Wie für Bayer 04 war die Winterpause auch für die Frankfurter zumindest ein klein wenig länger wie für viele andere Bundesliga-Teams. Grund: Beide Teams treten in der 2. Runde des DFB-Pokals gegeneinander an, die Partie wurde allerdings vom Termin kurz vor Heiligabend auf den 12. Januar verlegt. Nun heißt es also zweimal binnen zehn Tagen: SVB gegen SGE. Die Hessen jedenfalls konnten nach ihrem vergangenen Bundesliga-Auftritt mit einem guten Gefühl in die Feiertage gehen. Beim 2:0 gegen Augsburg beendeten sie mit einem überzeugenden Auftritt eine Durststrecke von zuvor neun Bundesligaspielen ohne Sieg. Eine Statistik, die allerdings erst einmal schlimmer klingt, als sie ist. Denn Frankfurt zu schlagen, ist in dieser Saison äußerst schwer. Nur zwei Niederlagen hat die Eintracht bislang hinnehmen müssen, sich gegen Top-Teams wie Leipzig, Dortmund und Mönchengladbach immer teuer verkauft und jeweils einen Punkt geholt. Das Remis, es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison der Frankfurter. Ganze 8 von 13 Bundesligaspielen der SGE endeten mit einem Unentschieden – Liga-Höchstwert. Passend dazu rangiert Frankfurt im Mittelfeld der Liga auf Platz neun.
An Heiligabend machte die Eintracht einen Abgang öffentlich: Stürmer Bas Dost wird künftig nicht mehr für Frankfurt auflaufen, sondern schließt sich zum neuen Jahr dem belgischen Meister Club Brügge an. Damit bleibt Trainer Adi Hütter in André Silva derzeit nur noch ein echter Mittelstürmer im Kader. Dost ist mit vier Saisontoren immerhin zweitbester Torschütze der Hessen. Hütter dürfte nun wohl auf die Genesung von Sommer-Neuzugang Ragnar Ache hoffen, der verletzungsbedingt erst zwei Pflichtspiele für das Team bestreiten konnte. Für die beiden Partien gegen die Werkself steht Ache nach seiner Oberschenkelverletzung aber noch nicht zur Verfügung. Die Hoffnungen im Sturm ruhen zunächst also ganz auf Silva, der sich bislang aber auch in sehr starker Verfassung gezeigt hat.
Einen anderen Winter-Abgang wird es bei Frankfurt noch geben – allerdings erst nach den Spielen gegen Bayer 04. Kapitän David Abraham wird nach dem Duell gegen Schalke 04 am 17. Januar in seine argentinische Heimat rückkehren. Damit stehen für ihn noch vier Einsätze im Trikot der SGE an, für die der langjährige Führungsspieler sicher enorm motiviert sein wird.
Während Abraham also gegen die Werkself auflaufen kann, muss Frankfurt auf einen anderen wichtigen Achsenspieler verzichten. Mittelfeldmann Sebastian Rode, einer der absoluten Leistungsträger im Team, sah zum Jahresabschluss gegen Augsburg seine fünfte Gelbe Karte und muss am Samstag gesperrt zuschauen.
Dass Frankfurt spielerisch eine sehr starke Mannschaft ist, geht in der öffentlichen Wahrnehmung etwas unter. Doch die Frankfurter haben nach dem Abgang der „Büffelherde“ Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller ihr Spielsystem umgestellt und versuchen es nun immer häufiger mit der feinen Klinge statt mit physischer Wucht – und das durchaus mit Erfolg: Frankfurt hat sich in dieser Saison ligaweit die viertmeisten Großchancen herausgespielt. In der Mittelfeldzentrale finden sich einige Spieler, die sehr gut mit dem Ball umgehen können. Der Japaner Daichi Kamada kommt etwa bereits auf sechs Torvorlagen in dieser Saison, nur Bayerns Kingsley Coman hat mehr. Zudem schöpft Leih-Rückkehrer Aymen Barkok zunehmend sein hohes spielerisches Potenzial aus und hat mit seiner feinen Technik mittlerweile einen festen Platz in der Frankfurter Offensive. Im Januar soll außerdem Amin Younes eine größere Rolle bei der SGE spielen. Der fünfmalige deutsche Nationalspieler, derzeit von der SSC Neapel ausgeliehen, absolvierte die beiden letzten Spiele vor Weihnachten von Beginn an und passt mit seinen Tempodribblings und seiner hohen spielerischen Klasse hervorragend ins Frankfurter Spielkonzept.
In Ballbesitz läuft die SGE-Maschinerie gut. Sobald die Hessen in einer Partie aber eher weniger an das Spielgerät kommen, gibt es noch Verbesserungspotenzial. Bestes Beispiel: Frankfurt schafft es häufig, nach Rückstand noch Zählbares mitzunehmen (schon 8 Punkte geholt), hat aber eben Probleme, sobald es darum geht, einen Vorsprung zu halten (bereits 13 Punkte abgegeben) – üblicherweise Situationen, in denen eher der Gegner den Ball hat. So gab Frankfurt beispielsweise kurz vor Weihnachten erst eine 1:0-Führung in Wolfsburg aus der Hand und verlor noch mit 1:2, nur vier Tage später führte die Eintracht gegen Mönchengladbach bis zur 90. Minute mit 3:1, um am Ende nur einen Punkt mitzunehmen. Das ist allerdings nicht nur der Defensive anzulasten. Auch die Umschaltaktionen funktionieren nicht wie gewünscht – Frankfurt hat noch kein Tor nach einem Konter erzielt.
Die SGE hat gezeigt, dass sie gegen die Top-Teams der Liga mithalten kann und unheimlich schwer zu schlagen ist. Gut möglich, dass die Eintracht in den kommenden Wochen in der Tabelle auch noch Boden gut macht und zu den internationalen Plätzen aufschließt. Nach dem Aufeinandertreffen mit der Werkself folgen im Januar noch fünf Spiele gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte – Teams, gegen die sich Frankfurt mit seiner Spielweise zumeist etwas einfacher tut.
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