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24.02.2022Bundesliga

Gegner-Check: Die Arminia kommt in Fahrt

Nach schwierigen ersten Monaten in der laufenden Saison hat sich der DSC Arminia Bielefeld inzwischen stabilisiert. Die Werkself wird am Samstag, 26. Februar (15:30 Uhr), in der BayArena erneut auf einen Gegner treffen, der zu den defensivstärksten Teams der Bundesliga gehört.
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Position

Fast drei Monate hatte der DSC Arminia Bielefeld im vergangenen Jahr auf den ersten Saisonsieg warten müssen: ein 1:0 zu Hause gegen den VfB Stuttgart am 11. Spieltag. Und noch Mitte Dezember 2021 sah die Welt für die Ostwestfalen ziemlich düster aus. Nach dem 0:2 bei Hertha BSC am 15. Spieltag betrug ihr Abstand auf den Relegationsplatz sechs Punkte, auf Rang 15 gar sieben Zähler. Und heute? Aktuell stehen die Bielefelder auf dem 14. Tabellenplatz und haben drei Punkte Vorsprung vor dem FC Augsburg auf Rang 16. Was ist in diesen zwei Monaten beim DSC passiert?

Bis Jahresende 2021 holte die Arminia aus den letzten drei Spielen noch sieben Punkte, im neuen Jahr sammelte die Mannschaft von Trainer Frank Kramer in den bisherigen fünf Partien weitere acht Zähler. Die Bilanz aus den vergangenen acht Spielen: vier Siege, drei Remis, nur eine Niederlage (0:2 bei der TSG Hoffenheim). Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – das scheint das Motto der Bielefelder in dieser Saison zu sein. Mit zehn Unentschieden sind sie die Remis-Könige der Liga. Pünktchen um Pünktchen haben sie sich hochgearbeitet in der Tabelle. Aber inzwischen gewinnt der DSC eben auch – und bei all seinen fünf Siegen bisher sogar zu null. Wie am vergangenen Wochenende, als das Kramer-Team den 1. FC Union Berlin mit 1:0 in der heimischen SchücoArena bezwang.   

PERSONAL

Als Vereinsikone Fabian Klos vor knapp zwei Wochen bekanntgab, dass er die Arminia im Sommer verlässt, sorgte diese Nachricht im sonst so beschaulichen Ostwestfalen für einiges Aufsehen. In 11 Jahren erzielte der Bielefelder Rekord-Torschütze in 383 Pflichtspielen 162 Tore für den DSC. Mit dem Abschied des 34-jährigen Mittelstürmers endet eine Ära auf der Alm. Klos stand in den vergangenen drei Partien zwar nicht mehr in der Startformation, weil Frank Kramer in der Sturmspitze zuletzt auf den 23-jährigen Janni Serra baute. Aber der ehemalige Kapitän hat innerhalb des Teams immer noch ein sehr hohes Standing.

Das besitzt auch der derzeitige stellvertretende Spielführer Stefan Ortega Moreno. Der 29-jährige Torhüter hat nach Mark Flekken (SC Freiburg) und Manuel Riemann (VfL Bochum 1848) die beste Abwehrquote (73,4 %) aller Bundesliga-Keeper. In der Defensive gesetzt sind meist auch die Innenverteidiger Amos Pieper und Joakim Nilsson sowie die Außenverteidiger Cédric Brunner und Jacob Laursen. Vor allem in der Abwehr verfügt Kramer aber in Guilherme Ramos, Andres Andrade und Nathan de Medina über ordentliche Alternativen. „Wir sind inzwischen so eng beieinander, dass man auch einmal nach taktischen Gesichtspunkten und nach dem, was gegen welchen Gegner gefordert ist, entscheiden kann“, sagt Kramer.

Die Zentrale im Mittelfeld besetzen in der Regel der Grieche Sebastian Vasiliadis, der Österreicher Alessandro Schöpf und der gebürtige Bielefelder Fabian Kunze. Viel Erfahrung bringt hier auch Winter-Neuzugang Gonzalo Castro mit. „Gonzo“, bei Bayer 04 ausgebildet und später in 370 Pflichtspielen für die Werkself am Ball, kam bisher in allen sechs Partien dieses Jahres für den DSC zum Einsatz. Kreativer Kopf der Mannschaft und gleichzeitig ihr erfolgreichster Torschütze ist der Japaner Masaya Okugawa (8 Treffer), der häufig von Patrick Wimmer in Szene gesetzt wird. Der Österreicher, mit acht Assists bester Vorbereiter der Bielefelder, leitete mit einem genialen Pass auch jüngst beim 1:0 gegen den 1. FC Union Berlin den entscheidenden Okugawa-Treffer ein.   

Prunkstück

Wie zuletzt beim 1. FSV Mainz 05 wird es die Werkself auch gegen Bielefeld mit einer kompakten und meist extrem sattelfesten Defensive zu tun bekommen. Die Arminia kassierte bisher nur 29 Gegentore, und damit nur drei mehr als die hier führenden Bayern, Freiburger und Leipziger (jeweils 26). Auch mit sieben Spielen ohne Gegentor weist der DSC in der laufenden Saison einen Liga-Topwert auf.

Ausdruck einer robusten Spielweise sind die 115 Zweikämpfe, die die Arminia pro Begegnung führt – auch das ein absoluter Spitzenwert in der Bundesliga. Seit Frank Kramer vor fast genau einem Jahr am 2. März 2021 das sportliche Kommando bei den Bielefeldern übernahm, hat seine Mannschaft so oft zu null gespielt wie kein anderes Team, in 35 Partien insgesamt 13-mal. Auch 15 Unentschieden seitdem sind ein deutlicher Beleg für die Prioritäten, die Kramer setzt.

PROBLEME

Hinten lassen die Ostwestfalen wenig anbrennen, vorne hingegen fehlt es oft an Durchschlagskraft. Magere 22 Tore erzielte die Arminia bisher. Nur Tabellenschlusslicht SpVgg Greuther Fürth traf noch seltener (21). Zum Vergleich: Bayer 04 schoss in dieser Saison fast dreimal so viele Tore (60). In ihrem Offensivspiel ist der DSC stark abhängig vom Duo Okugawa/Wimmer, das exakt die Hälfte aller Bielefelder Treffer beisteuerte.

Prognose

Der Trend spricht für Bielefeld. Dass der Klub schlecht aus den Startlöchern kam, führt Sportchef Samir Arabi auf den großen Umbruch im vergangenen Sommer zurück. „Die Mannschaft hat ein bisschen Zeit gebraucht, sich zu finden. Jetzt sieht man Tag für Tag, wie sie sich weiterentwickelt.“ Mit 15 Punkten aus den vergangenen 8 Spielen haben sich die Arminen im Kampf um den Klassenerhalt ein bisschen Luft verschaffen können. Auch ihr relativ gutes Torverhältnis (-7) könnte im Vergleich zu den hier deutlich schwächeren Mitkonkurrenten am Ende noch wichtig sein.

Der aus Oberschwaben stammende Frank Kramer hat den Ostwestfalen – „Die ihr Licht etwas weiter unter den Scheffel stellen als sie es eigentlich müssten!“ (O-Ton Kramer) – neues Selbstvertrauen gegeben. Und Fabian Klos, der im Sommer scheidende Kult-Stürmer, versprach schon mal: „Ich wünsche mir zum Abschied nichts mehr, als dass wir alle zusammen an einem sonnigen Tag im Mai noch einmal den Klassenerhalt in der Bundesliga feiern können. Für dieses letzte gemeinsame Ziel werde ich bis zum Schluss alles geben und das DSC-Trikot mit Stolz tragen.“

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