg: In der Rückrunden-Tabelle belegt Union Platz 7 – nur einen Punkt und einen Rang hinter dem FC Bayern München.
Gegen die Werkself muss Trainer Bjelica verletzungsbedingt auf Jérôme Roussillon, Janik Haberer und Jakob Busk verzichten. Der offensive Mittelfeldspieler András Schäfer, der beim 0:2 in Stuttgart die Rote Karte gesehen hatte, steht gegen Bayer 04 wieder zur Verfügung. In der Defensive hat sich Winter-Zugang Kevin Vogt (TSG Hoffenheim) im Zentrum der Dreierkette auf Anhieb als unverzichtbar erwiesen und zum Abwehrchef aufgeschwungen. Neben ihm sind Diogo Leite (links) und Danilho Doekhi (rechts) gesetzt. Letzterer hat nicht nur die besten Zweikampfwerte bei den Eisernen. Der kopfballstarke Verteidiger ist für den kicker auch der beste Feldspieler bei Union.
Im defensiven Mittelfeld sorgen Rani Khedira und Lucas Tousart auf der Doppelsechs für viel Stabilität. Als Schienenspieler ist Robin Gosens auf der linken Seite mit sechs Treffern bislang der torgefährlichste Akteur bei Union. Auf der rechten Bahn wechseln sich Josip Juranovic und der 37 Jahre alte Kapitän Christopher Trimmel ab. Im Angriff sind nach den beiden Winter-Abgängen von Sheraldo Becker (Real Sociedad) und Kevin Behrens (VfL Wolfsburg) die Karten neu gemischt worden. Der im Januar dieses Jahres von der PSV Eindhoven zur Union gewechselte Yorbe Vertessen hat sich in den vergangenen Wochen in die Stammelf gespielt. Der Belgier traf beim 2:1-Sieg gegen den SV Werder Bremen vor drei Wochen erstmals für die Köpenicker und bereitete den zweiten Treffer vor. Auch Mittelstürmer Mikkel Kaufmann stand zuletzt zweimal in Folge in der Anfangsformation. Bester Vorbereiter des Teams ist der ehemalige Leverkusener Kevin Volland mit vier Assists. Der 31-Jährige kam in den beiden vergangenen Partien jeweils von der Bank. Dreh- und Angelpunkt in der Offensive war in den vergangenen Wochen der US-Amerikaner Brenden Aaronson, der beim wichtigen Sieg gegen Bremen sein zweites Saisontor erzielte.
Mit ihren schnellen Offensivkräften Brenden Aaronson und Yorbe Vertessen sind die Berliner im Umschaltspiel wieder sehr gefährlich. Nach Ballgewinn geht es über die Flügel zügig nach vorne. Spielerisch hat Union im Vergleich zur Hinrunde deutliche Fortschritte gemacht. Das leidenschaftliche Verteidigen zählt seit jeher zu den Stärken der Köpenicker, die in der Rückrunde mit nur zehn Gegentreffern hinter der Werkself und Borussia Dortmund (jeweils 7) die drittstärkste Defensive der Liga stellen. „In erster Linie geht es uns wieder darum, das Tor zu schützen und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Das ist die Basis“, sagt Sechser Rani Khedira.
Das 0:0 zuletzt in Frankfurt war bereits das 14. Saisonspiel, in dem Union kein Treffer gelang – das ist Liga-Höchstwert. An Möglichkeiten mangelte es freilich auch bei der Eintracht nicht. Die Chancenverwertung der Hauptstädter aber ist ausbaufähig. Nur der 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05 weisen hier noch schlechtere Werte auf und haben noch weniger Tore erzielt als die Eisernen, die auf 25 Saisontreffer kommen.
Das Selbstvertrauen der Köpenicker ist in der Rückrunde stetig gewachsen. Der Klassenerhalt dürfte bei neun Punkten Vorsprung vor dem Relegationsplatz in trockenen Tüchern sein. Der Abstand auf einen internationalen Rang beträgt sieben Zähler. Union befindet sich im gesicherten Mittelfeld des Tableaus. Was angesichts der unerfreulichen Hinrunde positiv zu bewerten ist. „Es sah ja auch ganz lange anders für uns aus. Da waren wir da, wo gar keiner hinwill“, erklärte Robin Gosens unlängst in der ZDF-Sendung das aktuelle sportstudio. Und mit Blick auf die restlichen Saisonspiele sagte der linke Schienenspieler: „Ich glaube, wir schulden den Fans noch ein paar Siege.“ Ob der nächste Dreier im Stadion An der Alten Försterei ausgerechnet gegen den Tabellenführer gelingen kann? Routinier Kevin Vogt freut sich jedenfalls auf die anstehende Aufgabe gegen die Werkself: „Die haben ein super Selbstvertrauen und spielen eine klasse Saison. Ich habe richtig Bock, gegen sie zu spielen. Aber wir brauchen schon einen sehr guten Tag, viel Spielglück und viel Herz. Das werden wir auf den Platz bringen.“ Vielleicht hilft dabei ja auch das Star-Trek-Trikot, in dem die Unioner an diesem Samstag einmalig auflaufen werden...
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