Als Dieter Hecking in der Hinrunde unmittelbar vor dem Heimspiel gegen Bayer 04 das Traineramt beim VfL übernahm, hatten die Bochumer von den ersten neun Spielen in der Bundesliga acht verloren und nur ein Unentschieden geholt. Der Rückstand des damaligen Tabellenletzten auf den Relegationsplatz betrug sieben Punkte. Mit der Aufholjagd begann der VfL gleich gegen die Werkself, der man dank des späten Treffers von Koji Miyoshi in der 89. Minute noch ein 1:1 abtrotzte.
Aktuell nimmt der VfL im Tableau eben jenen 16. Rang ein, der damals noch in weiter Ferne lag. Entspannt ist die Situation an der Castroper Straße zwar immer noch nicht. Aber unter Hecking, dem gebürtigen Castrop-Rauxeler, ist die Hoffnung zurückgekehrt beim traditionsreichen Ruhrpott-Klub. Der 60-Jährige hat mit seiner Mannschaft in 17 Spielen 19 Punkte geholt. Mit dieser Ausbeute hätte der VfL in der Hinrunde einen Mittelfeldplatz belegt. Aber auch jetzt gilt: Der Klassenerhalt ist wieder ein realistisches Ziel. Fünf Punkte trennen die Bochumer noch von einem direkten Nicht-Abstiegsplatz. Bei noch acht ausstehenden Spielen ist das durchaus aufzuholen. Zumal die Blau-Weißen in den vergangenen Wochen mit beachtlichen Leistungen und Ergebnissen aufhorchen ließen. Und das insbesondere gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte. Gegen RB Leipzig machte Bochum beim Rückrunden-Auftakt aus einem 0:3-Halbzeitrückstand am Ende noch ein 3:3. Einem 2:0-Erfolg im Revierderby gegen Borussia Dortmund folgte ein Punktgewinn beim VfL Wolfsburg (1:1).
Ein richtiges Husarenstück gelang den Bochumern Anfang dieses Monats. Beim Rekordmeister FC Bayern drehten sie einen 0:2-Rückstand durch Tore von Jakov Medic, Ibrahima Sissoko und Matus Bero noch in einen spektakulären 3:2-Sieg und brachten dem Tabellenführer damit die erste Heimniederlage in dieser Bundesliga-Saison bei. „Fühlt sich an wie zehn Punkte, auch wenn es nur drei sind“, jubelte VfL-Torhüter Timo Horn nach dem Coup. Auch zuletzt bei der 1:3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt überzeugte der Revierklub über weite Strecken, bewies einmal mehr seine Comeback-Qualitäten. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer durch Gerrit Holtmann rettete Eintracht-Keeper Kaua Santos sein Team vor dem Ausgleich, als er einen Kopfball von Dani de Witt in der Nachspielzeit mit einer überragenden Parade entschärfte. „Das wäre ein 2:2 gegen eine absolute Top-Mannschaft und für mich ein gerechtes Unentschieden gewesen“, sagte Dieter Hecking nach der Partie. „Wir haben einen leidenschaftlichen Fight abgeliefert und um jeden Meter gekämpft.“ Die Frankfurter schlugen dann kurz vor dem Abpfiff noch zum dritten Mal zu.
Ein freies Wochenende gewährte Hecking seinen Spielern vor dem Beginn der heißen Saisonphase. Nur vier Nationalspieler waren im internationalen Einsatz, der Rest durfte entspannen. In die neue Trainingswoche startete der VfL ohne Linksverteidiger Bernardo und Mittelfeldspieler Koji Miyoshi. Letzterer zog sich beim Test gegen Zweitligist Preußen Münster (4:2) in der vergangenen Woche einen kleinen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Und auch der Brasilianer Bernardo, der gegen Frankfurt gelbgesperrt fehlte, droht für das Spiel gegen die Werkself erneut auszufallen. Den 29-Jährigen plagen neben Achillessehnen-Problemen nun auch Kniebeschwerden.
Im Tor dürfte Hecking wie in den vergangenen Wochen auf Timo Horn setzen. Der ehemalige Kölner stand beim 2:0 gegen Dortmund Mitte Februar erstmals für den erkrankten Patrick Drewes zwischen den Pfosten. Auch nach Drewes‘ Genesung blieb Horn im Kasten. Der 31-Jährige patzte zwar einmal entscheidend beim 0:1 gegen die TSG Hoffenheim, zeigte aber gegen den FC Bayern und Frankfurt wieder starke Leistungen. In der Abwehr könnte wie zuletzt Ivan Ordets neben Jakov Medic in der Innenverteidigung spielen. Auf den Außenpositionen stehen Maximilian Wittek (links), Felix Passlack und Tim Oermann zur Verfügung. Im Mittelfeld waren in den vergangenen Wochen Ibrahima Sissoko, Matus Bero und Winter-Neuzugang Tom Krauß (auf Leihbasis vom 1. FSV Mainz 05) erste Wahl. Ein weiterer Neuzugang hat sich ebenfalls schnell eingelebt „anne Castroper“: Stürmer Giorgos Masouras. Im Januar 2025 von Olympiakos Piräus ausgeliehen, entschied der griechische Nationalspieler mit einem Doppelpack das Revierderby gegen den BVB ganz alleine. Masouras spielte in den vergangenen fünf Spielen stets an der Seite von Philipp Hofmann. Allerdings ist nun auch Torjäger Myron Boadu für die Partie am Freitagabend in Leverkusen wieder eine Option für die Startelf.
Immer wieder sind es Standards der Gegner, die zu Gegentoren führen. Insgesamt kassierte der VfL auf diese Art 17 Treffer. Nur Holstein Kiel ist hier ebenso anfällig. Überhaupt stellen die Bochumer mit 53 Gegentoren die drittschwächste Defensive der Liga. Gleiches gilt für das Ranking in der Offensive. Nur 27 Treffer erzielte der VfL bisher – lediglich der 1. FC Union Berlin (23) und der FC St. Pauli (20) kommen auf noch weniger. Kaum Gefahr entfachen die Blau-Weißen bei eigenen Standards, nach denen sie bisher nur sechsmal einnetzen konnten. Und was das Passspiel betrifft: Hier bildet der VfL sowohl bei den gespielten Pässen als auch bei der Passquote das Schlusslicht.
Fußball ist in erster Linie harte Arbeit. Diese Haltung gehört zur DNA des VfL, weil sie das Lebensgefühl im Pott widerspiegelt. Die Blau-Weißen haben das auch in dieser Saison verinnerlicht. Im Schnitt bestreitet die Mannschaft 110 Zweikämpfe pro Spiel, das ist Liga-Höchstwert. „Die Fans erwarten nur eine Sache von uns Spielern: Dass wir alles geben auf dem Rasen und kämpfen. Die Leute hier geben niemals auf, das finde ich richtig gut.“ Sagt Myron Boadu. Der Niederländer mit ghanaischen Wurzeln spielt auf Leihbasis beim VfL, kam im Sommer 2024 von der AS Monaco. War aber vor seinem Wechsel nach Bochum schon für ein halbes Jahr an Twente Enschede ausgeliehen.
Wer weiß, wo die Bochumer tabellarisch stehen würden, wenn der 24 Jahre alte Stürmer nicht so häufig verletzt gewesen wäre. Denn Boadu erzielte in seinen zwölf Bundesliga-Spielen sieben Treffer für den VfL, knipste alle 88 Minuten – eine starke Quote. Er ist damit der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft. Beim 3:3 im Heimspiel gegen RB Leipzig Anfang dieses Jahres gelang ihm innerhalb von 14 Minuten ein Hattrick, womit er allein den 0:3-Rückstand ausgleichen konnte. Drei Wochen später erzielte er beide Treffer beim 2:2 gegen Holstein Kiel – innerhalb von 123 Sekunden. Danach fiel er wegen seiner Oberschenkelverletzung für die nächsten vier Spiele aus. Vor der Länderspielphase gab Boadu ein halbstündiges Comeback beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt. Und im Testspiel gegen Preußen Münster vergangene Woche steuerte er bei seinem 45-minütigen Einsatz schon wieder einen Treffer und zwei Assists zum 4:2-Sieg bei. Boadus Rückkehr in die Startelf wird nicht nur von den VfL-Fans sehnlichst erwartet. „Man hat gesehen, dass wir ihn unbedingt brauchen“, sagt auch Dieter Hecking.
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